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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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sich das Netz bei uns revanchiert, daß es uns etwas gibt, das
wir
dringend brauchen ... Andernfalls werde ich mich ihm von diesem Augenblick an verweigern.«
    Herrin, erhöre mein Gebet ...
Sie empfand ein ungeheures Gefühl der Freiheit, eine fürchterliche Entschlossenheit, und sie wußte, daß die Mächte, die sie so lange beherrscht hatten, endlich ihren Zugriff lockerten und sie freigaben.
    Sie hob die Phiole an den Mund und schluckte die Hälfte des Inhalts so rasch hinunter, daß keiner sie daran hindern konnte – nicht mal sie selbst. Dann drückte sie die Phiole mit dem Rest der Probe in Jerushas bereitgehaltene Hände.
»Eingabe ... «
    Sie stürzte den verborgenen Tunnel hinab, der sich in ihrem Geist befand und der ihr den Zugang zu einer anderen Dimension verschaffte, dem Ort des Nichts, an dem sie einstmals nur Schwärze vorfand. Nun jedoch, da sie gelernt hatte zu sehen und zu lauschen, enthüllte sich vor ihr der Korridor aus Licht, der sie mit IHR verband und gleichzeitig mit den Erschaffern des Netzes; hier vereinten sich die Vergangenheit und die Zukunft zu einem Ort der Träume.
    Hilf uns, Herrin,
dachte sie, betete sie, forderte sie.
Aus Liebe zu Vanamoinen, gib uns das, worauf wir ein Anrecht haben; gib uns unser Leben zurück; heile mich.
Rückwärts durch das Gespinst aus goldenem Filigran schauend, das sie mit dem Sibyllennetz verknüpfte, sah sie ihren eigenen Körper als ein glitzerndes Netzwerk; jede Zelle blitzte kurz auf, als das Wasser des Lebens in sie eindrang und die Steuerung übernahm ... der Tod, der das Leben imitierte.
    Durch die Augen IHRER zeitgebundenen Verkörperung schauend betrachtete sie das schwächliche, vorübergehende Dasein IHRER Diener, IHRER Nervenenden, IHRER Werkzeuge; und SIE beobachtete sie aus dem Blickwinkel eines Menschen. SIE sah Reede Kullervo: das entbehrlich gewordene Gefäß, das den Geist Vanamoinens in sich getragen hatte. Sobald Vanamoinen seine Aufgabe erfüllt hätte, sollte dieses Gefäß zerschmettert werden; denn IHR konnte es gefährlich werden, wenn Vanamoinen weiterlebte und dasselbe Kontinuum mit IHREN Feinden teilte ... Dennoch schauten IHRE menschlichen Augen seine Qualen, und SIE erkannte, daß SIE in IHREM verzweifelten Kampf um IHR eigenes Überleben den Grund für IHRE Existenz verraten hatte. Den Dienern, die SIE zu IHREM Nutzen erschuf, hatte SIE viel Leid zugefügt; in IHRER Not hatte SIE exakt die Teile IHRER Gesamtheit verletzt, die SIE gerufen hatte, damit sie IHRE Wunden heilten.
    Doch weil sie SIE kurierten, konnte SIE endlich wie.
    der klar sehen: SIE erkannte Reede/Vanamoinens Überlebenshunger, seinen Wunsch, eine Chance zu bekommen, jetzt, da er wieder sein eigener Herr war. Und in dem unendlichen Meer IHRER Existenz wäre sowohl Reede/Vanamoinens Überleben wie sein Tod nichts weiter als eine winzige, sich zufällig kräuselnde Welle ...
    SIE sah auch den tödlichen Fehler, der sich wie ein Gift durch den Körper IHRER Inkarnation fortpflanzte; und SIE wußte, daß SIE SELBST Mond Dawntraeder zu diesem verzweifelten Akt der Selbstzerstörung trieb, der zugleich ein Gebet war. Aber nun war SIE nicht länger seelenlos, grausam oder blind. Mitleid erfüllte SIE, weil SIE geheilt war, und SIE wollte IHREN Helfern helfen
    Mond merkte, daß sie sich im verborgenen Nexus widerspiegelte, so wie Vanamoinen und Ilmarinen ihr eigenes Abbild auf IHRE Seele projiziert hatten, als sie SIE erschufen. Sie war sich nicht einmal mehr sicher, ob sie selbst ihr Leben rückblickend betrachtete, oder ob sie dabei durch IHREN Verstand gesteuert wurde. Doch es spielte ohnehin keine Rolle. In diesem Augenblick vereinigte sie in sich alles; sie konnte sich jeden Wunsch erfüllen, sofern es in IHREN Kräften stand. Wenn es in den unerforschten Tiefen IHRES Wissens eine Antwort gab, würde SIE sie finden.
    Sie spähte durch die offenen Fenster des Sibyllenvirus, der bereits in jeder Zelle ihres Körpers existierte ... wissend, daß in diesem veränderten Potential eine Falle für den neuen Eindringling steckte; sie mußte nur den richtigen Auslöser finden. Mit absoluter Präzision analysierte sie das Wasser des Todes, wobei ihr seine Ähnlichkeit mit der echten Smartmatter auffiel. Und sie entdeckte die winzigen, tödlichen Abweichungen in der Struktur.
    Das volle Spektrum des technologischen Wissens nutzend, das das Alte Imperium hinterlassen hatte, und mit Hilfe eines Computernetzwerks, das Welten umspannte, durchkämmte sie das Programm nach

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