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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Docks und an den Strand hinuntergelaufen, um die Schäden abzuschätzen und nach noch Verwertbarem zu suchen. Sie fragte sich, was man wohl zu ihrem Verschwinden mitten in diesem Chaos sagte. Im Palast wußte man, daß die Polizei sie abgeholt hatte; und die Konstabler mußten darüber informiert sein, daß Jerusha ebenfalls eine Gefangene der Hegemonie war. Die Nachrichten
    würden sich verbreiten ...
    Aber der Sturm, der die Mers gerettet und Vhanu zu diesem Racheakt getrieben hatte, konnte sich letzten Endes doch noch zu seinem Vorteil auswirken, denn jetzt mußten die Tiamataner alle ihre Kräfte darauf konzentrieren, die Schäden des Unwetters zu beseitigen; für etwaige Proteste blieb nicht mehr viel Energie übrig. Außerdem war sie fest davon überzeugt, daß Vhanu schleunigst eine neue Königin einsetzen lassen würde, vermutlich eine Angehörige des Wintervolks. Kirard Set war heimgegangen zu Ihrer Aller Mutter, aber in der Stadt gab es noch genug Leute, die nur darauf lauerten, die Winter wieder an die Macht zu bringen. Und es war niemand mehr da, der über genug Autorität und Einfluß verfügte, um die Interessen der Sommerleute zu schützen.
    Sie befanden sich bereits im Transittunnel, in einem Shuttle, das wie eine Nadel Lichtkreise durch die Dunkelheit zog. Aus Erfahrung wußte sie, daß sie nur noch wenige Minuten von Starport entfernt waren. Und dann ... »Soll ich deportiert werden?« fragte sie, als sie die Ungewißheit nicht länger aushielt. »Werde ich einfach verschwinden wie der Oberste Richter? Wohin bringt ihr mich? Ich bin die Königin, ich habe ein Recht, Bescheid zu wissen. Und ich will wissen, wohin ihr mich bringt.«
    Ihre Bewacher, die bei ihr im Shuttle saßen, blickten einander an. »Der Kommandant hat befohlen, daß man Sie zum Sternenhafen bringt, Herrin. Den Grund hat er nicht genannt.« Der Mann, der ihr diese Erklärung gab, hob die Schultern und schaute zur Seite. Sonst sag-
    te niemand etwas, und alle vermieden es, sie anzusehen.
    Das Shuttle gelangte ans Ziel; durch die Anlage des Starports führte man sie in die Empfangshalle, wo sie damals den Premierminister und die Hegemonische Gesellschaft kennengelernt hatte. Durch das riesige Fenster sah sie die leuchtenden Gitter des Landefelds.
    Sie war überrascht; sie entdeckte Vhanu, der sich umdrehte und sie anstarrte. Bei ihm stand ein kleines Grüppchen von Regierungsbeamten, von denen sie die meisten wiedererkannte. Als sie näher kam, ließ er sie nicht aus den Augen; sein Blick wirkte halb nervös, halb zufrieden. Auf den anderen Gesichtern malten sich die unterschiedlichsten Gefühlsregungen.
    Die Wächter führten sie vor Vhanu hin und salutierten; er grüßte zurück. Als Mond an ihm vorbeischaute, sah sie zu ihrer Verwunderung, daß noch weitere Leute aus einer anderen Richtung die Halle betraten.
    Als Vhanu ihre Miene bemerkte, drehte er sich um. Ungefähr ein Dutzend Kharemoughis, unterschiedlichen Alters und beiderlei Geschlechts, wurden in den Raum eskortiert; die Neuankömmlinge zeichneten sich allesamt durch die aristokratische Erscheinung und das unbewußt arrogante Auftreten der Techniker aus. Einige trugen Uniformen, andere die dezent elegante Kleidung vornehmer Bürger. Bei einem entdeckte Mond ein Sibyllenmedaillon. Das mußte das von Vhanu erwartete Tribunal sein.
    Alle schienen müde zu sein, aber auch erleichtert, daß die Reise endlich zu Ende war. Über das große Empfangskomitee schien man sich zu freuen, und die Kharemoughis ließen eine gelinde Neugier durchblicken.
    Mond schielte zu Vhanu hinüber. Auf seinen Zügen malte sich freudiges Erkennen. »Pernatte-sadhu!« rief er und eilte vor, um den Anführer der Gruppe zu begrüßen.
    Der Mann, auf den er zusteuerte, hielt lächelnd die
    Hand hoch. Vhanu berührte sie zu einem Gruß unter Gleichgestellten. Sie führten einen raschen Wortwechsel auf Sandhi; Mond hörte das informelle Ihr und Euch heraus und dachte sich, die beiden müßten miteinander befreundet, möglicherweise sogar verwandt sein.
    Sie wartete ab. Welche Rolle sie spielen sollte, war ihr mittlerweile klar. Ihre Hoffnung sank, als Vhanu die Mitglieder des Tribunals zu ihr lotste. Man hatte sie hierhergebracht, damit sie die Funktion des Sündenbocks übernähme. Aber Vhanu hatte es nicht gewagt, sie knebeln zu lassen, deshalb konnte sie noch etwas zu ihrer Verteidigung sagen. Während das Tribunal näher kam, faßte sie sich.
    »... mit Verlaub gesagt, könnten wir diese Angelegenheit

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