Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
war?« überlegte Vhanu: Seine Miene war skeptisch.
    Gundhalinu schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Ich dachte, Tiamataner wären keine Logenmitglieder.«
    »Das dachte ich auch.« Gundhalinu betrachtete den dunklen schattigen Gebäudeeingang, über dem das uralte Symbol für Ordnung, der Stern mit dem Kompaß, angebracht war. In diesen Hallen hatte er noch nie einen Tiamataner gesehen, auch nicht während seiner früheren Dienstjahre auf Tiamat. Man hatte ihm gesagt, Einheimische seien von der Mitgliedschaft ausgeschlossen, und das hatte er einfach akzeptiert. Aber damals hatte er die Loge auch noch für einen harmlosen gesellschaftlichen Club gehalten. Von dem, was er jetzt wußte, hatte er nicht einmal etwas geahnt, auch nicht, welche geheimnisvolle Bedeutung dem Zeichen über der Tür innewohnte. Er spähte in die Menge der Passanten, die an ihm vorbeiflanierte. Von Wayaways keine Spur.
    »Er muß den Ausdruck während der letzten Besatzungszeit aufgeschnappt haben. Anscheinend hat er eine Menge Informationen gesammelt.« In Vhanus Blick mischte sich Neugier mit Besorgnis und Zweifel.
    »Er war ein Benutzer ... Ich halte nichts für ausgeschlossen«, sagte Gundhalinu mit gerunzelter Stirn.
Auch nicht, daß er ein Mitglied der Loge ist.
Aber er gehörte nicht dem Kreis an, der ihnen bekannt war, und dem sie dienten.
    »Wie meinen Sie das? Hat er Menschen benutzt?« fragte Vhanu.
    »Das Wasser des Lebens.« Gundhalinus Mundwinkel zogen sich nach unten. »Menschen benutzte er natürlich auch. Sie dürfen ihm nicht alles glauben, was er sagt.«
    »Ich werd's mir merken.« Vhanu nickte. Doch Gundhalinu spürte, wie sein Freund ihn nachdenklich ansah.
    Er verscheuchte seine Bedenken und verfluchte insgeheim Wayaways, weil er ihn dazu brachte, an dem Mann zu zweifeln, auf den er sich bis jetzt immer verlassen hatte; und weil er Vhanu dazu verführte, ihm zu mißtrauen, und wenn es auch nur für einen Augenblick war. Er trat in den dunklen Torbogen, stieß die alte verglaste Tür auf und stand im Licht.
    Im großen und ganzen sah es in der Survey-Halle aus wie früher; unten war ein großer Saal für gesellschaftliche Anlässe, darüber befanden sich kleinere Büros und Konferenzzimmer. Aber jetzt wußte er, daß in den Räumen weitere Räume verborgen waren, ineinander verschachtelt wie samathanische Votiv-Kästchen. Der Hauptsaal war immer noch ziemlich karg eingerichtet, er enthielt nur wenige Andenken an fremde Welten; früher hatten massenhaft Souvenirs die Wände und Regale geschmückte, eine Ansammlung von Erinnerungsstücken, die Besucher aus fernen Welten in anderthalb Jahrhunderten zusammengetragen hatten. Er fragte sich, was aus der alten Kollektion geworden war; vermutlich hatten die Einheimischen sich die Dinge genommen oder weggeworfen.
    An diesem Abend war der Saal nicht gut besucht, obwohl ein offizielles Treffen anberaumt war. Auf Tiamat gab es einfach noch nicht genug Survey-Mitglieder, um die Halle zu füllen. Zum Glück war es so spät geworden, daß sie das langweilige Eröffnungsritual verpaßt hatten. Die meisten der Männer, und einige wenige Frauen, standen in Grüppchen herum, unterhielten sich, aßen und tranken, oder drängten sich auf gepolsterten Bänken um die trübe beleuchteten Spieltische, von denen es ein Dutzend gab.
    Die Luft war geschwängert vom Duft verschiedener aufputschender Drogen, allesamt legal, denn die Mehrzahl der hier Anwesenden trug die Uniform der Hegemonischen Polizei. Gundhalinu fragte sich, was diese Leute wohl denken würden, wenn sie wüßten, welche bewußtseinsverändernden Substanzen in manchen der hinteren Räume benutzt wurden. Man hatte ihn gezwungen, einige dieser Drogen selbst zu nehmen – unter strenger Aufsicht –, um ihn in die tieferen Schichten seines Geistes zu führen und seine Konzentrationsfähigkeit zu stärken.
    Einige der Zivilpersonen trugen bunt zusammengewürfelte Kleidung, die die verschiedenen Stilrichtungen innerhalb der Hegemonie wiedergab. Gewohnheitsmäßig nahm er jeden Außenseiter in. Augenschein; er sah lose fallende Roben, praktische Overalls, spitzenverzierte, stutzerhafte Fummel ... Sein Blick fiel auf eine Gestalt, die sich gegen die Umfassung des unechten Kamins lehnte. Sie trug Pluderhosen und eine dunkelblaue Tunika; Gesicht und Kopf wurden fast gänzlich von einem kunstvoll geschlungenen, nachtblauen Tuch verdeckt. Gundhalinu sah nur die Augen, die ihn durch eine Lücke in den Stoffalten anstarrten. In Gedanken assoziierte

Weitere Kostenlose Bücher