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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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die Augen glänzten, als habe er seinen Gott gesehen.
    Die anderen Sträflinge ließen ihn vorbei, und dann öffnete sich der Kreis der Wärter, wie wenn sie einen Heiligen vor sich hätten. Als der Mann sich dem Transporter näherte, sah Gundhalinu das grüne Licht an seinem Kragen. »Seine Zeit ist um«, murmelte der Gefangene neben Gundhalinu. »Er hat verdammtes Glück, dieser Bastard.« Schweigend betastete Gundhalinu seinen eigenen Kragen.
    Die Wärter befahlen den Neuankömmlingen, die Vorräte aus dem Bauch des Transportschiffs zu laden. Die Säcke und Kisten waren mit den Kenn-Nummern der einzelnen Arbeiterkolonnen bedruckt. Gundhalinu schuftete ohne zu klagen; insgeheim verwünschte er sich, weil er seine körperliche Fitness vernachlässigt hatte.
    Nachdem er sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatte, konnte er Einzelheiten in der Umgebung erkennen. Zuerst gewahrte er nur die Lebensfeindlichkeit dieser Ebene, die sich leicht gewellt von Horizont zu Horizont erstreckte; der Boden bestand aus aschegrauer Schlacke, die bei jedem Schritt unter seinen derben, gegen Chemikalien imprägnierten Stiefeln knirschte. Sein Blick suchte nach irgendwelchen Landmarken, bis ihm auffiel, daß die Schlackewüste wie mit Pockennarben übersät schien – kleine Krater, deren Ausstülpungen mit einer schwarzen, teerartigen Masse verschmiert waren.
    Unweit des Transporters erhob sich ein Hügel aus aufeinandergeschichteten Steinen; er diente wahrscheinlich als Orientierungspunkt. Gebäude irgendwelcher Art vermochte er nicht zu entdecken; doch über die ganze Fläche verteilt, in Abständen von drei bis vier Metern, lagen Pfähle auf dem Boden – ob sie aus Holz oder aus Metall waren, ließ sich nicht erkennen. Sie sahen aus wie gefällte Baumstämme und schienen von Osten nach Westen ausgerichtet zu sein.
    Nachdem der Transporter entladen war, rückte der Kreis aus Wärtern nach innen, das Dutzend Männer zurücklassend, die man wie überflüssige Fracht hierher verschleppt hatte. Der letzte Wärter, der an Gundhalinu vorbeikam, musterte ihn mit einem harten, wissenden Blick. »Viel Glück, Kommandant«, sagte der Wärter. »Sie werden es brauchen.«
    Gundhalinu erschrak und starrte dem Kerl ins Gesicht; er versuchte sich zu erinnern, ob er ihn kannte, ob dieser Mann vielleicht einmal unter ihm gedient hatte. Doch er war ein Fremder.
Ein Fremder, fern von seiner Heimatwelt.
    Grinsend steuerte der Wächter auf den Transporter zu. Die offene Luke im Bauch des Schiffs verschluckte ihn und wurde dann von innen verriegelt. Dröhnend stieg das Schiff in die purpurfarbene Dämmerung hinauf und verschwand rasch in der Ferne.
    Gundhalinu setzte den Rucksack ab, den er in der Hand getragen hatte; er merkte, wie das Grüppchen Unbekannter, das sich um ihn scharte, ihn mit durchbohrenden Blicken angaffte. Er sagte jedoch nichts, sondern behielt die Männer im Auge, die ein Stückchen weiter weg herumlungerten und mit der Geduld von hungrigen Raubtieren nur auf den Abflug des Transporters gelauert hatten.
    Die Kerls formierten sich zu erkennbar abgegrenzten Trupps und kamen näher; ihre Haltung drückte Trotz, aus und die Entschlossenheit, notfalls um ihren Anteil an den Vorräten zu kämpfen.
    Instinktiv rückten die Männer um Gundhalinu enger zusammen, während die einzelnen Kolonnen anfingen, ihre Kisten und Säcke auszusortieren. Sie räumten ihre Sachen weg, bis der Boden wie leergefegt war. Dann löste sich aus jeder Gruppe ein Mann, kam zurück und begutachtete die Neuzugänge. Gundhalinu vermutete, daß es sich um die Anführer der Trupps handelte, die Rekruten auswählen wollten.
    Mit angehaltenem Atem und verkrampften Muskeln wartete er darauf, daß jemand ihn denunzierte. Doch keiner sagte etwas, jeder kümmerte sich nur um sich selbst. Ihm schwante, was es hieß, in dieser Einöde alleingelassen zu werden. Wenn man zu einer Arbeitskolonne gehörte, hatte man wenigstens eine Chance, zu überleben.
    Die Bosse der einzelnen Gangs, die unter den Neuankömmlingen Verstärkung suchten, waren von der Halt gezeichnete, verbitterte Typen; hellhäutige, dunkelhäutige, und alle Schattierungen dazwischen. Er und die anderen Neulinge ließen es über sich ergehen, wie Tiere oder Sklaven inspiziert zu werden. Die vier kräftigsten Kerle gingen als erste weg; unter den Zurückbleibenden machte sich Verzweiflung breit.
    »Zeig mir deine Hände.« Der Typ sprach Trade, die künstliche Sprache, die vermutlich die meisten von ihnen

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