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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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sagte: Sie sei davon überzeugt, daß jetzt jeder wisse, warum jedes intelligente Lebewesen mit dem gleichen Respekt behandelt werden müsse ... Aber wehe dem der noch einmal einen Eingeborenen als ›Mutteranbeter‹ bezeichnete; der könne gleich seinen Sold abholen und die Uniform abgeben. Das kann sie doch nicht mit Gewalt durchsetzen.«
    »Warum denn nicht?« entgegnete Gundhalinu. »Ihre neuen Methoden finden meine volle Unterstützung –und die Ihre hoffentlich auch.«
    Vhanu blickte ihn forschend an und hob die Schultern. »Doch, ja.«
    Gundhalinu betrachtete die vorbeieilenden Passanten. »Eines habe ich im Laufe der Jahre gelernt, NR: aufgeklärter Egoismus bewirkt mehr Gutes als das bloße Verständnis einer Situation.«
    »Schon möglich«, räumte Vhanu mürrisch ein. Er blickte zur Seite, als ein Betrunkener ihnen etwas zurief; ein Fischkopf, der aus irgeneiner Allee geworfen wurde, klatschte gegen das unsichtbare Energiefeld seines Körperschilds und landete vor seinen Füßen. »Vielleicht sollte man ihr raten, dieselben Methoden bei den Eingeborenen anzuwenden, die sie ja so gut kennt.«
    Gundhalinu schob den Fischkopf mit der Schuhspitze beiseite. »Wie kommen Sie eigentlich mit den örtlichen Konstablern zurecht?«
    »Überraschend gut, alles in allem«, gab Vhanu zu. »Sie scheinen froh zu sein, daß wir ihnen helfen, mit der wachsenden Bevölkerung der Stadt fertigzuwerden. Die einheimischen Konstabler sind tüchtig und kompetent, aber sie kennen ihre Grenzen.«
    »PalaThion hat sie ausgebildet«, sagte Gundhalinu. »Geben Sie ihr eine Chance, und lassen Sie sie beweisen, was sie für uns tun kann. Sowohl für uns wie für die Einheimischen gelten jetzt andere Regeln. Wenn die Tiamataner nicht begreifen, daß wir sie vor unseren eigenen Leuten beschützen wollen, dann wird es nicht bei Pfiffen und geworfenen Fischköpfen bleiben; dann eskaliert die Gewalt.«
    »Sie sagten doch, PalaThion habe während der Regierungszeit der Schneekönigin hier als Polizeikommandantin gedient.« Vhanu schloß mit einer Geste die gesamte Stadt ein. »Sind die Zustände denn schlimmer geworden, seit die Sommerkönigin an der Macht ist?«
    »Nicht schlimmer, sondern anders«, erwiderte Gundhalinu und schüttelte den Kopf. Sie traten zur Seite, um der beinahe geräuschlos fahrenden Trambahn auszuweichen. »Damals bestand die Truppe größtenteils aus Newhavenesern, sturen, verbissenen Leuten. Sie begriffen überhaupt nichts. Und die Schneekönigin hatte ihre eigenen Gründe, um uns das Leben schwer zu machen; darin war sie eine Meisterin. Sie begünstigte die kriminellen Elemente auf Tiamat, weil sie genau wußte, daß die rechtmäßige Regierung ihr Volk ausbeutete. Jetzt können wir der neuen Königin beweisen, daß sich das geändert hat – daß beide Seiten von der neuen Beziehung profitieren können.«
    »Also ehrlich, BZ, welche Schätze – außer dem Wasser des Lebens – hätte Tiamat uns denn zu bieten? Ich habe nichts gesehen ...«
    »Ein gutes Argument, Kommandant Vhanu«, sagte jemand auf Tiamatanisch hinter ihnen.
    Gundhalinu drehte sich um; er staunte, daß jemand, und dazu noch ein Einheimischer, sein Gespräch mit Vhanu so ungezwungen unterbrach. Er erkannte Kirard Set Wayaways vom Stadtrat – vage entsann er sich, daß er damals ein Günstling der Schneekönigin gewesen war. Wayaways hatte damals jeden – auch ihn –, der nicht in Arienrhods Gunst stand, mit spöttischer Überheblichkeit behandelt. Bei ihrer ersten Begegnung sah Wayaways nicht älter als zwanzig Standardjahre aus, obwohl gemunkelt wurde, er sei an die sechzig. Doch ohne das Wasser des Lebens hatte die Zeit auch ihn gezeichnet. Mit stiller Genugtuung nahm Gundhalinu die Falten im Gesicht wahr.
    »Wieso geht ihr zu Fuß, wenn ihr doch unsere neuen öffentlichen Verkehrsmittel benutzen könnt?« Wayaways deutete auf eine Tram, die gerade an ihnen vorbeifuhr.
    »Wir haben nicht weit zu gehen«, erwiderte Gundhalinu und blickte die Straße entlang. »Wenn ich einen ganzen Tag lang bei Konferenzen und vor dem Computer gesessen habe, ziehe ich einen Fußmarsch vor.«
    »Eine gute Idee. Man sagt, körperliche Bewegung sei eine der Möglichkeiten, um jung zu bleiben.« Wayaways zeigte sein zynisches Lächeln, an das Gundhalinu sich nur mit Abscheu erinnerte.
    »Für mich die beste.« Gundhalinu wollte weitergehen, um das Gespräch zu beenden.
    »Haben Sie sich deshalb entschlossen, aus der Tram auszusteige und uns zu begleiten?« fragte

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