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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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sich seinem Sohn gegenüber wie ein Fremder, und er entsann sich, daß er auch zu seinem Vater nie ein vertrautes Verhältnis gefunden hatte. »Es ist mir eine Ehre, davon zu erfahren«, setzte er hinzu.
    Tammis lächelte flüchtig, ehe er sich wieder an seine
    Mutter wandte. »Was ist los?« fragte er verdutzt.
    Sie preßte sich den Handrücken gegen den Mund und schüttelte stumm den Kopf; ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Setz dich hin, Tammis«, sagte Gundhalinu ruhig.
    Mit abgewandtem Gesicht erklärte er die Situation; er wollte nicht sehen, wie Tammis oder Mond reagierten.
    »Unser aller Mutter ...«, murmelte Tammis, nachdem BZ geendet hatte.
    »Es tut mir leid, Tammis«, flüsterte Mond, »daß ich deine schöne Nachricht ruiniere.« Sie stand auf und ging zu ihm. Mit einem um Entschuldigung heischenden Ausdruck blickte sie auf ihren Sohn. Doch plötzlich lächelte sie. »Ich kann es kaum glauben«, sagte sie, und ihr Lächeln wurde strahlender. »Danke, daß du mir neuen Mut gemacht hast.« Tammis erhob sich von seinem Stuhl; BZ sah zu, wie Mutter und Sohn einander verlegen umarmten, so liebevoll, wie er gern sein eigenes Kind umarmt hätte, das er kaum kannte. Ein Kind, dachte er, ist immer ein Zeichen der Hoffnung.
    »Glaubst du, Da schafft es, Ariele zurückzubringen?« fragte Tammis, als Mond ihn endlich losließ.
    »Ich weiß es nicht.« Mond schaute BZ an.
    »Können Sie ihnen denn nicht helfen?« fragte Tammis. »Sie könnten doch eine Polizeitruppe losschicken.«
    »So einfach ist das nicht«, entgegnete BZ. »Bei allen meinen Vorfahren, ich werde tun, was ich kann.« Er betrachtete den eingeschalteten Computer, der seine Geheimnisse nicht preisgeben wollte. »Tammis, kennst du dich vielleicht mit den Codes aus, die dein Vater benutzt, um seine privaten Aufzeichnungen zu sperren?« Es war eine rhetorische Frage, er wußte ja, daß Tammis und Funke sich nie nahegestanden hatten.
    Doch Tammis nickte und schaute neugierig drein. »Er bedient sich gewisser Passagen aus den Gesängen der Mers.« Als Gundhalinu verblüfft den Kopf hob, zuckte er die Achseln. »Er hatte nur dann Lust, sich ausführlicher mit mir zu unterhalten, wenn ich ihm etwas Neues Tiber die Mers erzählte.« Aus einem Beutel, den er an seinem Gürtel trug, nahm er eine Flöte; BZ fiel auf, daß er sie immer bei sich trug, wie Funke die seine. Eine Weile betrachtete Tammis die zerbrechliche Muschel, und seine Augen nahmen einen nachdenklichen Ausdruck an.
    »Was ist, Tammis?« fragte Mond leise.
    Er schaute wieder hoch. »Ich überlege gerade«, sagte er mit kaum hörbarer Stimme, ob Da auch losgezogen wäre, um mich zurückzuholen.« Er setzte die Flöte an die Lippen und stellte sich neben BZ, der vor dem stummen Computerterminal hockte. Tammis spielte ein paar Takte; der Computer reagierte nicht. Er probierte eine Weise nach der anderen aus. Endlich, nachdem er ungefähr ein Dutzend verschiedener Passagen gespielt hatte, erwachte der leere Bildschirm plötzlich zum Leben. Das Programm öffnete seine unsichtbaren Türen, und die Daten begannen zu strömen.
    BZ und Tammis tauschten ein triumphierendes Lächeln aus. Dann widmete er sich wieder dem Informationsfluß, und dank der durch den Survey erlernten Techniken nahm er die Symbole visuell beinahe genauso rasch in sich auf, wie wenn er direkt in das Programm eingeklinkt wäre.
Die Gesänge der Mers gleichen in ihrem strengen Aufbau einer Fuge; die Stimmen setzen nacheinander mit demselben Thema ein .
    Musik erklang, als Funkes Programm die Stränge eines akustischen Netzes reproduzierte und diese kunstvoll miteinander verflocht; der Bildschirm löste dieses komplizierte Klangmuster in mathematische Gleichungen auf. Fasziniert folgte BZ den Ausführungen; wie von weitem nahm er wahr, daß Mond und Tammis miteinander flüsterten und sich dann anschickten, weiter das Zimmer zu durchsuchen.
    Zweimal studierte Gundhalinu die kompletten Aufzeichnungen, so sehr fesselten ihn die Resultate. Funke hatte einen Schlüssel gefunden, dessen war er sich ganz sicher. – Die mathematische Struktur der Musik war ein Code, und zwar einer, der in irgendeinem Teil seines eigenen Bewußtseins eine Resonanz erzeugte; dieser Code sprach die nonverbalen Tiefen des Gehirns an, in denen die Musikalität und das mathematische Verständnis eines Menschen wurzelten.
    Er beobachtete und lauschte, während sich Bezugssysteme formten; angesichts der Genialität ihres Schöpfers spürte er eine Anwandlung

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