Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt
Hüfte und griff nach seinem Arm. »Kannst du mir das beibringen?« fragte sie.
Einen Augenblick lang starrte er sie verständnislos an. Mit ihrem Körper drückte sie ihn gegen den Tisch.
»Boss ...«, sagte der zu klein geratene Mann hinter ihr.
Der Spieler winkte ungeduldig ab, und der Knirps schwieg. Dann schüttelte der Außenweltler leicht den Kopf, doch es war keine Weigerung; seine Mundwinkel hoben sich zu einem amüsierten Lächeln, nur sein Blick blieb teilnahmslos. »Sicher«, sagte er. Er umfaßte sie und ließ die Hände bis zu ihren paillettenbesetzten Hüften hinabgleiten. Dann drehte er sie um, daß sie ihr Gesicht dem Spieltisch zukehrte. Sie spürte, wie er sich unsanft gegen sie lehnte und sein erigiertes Glied in ihren Rücken preßte.
Er nahm ihre Hände, streifte die Filigranhandschuhe darüber und hob sie an, wie wenn sie auf einem Instrument spielen sollte. Ein Glühwürmchenschwarm tanzte vor ihren Augen. Vage bekam sie mit, daß ihre Freunde sie umringten und sie mit einer Mischung aus Neid und Vergnügen beobachteten, als das Spiel begann.
Er paßte ihre Hände seinem Rhythmus an, murmelte ihr Erklärungen und Anfeuerungen ins Ohr, während sie sich anstrengte, seinen anmutigen Bewegungen zu folgen. »Entspann dich«, flüsterte er. »Ob du gewinnst, ist unwichtig. Nur auf das Spiel kommt es an, laß dich einfach treiben, wie in einem Fluß ...«
Sie ließ sich treiben, und wurde von einer Aufwallung ihre Gefühle davongeschwemmt. Das Licht, die Musik, der Druck seines warmen Körpers, stachelten den Hunger in ihr an; im Rücken spürte sie den Beweis seiner Erregung, und ihr schwindelte. Sie ging völlig auf in der Hitze der Sinne und im Fluß ihrer Gefühle, bis sie mit dem Mann zu verschmelzen schien; ihre Bewegungen waren auch die seinen, sie schaute mit seinen Augen, und als das Gold auf sie herabregnete, geriet sie in einen Rausch des Gewinnens; sie hörte die staunenden Ausrufe der Zuschauer, Applaus, Gelächter, sah die strahlenden Gesichter ihrer Freunde, und das glänzende Gold ...
Auf einmal ließen ihre Hände sie im Stich; als sie nach dem goldenen Strahl fassen wollte, griff sie daneben und daneben und daneben ... Der Bann, unter dem sie stand, brach, und plötzlich merkte sie, daß die Hände des Außenweltlers, der die ihren durch das komplizierte Ritual geführt hatten, nicht mehr da waren. Überrascht und erstaunt sah sie, daß das Licht dunkler wurde; die Zuschauer begannen zu murren und zerstreuten sich. Langsam pellte sie das goldene Netzwerk von ihren tauben Fingern. Keine phantastisch geschmückten Arme umfaßten sie, der warme, erregende Druck in ihrem Rücken war fort.
Als sie sich umdrehte, stellte sie fest, daß der Außenweltler verschwunden war, und sie wußte nicht einmal, wann er sie alleingelassen hatte; ohne ein Wort zu sagen, hatte er sich verdrückt.
Ihre Freunde scharten sich um sie, überschütteten sie mit dümmlichen, eifersüchtigen Sticheleien und Lob; Worte, die genauso unecht waren wie der goldene Regen. Elco Teel stand neben ihr und grinste hämisch, als er ihren Gesichtsausdruck sah. »Er ist zu gerissen für dich, meine kleine Mutteranbeterin.« So nannten die Außenweltler die Tiamataner, wenn sie sie beleidigen wollten, und sie zog die Stirn kraus. »Du bist in deine eigene Falle getappt«, murmelte er schadenfroh. Kurzerhand rammte sie ihm ihr Knie in die Leisten – nicht so fest, daß er umkippte, aber heftig genug, daß er zu fluchen anfing.
»Miststück!« murmelte er, doch er lächelte dabei.
»War das nicht schön?« Sie küßte ihn und ließ es zu, daß seine Zunge in ihren Mund glitt. Dabei schloß sie die Augen und stellte sich vor, der Außenweltler würde sie küssen.
In der Gruppe bewegten sie sich durch die Menge, gemeinsam fühlten sie sich stark unter den Außenwelt-lern, deren Zahl ständig zunahm. Sie spielten, beobachteten und lernten; angesichts der Blasiertheit der Fremden kamen sie sich linkisch und provinziell vor. Als Tor ihnen nach drei Drinks nichts mehr zu trinken gab, verkrümelten sie sich aus dem Club und trieben sich draußen herum, auf der Suche nach schlichteren und vertrauteren Zerstreuungen.
Als sie am Eingang zur Olivinalle vorbeikamen, blieb Ariele stehen und spähte die Straße entlang. Seit sie sich zurückerinnern konnte, war in dem sonderbar barocken, bienenstockartigen Gebäude der Sitz des Sibyllen-Colleges gewesen, das ihre Mutter gegründet hatte. Doch nun war die Straße wieder in
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