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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Stadt, Karbunkel, gehörte, die einen Teil seiner zerstörten Seele zum Klingen brachte wie in einem köstlichen, unerklärlichen Déjà-vu und nicht etwa, weil er tatsächlich etwas für das Mädchen empfand. Aber wenn er sich mit ihr unterhielt, durchströmte ihn ein Gefühl des Friedens, und er spürte, daß er ein Mensch war; denn sie betrachtete ihn mit sehnsüchtigen Blicken, wie wenn er ein ganz normaler, gesunder Mann wäre ... Doch Gewohnheiten konnte man ablegen.
    Einmal hatte Ariele ihm das Leben gerettet; mit wilder Entschlossenheit sagte er sich, daß er sich jetzt revanchierte, indem er den Kontakt mit ihr abbrach.
    »Ariele ...«, begann Niburu.
    »Was ist mit ihr?« fragte Reede barsch. Er umklammerte Niburus Schulter; vor Schmerz zuckte der viel kleinere Mann zusammen.
    »Sie ist gerade weggegangen.« Niburu deutete auf die Straße.
    Reede ließ ihn los und spähte in die Menge der Passanten. Einmal bildete er sich ein, einen silberweißen Haarschopf zu entdecken, aber sicher war er sich nicht. »Na und?« wiederholte er, froh, daß das Schicksal ihm einen Aufschub gewährte. Er wollte sich an Niburu vorbei in den Club drängen.
    »Reede!« brüllte Niburu verzweifelt. »Hör mir endlich zu, du Bastard!«
    Ungläubig lächelnd drehte Reede sich um.
    »Ich glaube, sie steckt in Schwierigkeiten.«
    Reede ging zu ihm zurück. »Wie kommst du darauf?«
    »Sie hat hier auf dich gewartet, wie immer. Dann fing dieser Elco Teel an, sie zu bedrängen, sie solle mit ihm zu irgendeiner Party gehen, aber sie wollte nicht. Auf einmal veränderte sie sich. Wie aus heiterem Himmel fiel sie ihm um den Hals, und kurz darauf zogen sie gemeinsam ab.«
    Reede furchte die Stirn. »Sie ging also zu einer Party.« Er gab ein Grunzen von sich. »Denkst du, daß mich das interessiert?«
    Niburu hielt ihn am Ärmel fest, als er wieder gehen wollte. »Ich sagte, sie hat sich
verändert.
Es war nicht, wie wenn sie ganz plötzlich ihre Meinung änderte, etwas ging mit ihr vor. Tor hat es auch gesehen, sie glaubt, Elco Teel hätte Ariele irgendwas gegeben.«
    Tor – die Frau, der der Club gehörte. Ihm fiel ein, daß Niburu ein Verhältnis mit ihr hatte. »Sie hat ihn last aufgefressen, Boss, in aller Öffentlichkeit. Mir kam das auch komisch vor. Tor meint, wenn dir was an ihr liegt, solltest du der Sache mal nachgehen.«
    Fluchend spähte Reede wieder die Straße auf und ab, sah aber niemand, der Ariele hätte sein können. »In welche Richtung gingen sie?«
    »Ich habe Ananke hinterhergeschickt. Du kannst ihn über Funk aufspüren.«
    Überrascht sah Reede auf ihn hinab. »Gut.« Er nickte und berührte kurz Niburus Schulter. Dann schaltete er den Tracer ein und suchte Anankes Signal.
    »Soll ich mitkommen, Boss?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Ich kann mit dir Schritt halten. Und wenn es Ärger gibt ...«
    »Wenn es Ärger gibt, dann sind es nicht deine Beine, die mir in die Quere kommen, sondern dein verdammtes Gewissen.« Reede machte auf dem Absatz kehrt und tauchte in der Menge unter.
    Die Spur führte ihn die Spirale der Straße hinunter, und nicht hinauf, wie er erwartet hatte. Denn droben lagen die Stadthäuser der reichen Winterleute und der Außenweltler. Statt dessen steuerten Ananke und die beiden Leute, denen er folgte, eine ziemlich verrufene Gegend an, wo das Labyrinth auf die Untere Stadt traf; dort wohnten die meisten Sommer, nahe am Meer –wo ganze Alleen nur von Lagerhäusern und Fabrikhallen gesäumt waren, und wo Dinge passierten, über die niemand am nächsten Tag sprechen wollte.
    Als er merkte, wohin die Richtung führte, ging er schneller; unterwegs begegneten ihm immer weniger Menschen. Schließlich gelangte er an den Eingang zu einer Allee, die vollkommen verlassen dalag. Nach kurzem Zögern bog er in die Straße ein, weil sein Tracer ihm durch ein beharrliches, monotones Signal anzeigte, daß die Gegend doch nicht so einsam war, wie es de Anschein hatte.
    Immer tiefer drang er in den leeren, schweigenden Schlund hinein. Er faßte in seine Jacke, zog den Stunner heraus und prüfte die Ladung; derweil pirschte er wie eine Raubkatze auf der Jagd die drohend aufragenden, uralten Häuserfronten entlang. Endlich hörte er einen Laut, das schwache Echo von Stimmen; langsam betrat er eine klaustrophoisch enge Passage zwischen zwei Lagerhallen.
    »Ananke!« flüsterte er, als er eine im Schatten lauernde, vertraute Gestalt wahrnahm.
    Ananke wirbelte herum, und Reede sah, wie Metall aufblitzte;

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