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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Sämling in einem Kanister voller Asche. Von einem Ausflug zum Fort in der Randzone hatte der Pirat den Samen heimlich in das Camp geschmuggelt und versucht, Pflanzen zu ziehen. Sie waren aufgekeimt, wie Hoffnung ... und wie Hoffnung waren sie wieder dahingewelkt und abgestorben.
    Hier gab es nicht genug Licht, um eine Photosynthese in Gang zu setzen. Die einzigen Lebewesen, die hier gediehen, waren Bakterien und Parasiten in den menschlichen Körpern.
    »Hast du von deiner Frau geträumt?« fragte der Polizistenkiller just in dem Moment, als Gundhalinu schon nicht mehr damit rechnete. Gundhalinu sprach meistens nur, wenn er dazu aufgefordert wurde; nach allem, was er bei seiner Ankunft durchgemacht hatte, wurde er seine Ängste nie ganz los; irgendwie befürchtete er immer noch, der Polizistenkiller könne sich unversehens auf ihn stürzen und ihm wegen irgendeiner beiläufigen Bemerkung das Genick brechen.
    »Ja«, antwortete er; der Klang ihrer Stimme hatte die Vision von Farben in ihm geweckt, deren Namen er beinahe schon vergessen hatte, so wirkte sich der ständige Aufenthalt in diesem monochromatischen Dämmerlicht auf ihn aus. Ihr Gesicht hatte er nicht gesehen, aber irgendwie war sie ihm wirklicher vorgekommen denn je, sogar realer als in der Nacht der Masken, als das Verschmelzen ihrer Körper und ihrer Seelen sie außerhalb der Grenzen der Zeit getragen hatte. »Sie sagte mir, ich wäre bald wieder frei ...«
    »Mit der Zeit hören solche Träume auf«, erwiderte der Polizistenmörder und sah ihn mit einer Mischung aus Abscheu und Mitgefühl an. »Das ist auch besser so.«
    Gundhalinu schwieg und klammerte sich an seine innere Vision. Er kniff die Augen zusammen, weil ihm der Wind Sandkörner ins Gesicht peitschte.
    Ungezählte Stunden lang pilgerten sie durch die sich stets verändernde Landschaft aus Hügeln und Tälern, sie wanderten über die schlackebedeckten Ebenen ihrem Territoriums, fanden jedoch nur eine magere Ausbeule an den bereits bekannten Gruben. Er hatte noch nicht das unglaublich präzise Zeitgefühl entwickelt, das die anderen Männer in der Rotte zu besitzen schienen, und das ihnen sagte, wann es Zeit zum Arbeiten, Zeit zum Essen und Zeit zum Schlafen war. Der menschliche Körper habe seinen eigenen Rhythmus, hatte der Pirat ihm erklärt; doch bis jetzt war er noch nie darauf angewiesen gewesen, seinen biologischen Rhythmus zu studieren.
    »Hör auf zu schieben«, sagte der Polizistenkiller barsch. »Ich muß mal pissen.«
    Froh über die Verschnaufpause blieb Gundhalinu stehen, obwohl er selbst nie um eine Rast bat. Dieses Mal hockte er sich jedoch nicht auf den Boden, sondern begann die Anhöhe vor ihnen hinaufzuklettern, immer noch beflügelt von der Unruhe, die ihn seit seinem Wachwerden quälte. Der leuchtende Bogen von Big Blue hing über ihm wie das Auge eines Riesen, jede seiner Bewegungen beobachtend, so wie er früher als Junge auf den Gütern seines Vaters krabbelnde Insekten unter die Lupe genommen hatte. Als er hochblickte, schwebte ein Observationsschiff vorbei, dessen flackernde Lichter in der Düsternis droben wie Sterne blitzten.
    Wieder nach unten schauend beschattete er die Augen mit der Hand und suchte den Horizont hinter der Hügelkette ab. In der Ferne erspähte er eine Staubfahne, die den Weg eines anderen Schlittens markierte; noch ein Team, vermutlich der Pirat und der gedungene Killer, fahndeten nach einer Beute.
    Plötzlich bebte der Boden unter seinen Füßen; er taumelte, und nur durch Zufall verlor er nicht die Balance. Dann fixierte er die Stelle, auf der er stand, bis er glaubte, daß die Gefahr vorüber sei.
    Ein Blick nach unten in die Senke ließ ihn erstarren; dort, wo vorhin noch kompakter Grund gewesen war, klaffte nun der tückische, schwarzlippige Mund eines Kraters. Es dauerte eine Weile, bis er seinen Augen traute, dann wirbelte er herum. »Polizistenkiller!« brüllte er. »Ich habe einen gefunden! Ich habe einen gefunden!«
    Der Polizistenkiller kletterte schlitternd und rutsehend die Anhöhe herauf, bis er endlich neben ihm stand. »Du verdammter Hurensohn!« sagte der Polizistenkiller. »Du hast tatsächlich einen entdeckt.« Er lachte zum erstenmal, seit Gundhalinu ihn kannte.
    Sie rutschten auf der anderen Seite des Hügels hinunter; wobei ihnen Dreck und Schlacke mit jedem Schritt in die Stiefel spritzte, bis sie den geschwärzten Schlund des neuen Kraters erreichten. »Vielleicht ist heute dein Glückstag, Verräter«, meinte der

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