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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Kannst du es mir sagen?«
    Mond schüttelte den Kopf. »Hol mich ... hol uns hier heraus, Jerusha.«
    Jerusha nickte und half Mond, die Leiter hinaufzuklettern. Droben streckten sich ihr helfende Hände entgegen und befreiten sie aus dem stinkenden Gefängnis, Dann stand sie am Rand der Grube, umringt von vertrauten Personen, deren Gesichter im Lampenschein glänzten. Die Arme, die sie stützten, versicherten ihr, daß sie in die Welt zurückgekehrt war, in die sie hineingehörte.
    Clavally und Danaquil Lu hielten sie, während Merovy ihr einen kräftigenden Heiltee brachte. Sie trank den Becher leer, den Blick auf die Gestalten gerichtet, die jetzt der mattglühenden Transportkapsel entstiegen, Jerusha ging voran und zog dann Reede das letzte Stück die Leiter hoch und über den Rand der Grube. Sobald sie ihn losließ, brach er zusammen; sie ließ ihn liegen wie eine kaputte Puppe. Die anderen drehten sich um und spähten erwartungsvoll an ihm vorbei. »Tammis?« rief Merovy, deren Hoffnung in Besorgnis umschlug, als niemand mehr aus der Kabine auftauchte.
    »Merovy«, sagte Mond mit belegter Stimme. »Er kommt nicht.«
    Merovy betrachtete sie mit einem Blick, der ihr unter die Haut ging. »Doch, er wird kommen«, beharrte sie mit sinnloser Sturheit. »Er ist mit dir heruntergegangen, und er kommt auch wieder zurück.«
    »Das wird er nicht«, flüsterte Mond, und Tränen stiegen ihr in die Augen. »Er ist, tot, Merovy.« Ihre Finger krallten sich in die Ärmel ihres feuchten Pullovers. »Er ist
tot!«
    Merovys Gesicht wurde leer; sie preßte sich die Hände gegen den sanft geschwollenen Leib. »Wie ...?« Ihre Stimme krächzte wie ein rostiges Scharnier.
    »Ich habe ihn umgebracht.«
    Bei Reedes Worten drehten sich alle um. Taumelnd kam er auf die Beine, wie ein Mann, der seinem Grab entsteigt. Merovy stieß einen heiseren Schrei aus. Jerusha starrte ihn entgeistert an.
    Mit wutverzerrtem Gesicht wollte sich Merovy auf Reede stürzen; ihre Mutter hielt sie zurück. »Warum?« kreischte sie.
    »Es war ein Unfall«, wandte Mond ein. »Tammis hat ihm das Leben gerettet.«
    »Wieso ist das passiert? Wo ist
er?«
schrie Merovy.
    Mond und alle anderen blieben ihr die Antwort schuldig. »Das ist nicht fair; wir erwarten ein
Kind!«
    Ihre Mutter hielt sie fest.
»Du
erwartest ein Kind ...«, murmelte Clavally und paßte auf, daß sie sich nicht losriß. Du trägst das Kind aus, mein Herzblatt, gib gut darauf acht!«
    Sie gab tröstende Laute von sich, als Merovy zu schluchzen begann. Merovys Weinen hallte durch den riesigen Saal, bis es Mond vorkam, als trauere die ganze Welt mit ihr. Über den Kopf ihrer Tochter hinweg sahen Clavally und Danaquil Lu einander an; ihnen schwante, wie sich der Vorfall ereignet hatte.
    Mond konnte ihr Mitgefühl nicht länger ertragen; aus Angst, sie könne selbst zusammenbrechen, wandte sie sich ab. Sie schaute in die Grube hinunter. »Ich habe die Welt gerettet«, sagte sie erbittert, »aber meine Kinder verloren.«
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Reede sich auf den Abgrund zubewegte. »Haltet ihn auf!«
    Mit zwei Schritten war Jerusha bei ihm und stieß ihn zur Seite, als er sich in die Tiefe stürzen wollte. Mühelos konnte sie ihn überwältigen und ihn von der Kante wegführen; sie brachte ihn zu den Menschen, die ihn schweigend musterten.
    Er fiel auf die Knie. Jerusha legte die Hände auf seine Schultern, um ihn festzuhalten, doch Mond merkte, daß er am Ende war. Wütend funkelte er die ihn umringenden Leute an; auf dem Gesicht glänzte frisches Blut, in den Augen brannte Verzweiflung. »Wollt ihr zusehen, wie ich sterbe?« höhnte er. »Dann seht euch das Schauspiel nur an, verdammt noch mal!«
    Als Mond zu ihm ging, hatte sie das Gefühl, sie sei eine alte Frau; ihr Körper war steif und schmerzte bei je. dem Schritt. Vor ihm blieb sie stehen. »Wer sind Sie?« fragte sie.
    Er hob den Kopf und senkte ihn wieder, ohne etwas zu sage; doch in seinem Blick hatte sie die ungeheuerliche Wahrheit erkannt.
    »Ich will nicht, daß Sie sterben«, sagte sie leise. Als er das Gesicht zur Seite drehen wollte, umrahmte sie es mit den Händen, so sanft, als berühre sie Schnee. »Ich möchte Ihnen helfen; sagen Sie mir nur, was ich tun muß.«
    Langsam schüttelte er den Kopf, ihre Hände mit Blut benetzend; verwirrt starrte er zu ihr empor. »Sie können mir nicht helfen; ich kann mir ja selbst nicht helfen.«
    »Sagten Sie nicht, die Polizei hätte Ihnen bei der Verhaftung die Probe mit dem

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