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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Gesicht des Piraten. Jetzt begriff er, weshalb ihm die Stimme bekannt vorgekommen war. Er wischte sich die Augen ab und fluchte verzweifelt, als der Tränenstrom nicht aufhörte.
    »Macht nichts«, meinte der Pirat. »Sie schwemmen den Mist aus deinen Augen. In zwei, drei Tagen sind sie geheilt, falls sie sich nicht entzünden.«
    Gundhalinu ließ die Hände wieder sinken. Dann drehte er den Kopf, zu mehr fehlte ihm die Kraft. Er lag nackt auf einer Pritsche, halb mit einer Decke zugedeckt, und sein Körper war mit Teer, Blutergüssen und Wunden übersät. Alles tat ihm weh; er war froh, daß er nicht genau sehen konnte, wie man ihn zugerichtet hatte.
    »Du hast verdammtes Glück gehabt«, meinte der Pirat; Gundhalinu knurrte skeptisch. »Du siehst zwar aus wie eine aufgewärmte Leiche, aber es ist kein Knochen gebrochen, und die Wunden werden abheilen. Wenn man bedenkt, wer du bist, haben sie dich noch sehr rücksichtsvoll behandelt. Wahrscheinlich hatten sie doch Angst vor dem Virus in deinem Blut – obwohl sie die Absicht hatten, dich zu töten.«
    »Hast du mich gerettet?« fragte Gundhalinu. Jedes Wort strengte ihn an.
    »Ich nicht, Verräter.« Der Pirat schüttelte den Kopf und lächelte zynisch. »Ich sagte doch, um dich würde es sich nicht lohnen. Der da war's.« Er deutete über seine Schulter.
    Blinzelnd nahm Gundhalinu hinter dem Piraten eine Gestalt wahr, die im Schatten lauerte. Er merkte, daß sie sich in einer Art Unterstand aufhielten, die Wände reflektierten den Schimmer eines kleinen Heizstrahlers. Der andere Mann rückte näher heran; sein massiger Körper ragte über dem Piraten auf, bis er Gundhalinus Blickfeld füllte. »Das ist der Polizistenkiller. Er hat dir das Leben gerettet.«
    Gundhalinu glotzte den Kerl an. Durch den struppigen schwarzen Bart stahl sich ein Lächeln und entblößte seine gelben Zähne. Die Augen glichen kleinen schwarzen Kohlestücken und verloren sich fast in dem freien Schlitz zwischen dem Bartgestrüpp und dem verfilzten Haar. Vom Gesicht war nichts zu erkennen. »Warum?« flüsterte Gundhalinu.
    Ein gutturales Gemurmel kam über die Lippen, die im Bart versteckt waren.
    Gundhalinu schüttelte den Kopf und machte die Augen zu; er verstand nicht, was der Mann sagte, er war sich nicht einmal sicher, welche Sprache er benutzte.
    »Weil du ein Sibyl bist«, half der Pirat aus.
    In Gundhalinu wallte ein Gefühl der Dankbarkeit auf, um so ausgeprägter, angesichts dessen, was ihm der brutale Mob angetan hatte. »Sag ihm, ich ...«
    »Er kann dich verstehen«, schnitt der Pirat ihm das Wort ab. »Er spricht nur so undeutlich, weil er bloß noch eine halbe Zunge hat. Deshalb ist er aber nicht blöd, du solltest ihn nicht unterschätzen.«
    Gundhalinu wandte den Blick vom Piraten ab und peilte den Polizistenkiller an. »Man darf niemanden unterschätzen; das habe ich schon vor langer Zeit gelernt.« Er deutete ein Lächeln an.
    Der Polizistenkiller brabbelte etwas vor sich hin und gab ein häßliches Lachen von sich.
    »Für einen Techniker bist du sehr ungewöhnlich«, meinte der Pirat. »Oder für einen Blauen. Ich hatte angenommen, für gewisse Dinge wärst du blind ... Aber er will nicht deine Dankbarkeit, er möchte dich etwas fragen.«
    Gundhalinu schaute wieder in die unergründlichen Augen des Polizistenkillers. Plötzlich bückte sich der Mann und umklammerte Gundhalinus Kinn mit seiner Pranke; unwillkürlich schrie Gundhalinu auf. Während der Polizistenkiller sein Gesicht wie in einem Schraubstock festhielt, strömte noch mehr unverständliches Gebrabbel aus seinem Mund.
    »Er möchte über seine Familie Bescheid wissen«, dolmetschte der Pirat. »Als man ihn hierher verschleppte, ließ er in Rishon City, drüben auf der Tagseite, zwei Ehefrauen und elf Kinder zurück. Er will wissen, was aus ihnen geworden ist, und er will es sofort wissen.«
    Gundhalinu schloß die Augen und fragte sich, woher er die Kraft für einen Transfer nehmen sollte; aber ihm war klar, daß er es irgendwie schaffen mußte. Sobald der Transfer erst begonnen hatte, würde die unerschöpfliche Energie des Sibyllennetzes ihn unterstützen. »Er soll mir Namen nennen ...
Eingabe –«,
flüsterte er und konzentrierte sich mit aller Willensanstrengung auf die Antwort. Dann fühlte er, wie er senkrecht nach unten stürzte, als der Grund seines Bewußtseins nachgab, und dankbar fiel er in die wartende Dunkelheit ...
    »Keine weitere Analyse.«
    Die Worte, die den Transfer beendeten, hallten in

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