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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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rauschte sie an ihnen vorbei.
    »Die Königin möchte Sie sprechen, Ma'am.« Der Offizier führte sie in ein Büro, salutierte und entfernte sich, die Tür hinter sich schließend.
    Überrascht starrte Jerusha PalaThion sie an; den Stapel Sachen, den sie gerade schleppte, ließ sie nachlässig in eine Kiste fallen.
    Mond stutzte und furchte die Stirn. »Was machst du da?« fragte sie. Neben Gundhalinus Computerschreibtisch stapelten sich weitere Kisten, die bereits voll waren; die Regale und Schränke im Büro sahen aus wie leergefegt.
    »Ich räume meinen Schreibtisch aus«, antwortete Jerusha zynisch. »Heute früh erklärte mir der Polizeikommandant, er habe BZ des Verrats angeklagt und das Kriegsrecht verhängt. Außerdem sei ich von meinem Posten als Polizei-Inspektorin enthoben.«
    »Bei der Herrin!« Mond schlug mit der geballten Faust gegen die Tür, als die Erinnerung an die letzte Nacht sie überkam. Dann lehnte sie sich ermattet gegen die Wand. »Verflucht soll er sein! Möge er in einer Hölle seiner eigenen Wahl schmoren!« Als sie Jerusha in die Augen blickte, entdeckte sie einen Ausdruck von Mitgefühl und Zustimmung. »Hast du BZ gesehen – hast du mit ihm gesprochen? Geht es ihm gut?«
    Jerusha schüttelte den Kopf. »Vhanu läßt keinen in seine Nähe; und erst recht niemanden, der in die Versuchung geraten könnte, ihm zu helfen. Beim Bootsmann, ich hab's versucht!« Sie ließ sich auf ihren Schreibtischsessel fallen und stützte die Stirn mit den Händen ab.
    Mond ging zu ihr. »Er hat das Kriegsrecht verhängt, sagst du? Woher nimmt er die Befugnis?«
    »In der Machthierarchie kommt er gleich nach dem Obersten Richter. Jetzt, da man BZ seines Amtes enthoben hat, ist Vhanu für derlei Entscheidungen zuständig. Er sagt, es herrsche ein Notstand, bis er Weisungen vom Zentralen Komitee erhält, oder sie einen neuen Obersten Richter hierherschicken. Im Grunde ermächtigt ihn das zu jeder Handlungsweise.« Jerusha machte ein grimmiges Gesicht.
    »Und wenn ich Einspruch erhebe?« Mond brach ab, als plötzlich hinter ihr die Tür aufging.
    »Ich habe Vollmacht, meine Entschlüsse notfalls mit Gewalt durchzusetzen«, sagte der Polizeikommandant ruhig. Er deutete eine korrekte Verbeugung an. »Herrin.« Dann wandte er sich von ihr ab und sah Jerusha an. Sie stand auf und salutierte förmlich. Mit teilnahmsloser Miene grüßte er zurück.
    Mond spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß. »Drohen Sie etwa damit, mein Volk anzugreifen?« fragte sie wutentbrannt.
    »Nur, wenn Sie mich dazu zwingen.« Seine Augen waren so undurchdringlich und schwarz wie Obsidian. »Und was genau meinen Sie damit?
    »Ich habe vor, die Jagd auf die Mers wiederaufzunehmen. Wenn Sie oder Ihr Volk mir Schwierigkeiten bereiten, greife ich zu Vergeltungsmaßnahmen. Ich brauche wohl nicht extra zu betonen, daß Ihr Volk jeden Konflikt verlieren wird, und nicht die Hegemonie.«
    »Versteht die Hegemonie
das
unter ›Autonomie‹?« fragte Mond. »Daß man sich frei nach Belieben in unsere inneren Angelegenheiten einmischt? Ist die Ausbeutung unserer Welt wichtiger als unsere Kultur und unsere Religion ... oder das Recht der Mers auf Leben? Die Mers haben mehr Anspruch auf diesen Planeten als alle anderen – einschließlich mein eigenes Volk. Und sie wollen nichts weiter als überleben.«
    »In Zeiten der Unruhe und des Zwistes ist es erforderlich, den Notstand auszurufen und das Kriegsrecht zu verhängen«, erwiderte Vhanu ungerührt. »Wir sind hier, um den Frieden zu wahren.«
    »Man sagte mir, Ihr Volk stelle die Ehre über alles. Offenbar hat man mich falsch informiert«, versetzte Mond. Sie hörte, wie Jerusha scharf den Atem einsog;
    Vhanus Blick flackerte, und sie wußte, daß sie seinen empfindlichsten Nerv getroffen hatte.
    Er preßte die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Sie sollten besser aufpassen, was Sie sagen, Herrin. Einzig und allein Ihre hochgeschätzte Autonomie ist es, die mich noch daran hindert, Sie unter dieselbe Anklage zu stellen wie den Obersten Richter.«
    Sie wurde rot. »Sie hatten kein Recht!«
    »Ich hatte kein Recht?« Seine Hände zuckten, und er ballte die Fäuste. »Sie hatten nicht das Recht, ihn zu verführen, ihren Körper zu benutzen, um sich von ihm alles zu ergattern, was Sie wollten! Und er hatte kein Recht, sich von seinem eigenen Volk abzuwenden! Er hatte kein Recht, so schwach zu sein. Jemand mußte diesem Wahnsinn ein Ende setzen, bevor er alles verpfuscht hätte, was wir

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