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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Wünschen und Bedürfnissen gelenkt wurde. Den Menschen weit überlegen, war es doch von Menschen, die dachten wie sie selbst, erschaffen worden; es ruhte im Zentrum des Survey, zahllose Schicksale auf unzähligen Welten beeinflussend, von denen sie nicht einmal die Namen erfahren würde.
    Und die beiden Individuen dieser Welt waren vom System auf eine natürliche, aber tiefgründige Art und Weise auserwählt worden. Sie war weder verrückt noch verblendet, weder Machthunger noch Ehrgeiz trieben sie an – sie war nicht Arienrhod. Sie hatte recht gehabt. Und all das, woran sie geglaubt hatte, entpuppte sich letzten Endes doch als die Wahrheit.
    Furchtlos schaute sie hinab in das grüne Licht; sie spürte eine Erschütterung, als sie an ihren Sohn dachte, und welchen Preis sie hatte zahlen müssen, um IHRE Auserwählte, die Dienerin der wahren Herrin zu sein.
    Sie erschauerte. Dann überquerte sie die Brücke, dieses Mal freiwillig und aus eigenem Antrieb, nicht länger unter einem Zwang stehend. Auf der anderen Seite verharrte sie; in der stillen Leere preßte sie sich die Hände gegen die Augen, bis sie nur noch den schrillen Glanz von Phosphenen sah.
    Als sie hörte, wie sich hallende Schritte näherten, hob sie den Kopf und hielt die Laterne hoch. Vor ihr erschien ein weiteres Licht; Jerusha führte Vhanu höchstselbst in den Palast.
    Hastig wischte sie sich das Gesicht ab und ließ dann die Hände herunterbaumeln. Vhanu konnte es nicht ganz überspielen, daß es ihn nervös machte, sich ohne eigene Eskorte im Palast zu bewegen; er blickte überrascht drein, als er sah, daß sie auf ihn wartete –gleichfalls allein.
    »Herrin.« Jerusha verneigte sich. »Der Kommandant hat das Gewünschte mitgebracht.«
    »Ich staune, daß Sie sich persönlich hierherbemühen , Kommandant«, sagte Mond und hob die Brauen. Seinem eisigen Blick begegnete sie mit frostiger Stimme.
    Er machte eine knappe Verbeugung. »Ihr Angebot ist so – ungewöhnlich, Herrin, daß ich mich selbst überzeugen wollte, was dahintersteckt. Außerdem möchte ich dabeisein, wenn Sie Ihren Teil der Abmachung einhalten.«
    »Ich gebe keine Versprechungen ab, die ich nicht einzulösen gedenke«, erwiderte sie. Sie spürte, wie Jerusha sie fragend anschaute.
    Langsam kam Vhanu näher, bis er neben ihr am Rand der Grube stand. Er hielt sich im Umkreis des Lichtscheins auf, blieb aber außer ihrer Reichweite. Vorsichtig zog er eine kleine Phiole aus silbernem Metall aus seinem Rock. »Hier habe ich, wonach Sie verlangen.« Die Hand mit der Phiole streckte er über dem Abgrund aus. »Und jetzt verraten Sie mir,
warum
Sie es haben wollen.«
    Mond stockte der Atem; sie sah das zufriedene Leuchten in Vhanus Augen. Mit kaum verhohlenem Ekel betrachtete er ihre schlichte, einheimische Kleidertracht. Ihr fiel ein, daß sie vergessen hatte, sich umzuziehen; sie trug noch immer dieselben Sachen, die sie in der Grube angehabt hatte; das Zeug war feucht, fleckig und stank nach Reedes Krankheit.
    Die Art, wie er sie musterte, verscheuchte ihre Angst und machte sie zornig. »Was ich damit vorhabe, geht Sie nichts an, Kommandant.«
    »Gestern nahmen Ihre Konstabler meinen Polizisten einen Gefangenen weg: den Mann, dem diese Droge gehört. Was Sie mit der Droge – und mit dem Mann –anstellen, geht mich sogar sehr viel an.«
    Mond holte tief Luft. »Er ist von der Droge abhängig; meine Tochter auch. Sie brauchen das Mittel, um am Leben zu bleiben.«
    Er betrachtete die Phiole. »Viel ist aber nicht darin.« Mitleidlos sah er sie wieder an, und ihr flüchtiger Impuls, ihnen bei der Analyse und Herstellung der Droge zu helfen, erstarb im Keim.
    »Das ist mein Problem, Kommandant«, sagte sie, im Grunde froh darüber, daß er ihr einen Vorwand geliefert hatte, ihn nicht um Hilfe bitten zu müssen. »Ihr Problem ist es, die Stadt wieder ans Energienetz anzuschließen. Das kann ich für Sie tun, wenn Sie mir die Phiole geben.«
    In einer sonderbaren Geste reckte er den Hals, als ob er versuchte, hinter den Sinn ihrer Worte zu schauen und sie auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu prüfen. »Und was wird aus dem Schmied?« fragte er argwöhnisch.
    »Aus wem?« entfuhr es ihr. »Meinen Sie damit Reede Kullervo?«
    Er nickte und furchte die Stirn. »Ich will ihn zurückhaben.«
    »Er hat meine Tochter drogensüchtig gemacht. Er ist für den Tod meines Gemahls verantwortlich«, entgegnete sie ohne Umschweife. »Er er hat meinen Sohn ertränkt. Er gehört mir, damit ich nach Belieben

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