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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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bis jetzt erreicht haben. Ich war einmal sein bester Freund! Verdammt sollen Sie sein!« Ein Zittern durchlief seinen Körper, wie wenn er sich beherrschen müßte, um Mond nicht tätlich anzugreifen.
    »Aber Sie hielten nur so lange zu ihm, wie er Ihnen jeden Wunsch erfüllte«, entgegnete sie kühl. »Er liebt mich, und ich liebe ihn. Doch seine Entscheidungen traf er nicht, weil er mein Liebhaber war, sondern weil er im Gegensatz zu Ihnen ein Mann von Ehre ist.«
    Eine geraume Zeit lang starrte Vhanu sie an; seine Lippen bebten. Zum Schluß murmelte er etwas auf Sandhi und blickte weg. Sie übersetzte seine mürrischen Worte:
Barbarenhure.
    Auf Sandhi sagte sie: »Möchten Sie sich lieber in Ihrer eigenen Sprache unterhalten, Kommandant Vhanu? Ich beherrsche sie recht gut.«
    Er sah sie wieder an, und die hellen Sprenkel auf seinem braunen Gesicht färbten sich blutrot. Tief holte er Luft. »Ich glaube, wir haben uns in keiner Sprache noch etwas zu sagen, Herrin«, antwortete er auf Tiamatanisch. Er rüstete sich zum Gehen.
    »Ich will ihn sehen«, sagte Mond. »Dieses Recht dürfen Sie mir nicht verweigern.«
    Er drehte sich wieder um. »Das geht leider nicht; er ist nämlich nicht mehr hier.«
    Sie erstarrte. »Was?«
    »Er ist fort.« Vhanu zuckte die Achseln. »Unterwegs nach Kharemough, um sich vor dem Hohen Gericht zu verantworten. Sein Hierbleiben hätte einen Aufruhr auslösen können, deshalb ließ ich ihn umgehend deportieren.«
    Als sie seine selbstgefällige Miene sah, schnürte sich
    ihr die Kehle zusammen. »Sie wollten es also nicht riskieren, daß man ihm rechtgegeben hätte«, warf sie ihm vor. »Sie hatten Angst, er könnte sich bei anderen Leuten Gehör verschaffen, die vernünftiger sind als
    Sie.«
    »Hüten Sie Ihre Zunge, Herrin«, warnte er sie. Dann vollführte er eine tadellose Verbeugung. Er drehte sich um und öffnete die Tür. Doch ehe er ging, sagte er: »Im übrigen weiß ich jetzt, daß Ihre fanatischen Prophezeiungen, die Mers würden unseretwegen aussterben, nicht nur abergläubischer Humbug, sondern glatte Lügen sind. Meine Leute sagen mir, im Ozean würde es von Mers nur so wimmeln, von einer Dezimierung kann
    gar keine Rede sein.«
    »Nein!« Sie ging einen Schritt auf ihn zu. »Ihre Leute irren sich, die Mers sind tatsächlich vom Aussterben bedroht. Suchen Sie weiter, lassen Sie den gesamten Ozean absuchen, die Mittel dazu haben Sie ja. Und Sie werden feststellen, daß die See leer ist.«
    Er schüttelte den Kopf und sah sie beinahe mitleidsvoll an, wie wenn sie nicht einmal seiner Verachtung würdig wäre. Ohne eine Antwort zu geben, entfernte er sich.
    Mitten im Zimmer blieb Mond stehen, bis ihr Zorn sich legte. Dann wandte sie sich an Jerusha.
    Jerusha saß wieder hinter ihrem Schreibtisch; ihr Blick war voller Fragen, ihre Miene verhieß nichts Gutes. Sie holte ein Päckchen Iestas aus der Tasche, stopfte sich eine Handvoll in den Mund und kaute darauf herum, um ihre Nerven zu beruhigen.
    Erschöpft ließ sich Mond in einen Sessel fallen. »BZ kann nicht fort sein«, beharrte sie und betrachtete ihre Hände, die zuckend in ihrem Schoß lagen, wie sterbende Insekten. »Wie ist das nur passiert? Ich kann es immer noch nicht fassen.«
    »Nichts ist unmöglich«, murmelte Jerusha.
    »Doch, das hier ist es.« Mond hob den Kopf. »BZ mußte auf Tiamat bleiben, alle beide mußten hierbleiben – es war ihre Bestimmung ... Wir alle hatten die uns zukommenden Plätze eingenommen. Und plötzlich – gerade in dem Augenblick, da jeder bereit war –sind alle wieder weg.« Sie schüttelte den Kopf, wie eine Frau, die sich geschlagen gibt.
    Jerusha starrte sie an, und in ihren Augen lag ein Ausdruck, den Mond seit Jahren nicht mehr bei ihr gesehen hatte. »Bei allen Göttern«, staunte sie. »Es hat wieder zu dir gesprochen, nicht wahr – das Bewußtsein des Sibyllennetzes ... wie damals, als du Königin werden solltest.«
    Mond nickte stumm.
    »Und wer ist diese dritte Person?«
    »Reede ... Reede Kullervo.«
    Jerushas Augen weiteten sich; stirnrunzelnd wandte sie den Blick ab. »Er arbeitet für die Quelle. BZ wollte, daß man ihn aufgreift. Aber es mußte inoffiziell geschehen. Kitaro befaßte sich damit, bevor sie ...« Sie sah Mond wieder an. »Was geht hier eigentlich vor?«
    Mond erzählte ihr, wie alles anfing, und konzentrierte ihre abschweifenden Gedanken.
    »Und welche Aufgabe hatte man euch dreien zugedacht?« fragte Jerusha, nachdem sie geendet hatte.
    »Es geht darum

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