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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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beherrschten.
    Er starrte in ein Paar kalter, gefühllos dreinblickender Augen und streckte die Hände aus; die ungeschlachten, schwieligen Finger des Kerls fuhren über seine glatte
    Haut. Der Mann schnaubte durch die Nase und schüttelte den Kopf. »Bürokrat.«
    »Ich kann Geräte reparieren«, sagte Gundhalinu auf Trade. »Ich bin ein guter Mechaniker.«
    »Ich hab nichts zu reparieren«, erwiderte der Kerl. »Und du bist mir nicht hübsch genug.« Er ging weiter.
    Jemand anders trat an seine Stelle. »Du sagst, du kannst Sachen reparieren?« Gundhalinu nickte und musterte den Mann in gleicher Weise, wie dieser ihn. Der Gangboss war ungefähr so groß wie er, hager, grobknochig, keine beeindruckende Erscheinung. Das Gesicht war dunkel und schmutzverkrustet, die grauen Augen lagen tief in den Höhlen. Seine Heimatwelt konnte Gundhalinu nicht erraten, doch er merkte, daß dieser Mann kein Dummkopf war. »Kharemoughi?« fragte der Ross.
    Gundhalinu nickte. »Tech?«
    Abermals nickte er, wenn auch zögernd; er spürte, daß dieser Mann eine Lüge durchschauen würde. »Weshalb hat man dich verurteilt?«
    »Verrat«, antwortete Gundhalinu verdutzt.
    Der Mann zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, du bist mir zu raffiniert«, meinte er.
    »Die Politischen taugen zu nichts, sie sind der Mühe nicht wert.«
    Als der Mann weggehen wollte, reagierte Gundhalinu blitzschnell. Mit einem Polizeigriff warf er ihn aus der Balance; völlig überrumpelt, fiel der Mann flach auf den Rücken. Gundhalinu starrte auf ihn hinab. »Ich kann auf mich selbst aufpassen«, sagte er.
    Langsam rappelte der Mann sich hoch; grollend, doch fast gegen seinen Willen amüsiert. »Okay«, sagte er achselzuckend. »Mich haben sie wegen Piraterie drangekriegt; komm mit, Verräter.« Er machte kehrt und wollte losmarschieren.
    »Er ist ein Blauer!«
    Der Pirat wirbelte herum; der Sträfling, der als einziger noch neben Gundhalinu stand, hatte die Worte herausgebrüllt. »Ist das wahr, Verräter?« fragte der Pira mit leiser Stimme, doch seine Blicke waren scharf wie Dolche.
    »Der Wärter hat ›Kommandant‹ zu ihm gesagt. sagte: ›Viel Glück, Kommandant, Sie werden es brauchen.«‹
    »Tatsächlich?« Der Gangboss, der Gundhalinu abgelehnt hatte, drängte sich vor. Aus dem Augenwinkel sah Gundhalinu, wie sich Köpfe zu ihm umdrehten, und die Meute unerbittlich auf ihn zusteuerte, wie wenn er plötzlich magnetische Kräfte entwickelt hätte. Der hünenhafte Kerl boxte ihn heftig gegen die Brust, und rückwärts taumelte er in die wartenden Arme von et , nem halben Dutzend Männer. Mit Fußtritten und Ellbogenstößen kämpfte er sich frei, als man ihn zu packen versuchte.
    Dann stand er mitten in einem Kreis von Sträflinge die einen Wall um ihn bildeten. »Ich bin ein Sibyl«, rief er mit brüchiger Stimme. »Hütet euch, mich anzufansen!«
    Er hob die Hand an den Hals, um die Tätowierung zu entblößen, die gleichzeitig vor biologischer Verseuche warnte. Seine Finger stießen gegen den kalten Mettallblock, und ihm fiel ein, daß der Kragen die Tätowier völlig verdeckte.
    »Wo bleibt der Beweis?« rief jemand.
    »Er kann es nicht beweisen; er lügt.«
    »Kommt näher, und ihr werdet es sehen«, forderte Gundhalinu sie heraus.
    »Willst du mich etwa beißen, Blauer?« Irgendwer lachte.
    »Du kannst mir in den Schwanz beißen, du Schwanzlutscher von einem Kharemoughi.«
    »Ich hab sowieso nie daran geglaubt, daß es den Tod bedeutet, wenn man einen Sibyl plattmacht.«
    Gundhalinu hörte das Gejohle und Gegröle, die in einem halben Dutzend Sprachen gemurmelten Drohungen und Flüche – die Geräusche eines Mobs, der nach Unterhaltung lechzte, nach einem Ventil für angestaute Aggressionen, nach einem Opfer. Langsam drehte er sich um die eigene Achse, als die Falle aus Menschenleibern zuschnappte.
    Anfangs attackierten sie ihn einzeln und zu zweien, und er konnte sie abwehren; er trieb sie in die Meute zurück oder schlug sie nieder. Die ersten Schläge, die er selbst einsteckte, registrierte er kaum; er hatte schon lange nicht mehr gekämpft, selbst nicht trainingshalber, aber der durch Angst erzeugte Adrenalinstoß schärfte seine Reflexe und dämpfte sein Schmerzempfinden.
    Dann griffen sie ihn paarweise, zu dritt und zu viert ein, sie packten seine Arme, brachten ihn zu Fall und stürzten sich über ihn. Jemand spannte seine Pranke um seinen Hals, preßte ihm mit dem Metallkragen die Luft ab, so daß er sich ergeben mußte.

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