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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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eigenen Hände sich auf der Tischplatte verkrampften; aber er machte nicht den Versuch, die Annäherungen abzuwehren.
    Derweil beobachtete Kirard Set ihn scharf und mit einem wissenden Ausdruck. »Ich glaube, die Herausforderung wird dir liegen. Ich weiß, daß du damit Erfolg haben wirst.« Er deutete auf die Tür. »Sollen wir gehen?«
    Funke trank seinen Becher leer; seine Hand zitterte, und der Tlaloc raste bittersüß durch seine Sinne. »Von mir aus«, flüsterte er. Er stemmte sich hoch, umgeben von Körpern, die sich dicht an ihn drängten. Die Hitze, die sie verströmten, machte ihn schwindelig, als viele Hände ihn zur Tür bugsierten.
     

TIAMAT
Ngenets Plantage
    A ber, Boss, von der Stadt bis hierher dauert der Flug mindestens eine Stunde.«
    »Du sollst zurückfliegen, hab ich gesagt!« Ärgerlich deutete Reede nach Norden auf die öde Küstenlinie. »Verdammt, das Hovercraft ist doch wie eine Fackel auf jedem Beobachtungsschirm zu sehen. In dieser Gegend darf sich niemand aufhalten, nicht mal Gundhalinus, Forschungsteams. Die Plantage gehört PalaThion.«
    »Der Chefinspektorin?« Niburu runzelte die Stirn.
    Reede nickte, und seine Gereiztheit wuchs. »Ja, du Idiot. Sie hat sie von ihrem Mann geerbt; die beiden sind hier draußen heimisch geworden.«
    »Und was machen wir dann hier?« Verwundert schaute Niburu auf die verlassene, felsige Küste, die grünen Hügel und den kalten, grauen Himmel.
    »Weil die Quelle will, daß es an dieser Stelle passiert.« Bei diesen Worten hatte Reede einen blutigen Geschmack im Mund. Niburu erbleichte. »Und jetzt verpiß dich von hier!« Er schubste seinen Piloten zum Hovercraft zurück. »Wenn ich dich brauche, rufe ich dich.«
    Ohne weiteren Protest stieg Niburu in den Schwebegleiter, doch als er die Tür versiegelte, sah Reede den Ausdruck von Zweifel und Besorgnis in seinen Augen. Reede wandte den Blick ab. Er starrte auf seine Ausrüstung, die in dem grobkörnigen, glitzernden Sand lag, bis das Hovercraft vom Strand abhob und nordwärts verschwand.
    Er schaute erst wieder hoch, als er sicher sein konnte, endlich allein zu sein. Das Getöse der Brandung, die gegen das Ufer rauschte, kam ihm unwirklich vor, wie wenn der Lärm nur in seinem Kopf sei, und er von einer nahezu betäubenden Stille umgeben wäre. Tief Luft holend, inhalierte er die kalte Meeresbrise, hielt den Atem an und drehte sich langsam um; versonnen betrachtete er die nebelverhangenen Hügel, die ihn in dieses zweidimensionale Universum auf einem Streifen nassen Sandes einschlossen. Er spähte den von Felsvorsprüngen gesäumten Strand entlang, bis der Dunst ihm die Sicht versperrte.
    Zum Schluß wandte er sich dem Meer zu; wie ein straff gespannter, silberner Vorhang erstreckte es sich bis zum diesigen Horizont, wo es sich mit dem Himmel vermählte. Die Tiamataner verehrten die See als eine allmächtige, allesverschlingende Göttin.
»Die Herrin gibt«,
sagten sie, »und die Herrin nimmt.«
    Während er ein paar Schritte auf die weißen Wellenkämme zutaumelte, schlang er die Arme um seine Brust und redete sich ein, es sei der Wind, der ihn frösteln ließ. »Tiamat ...«, flüsterte er.
    Über den abschüssigen, schimmernden Sand wagte er sich weiter vor. Es war Ebbe, aber der Gezeitenwechsel setzte ein. Er zwang sich dazu, bis zu der Stelle zu gehen, wo das Meer auf das Land traf; die nächste her-anrollende Welle zischte schäumend über den Sand, brach sich an seinen Beinen und umschlang ihn mit einer flüssigen Umarmung wie ein lebendiges Wesen. Das eisige Wasser klatschte gegen seine Schienbeine und durchtränkte den Stoff der Hose.
    Er drehte sich um und rannte zu der Stelle am Strand zurück, wo seine Ausrüstung lag; nach Luft schnappend, ließ er sich zu Boden fallen. Seine Finger krallten sich in den lockeren Sand, und ein paarmal ballte er die Fäuste.
    Wie ein Kind, das sich bei unbekannten nächtlichen Geräuschen in Decken hüllt, so duckte er sich in seinen schweren Parka. Er beobachtete das Meer, das in einem endlosen Rhythmus näher kam und sich wieder zurückzog.
    Endlich fiel ihm das Atmen wieder leichter. Kopfschüttelnd stand er auf, mit leerem Blick, und schleuderte eine Handvoll Sand fort. Der kalte, klamme Wind fand jede Lücke in seiner dicken Kleidung und machte sein Elend vollkommen. Die Mutteranbeter nannten dies Frühling und liefen in Hemdärmeln draußen herum, aber er fror sich den Hintern ab. Um sich aufzuwärmen, mußte er weitergehen. Die Merkolonie, die er

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