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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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zerrütteten Geistes zu, daß er bereits mehr wußte als jeder andere lebende Mensch, nicht nur über das Technovirus, das die Mers zu dem machte, was sie waren, sondern über diese Geschöpfe selbst; wenn er sich doch nur erinnern könnte ...
erinnern ... erinnern ...
    Blinzelnd riß er sich aus seinen Wachträumen und merkte, daß er immer noch allein mit dem Ozean war; verbissen trottete er den endlosen schmalen Strand entlang, der Grenzlinie zwischen Wasser und Land. Er lauschte dem Brüllen und Tosen der Wellen, dem Gekreisch der Vögel, das durch keinen menschlichen Laut gestört wurde.
    Vor ihm ragte plötzlich ein Felswall aus dem Nebel mit; vor langer Zeit war eine Gesteinslawine auf den Strand niedergeprasselt und bildete nun einen natürlichen Wellenbrecher, der die beiderseits liegenden sichelförmigen Buchten schützte. Die Felsen reichten weit Ins Wasser hinein; entweder mußte er außen herumwaten oder darüberklettern. Ihm war klar, daß nur eine Möglichkeit blieb; resigniert beobachtete er die Wellen tu seinen Füßen, die Sand und Seetang immer höher den Strand hinauftrieben.
    Er hatte mit den Daten über die Mers gespielt – ohne tu einem konkreten Ergebnis zu gelangen, aber jede Menge Ausflüchte findend, um das Unvermeidliche vor sich herzuschieben – den Tag, an dem er Karbunkels muschelförmigen Bauch verlassen und einen Mer töten mußte, um sein Blut zu gewinnen.
    Er wußte, daß kein Weg daran vorbeiführte; ohne eine echte Blutprobe zu studieren, blieb jede Analyse des lechnovirus unvollständig. Zu seiner Überraschung hatte Gundhalinus Forschungsteam mit keiner einzigen Blutprobe experimentiert. Selbst wenn die Königin auch In Forschungszwecken keine Jagd auf Mers erlaubte, so mußte es doch möglich sein, an das Blut eines lebenden Tieres zu gelangen. Er hatte gelesen, daß die gesamte Merkolonie einem Artgenossen, der angegriffen wurde oder in eine andere Notlage geriet, zu Hilfe eilte. Deshalb hatten die Jäger sie einfach getötet und ihnen das Blut abgezapft. Das war die einfachste und schnellste Methode, und man hatte immer darauf vertraut, daß sich die Population während der Abwesenheit der Hegemonie wieder erholen würde.
    Aber bei den Mitteln, die Gundhalinu zur Verfügung standen, mußte es ihm möglich sein, einen Mer von seiner Herde abzusondern, zu betäuben und ihm etwas Blut zu entnehmen. Wieder einmal fragte er sich, wieso dies nicht geschehen war. Das Versäumnis war offensichtlich, fast kam es ihm vor, als verzögere Gundhalinu absichtlich die Forschung – oder er suchte nach etwas anderem.
    Reede grübelte über das pseudo-linguistische Kauderwelsch der Merlieder nach. Sie enthielten wirklich bedeutungsvolle, wenn auch unvollständige Muster; das brauchte ihm keiner zu sagen, das spürte er tief in seinem Innern.
Und die Bedeutung war wichtig.
Irgend etwas rührte und regte sich in seinem Hirn, und er begann zu fluchen. Es war ein Gedanke, eine Erkenntnis, doch sie wurde gefangengehalten und konnte sich nicht befreien. »Nicht mit mir!« brüllte er wütend. Die Felswand warf seine Worte zurück, und der Nebel verschluckte sie.
    Vielleicht verschleppte Gundhalinu die Studien, weil er befürchtete, das Wiedereinführen einer Smartmatter. Droge in größerem Maßstab könnte die Hegemonie zu grunde richten, wie es damals mit dem Alten Imperium geschehen war. Gundhalinu sorgte sich viel zu sehr u das Allgemeinwohl – als ob er etwas verhindern könnte. Wenn er nicht zur Tat schritt, dann würde sich ein anderer finden – es fand sich immer jemand –, der sich nicht um die Konsequenzen scherte. Das war Gundhalinus Fehler, er dämpfte seine natürlichen Instinkte; er traute nicht einmal sich selbst hundertprozentig. Reede erinnerte sich, wie begeistert und erlöst Gundhalinu manchmal ausgesehen hatte, wenn sie zusammen arbeiteten ... Doch der Schrecken war nie weit entfernt. Nie hatte er sich zuviel zugemutet, aber mit Reede als treibender Kraft war er auch vor keiner Herausforderung zurückgewichen. Gemeinsam hatten sie ein Wunder bewirkt – allen Widrigkeiten des Schicksals zum Trotz.
    Jählings blieb er stehen, als die schwarze Wand aus Vulkangestein ihm den Weg versperrte. Langsam ging er weiter und faßte den Felsen an; er spürte die rauhe, poröse Oberfläche unter seiner Hand, die Berührung gab ihm Halt. Umkehren konnte er nicht, ausweichen auch nicht; ihm blieb gar nichts anderes übrig, als das Hindernis zu übersteigen.
    Unbekümmert und ohne zu

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