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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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seinem Kopf nach, und er wußte, daß er sie selbst ausgesprochen hatte, während er in seinen schmerzenden Körper, in seine ausweglose Existenz, zurückkehrte Wohin er im Transfer geschickt worden war, wußte er nicht, er vermochte sich an nichts zu erinnern. Mit et nem mulmigen Gefühl fragte er sich, ob er vielleicht dar Bewußtsein verloren und gar keine Antwort gegeben hatte.
    Aus brennenden, tränenden Augen sah er den Piraten und den Polizistenkiller an.
    Der Polizistenkiller legte den Kopf schräg, nuschelte etwas in seinen Bart und streckte die Hand aus. Gundhalinu zuckte zurück, doch der Mann legte ihm nur mit überraschender Sanftheit die Hand auf die Stirn. Dann nahm er die Hand wieder weg und stemmte sich auf die Füße. In gebückter Haltung tappte er durch die vollgestopfte Behausung, ging durch den zerfetzten Vorhang, der die Tür ersetzte, nach draußen und verschwand im Dämmerlicht.
    Gespannt starrte Gundhalinu den Piraten an; vielleicht war sein Leben jetzt verwirkt, wo er die Frage beantwortet hatte.
    Der Pirat faßte hinter sich und holte eine Tasse mit einer dunklen Flüssigkeit hervor. »Es geht ihnen gut«, sagte er. Er lächelte, aber dieses Mal ohne Ironie. »Du hast auch nichts mehr zu befürchten, Verräter.« Er trank als erster aus der Tasse, wie um Vertrauen zu schaffen, dann hielt er sie Gundhalinu hin. Der richtete sich mühsam auf und lehnte sich gegen die Wand aus Kisten. Mit beiden Händen umfaßte er die Tasse, und der Pirat half ihm, sie an den Mund zu führen. Er nippte und schmeckte ein starkes, bitteres Aroma von irgendwelchen unbekannten Kräutern, und ein scharfes Brennen, wie von Alkohol. Vorsichtig nahm er den nächsten Schluck, und spürte, wie das Getränk ihn innerlich wärmte.
    »Ich glaube, jetzt gehörst du zur Gang Sechs«, sagte der Pirat. »Der Polizistenkiller wird überall verbreiten, was du für ihn getan hast. Jeder hier respektiert ihn. Außerdem hast du gut gekämpft, das vergißt keiner so schnell. Setz dich durch, und man wird dich fair behandeln. Wie lange bleibst du hier?«
    »Bis an mein Lebensende ...«, flüsterte Gundhalinu. »In ungefähr einer Woche dürfte es so weit sein, schätze ich.«
    »Wir geben dir Rückendeckung«, sagte der Pirat. »Als Gegenleistung, sozusagen. Viele von uns haben dringende Fragen ... Wenn du nicht pingelig bist, was den Inhalt der Fragen betrifft, wird sich das herumsprechen. Und mit der Zeit zählt dann nur noch, daß du ein Sibyl bist, nichts anderes.«
    Gundhalinu hob die Tasse an die Lippen und trank, um nicht antworten zu müssen. »Wo kriegt man so-was?« erkundigte er sich nach einer Weile und deutete mit dem Kinn auf die schwarze, scharf schmeckende Flüssigkeit, die ihre Wirkung entfaltete.
    »In den Vorposten an der Peripherie.« Mit äußerster Behutsamkeit schenkte sich der Pirat selbst eine Tasse voll ein und nahm einen Schluck. »Wenn wir eine Ernte eingebracht haben, transportieren wir sie zum nächsten Posten und handeln sie gegen ein paar Luxusartikel ein.« Er lachte und zeigte auf die kahlen, bunt zusammengeschusterten Wände der Bude, in der sie hockten.
    »Was für eine Ernte?« wunderte sich Gundhalinu; er fragte sich, was in diesem Ödland überhaupt gedeihen konnte.
    »Erinnerst du dich noch an den Krater, in den sie dich hineingestopft haben?«
    Gundhalinu erstarrte und hob eine Hand an seine Wange. Das Gesicht war mit einer Schicht aus Teer verkrustet, und als er seine Finger wieder senkte, waren sie schwarz und klebrig.
    »Nicht anfassen. Wenn du versuchst, den Teer zu entfernen, reißt du dir die Haut ab. Mit der Zeit verschwindet der Dreck von selbst«, riet der Pirat. Gundhalinu nickte und ballte die Hand zur Faust. »Unsere Aufgabe hier draußen ist es, die Krater zu beobachten, die überall aufbrechen. Wir warten, bis der Teer, der über den Rand schwappt, auskristallisiert, und ernten die Kristalle ab – das verlangt man von uns.«
    »Ist die Masse lebendig?« fragte Gundhalinu erstaunt.
    Der Pirat hob die Schultern. »Halblebendig. Es handelt sich um eine kristalline Lebensform, das primitivste an Leben, was man sich vorstellen kann.«
    »Und wozu werden die Kristalle verwendet?«
    »Keine Ahnung.« Der Pirat drehte den Kopf zur Seite und spuckte auf den Boden. »Ist mir auch egal. Ich sehe nur zu, daß ich überlebe, und warte auf das grüne Licht.« Er faßte den Block an, den er um den Hals trug. Gundhalinu dachte an den Mann, den der Transporter beim Abflug mitgenommen hatte. Er

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