Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
in den Sinn gekommen. Sie hatte gelernt, Capella Goodventure zu respektieren und sogar zu mögen. Aber die Frau wich nicht von einmal gefaßten Überzeugungen ab, und sie mißtraute allen Außenweltlern, deren Regierung sie nicht anerkannte, sondern als eine Heimsuchung auffaßte. Als Mond in ihr Gesicht schaute, das von tiefen Furchen durchzogen und von mitleidlosem Starrsinn geprägt war, bekam sie plötzlich Angst, sie selbst könne eines Tages auch so aussehen. Sie ließ sich auf keine Diskussion ein, sondern sagte lediglich: »Es liegt nicht in meiner Macht, die Außenweltler aufzuhalten, aber ich habe vor, sie in jeder erdenklichen Art und Weise zu behindern.«
    Capella Goodventures Augen funkelten lebhaft. »Was sollen wir tun?«
    »Wenn die Sommerleute draußen auf dem Meer sind und entdecken, daß irgendwo eine Jagd im Gange ist, sollen sie versuchen, die Außenweltler nach Kräften zu stören – jedoch ohne sich selbst dabei in Gefahr zu bringen. Man kann die Schiffe und die Ausrüstung der Hegemonie sabotieren. Und wenn Jäger anrücken, kann man die Merkolonien verscheuchen.« Die Mers hatten nie begriffen, welche Gefahr ihnen von Jägern drohten. Sie schienen außerstande zu sein, die Unberechenbarkeit und Brutalität der Menschen zu verstehen.
    »Natürlich«, sagte Capella Goodventure. »Aber leicht wird es nicht sein. Die Außenweltler verfügen über Technologie ...« Aus ihrem Mund klang das Wort wie ein Fluch. »Dagegen ist schwer anzukämpfen.«
    »Ich weiß.« Mond nickte. »Ich versorge euch mit Geräten, die die Schiffe der Außenweltler aufspüren und ihre technische Ausrüstung zum Auffinden der Mers stören. Ihr bekommt von mir Apparate, die Schallwellen erzeugen; mit denen kann man die Mers in Panik versetzen und zu ihrem eigenen Schutz vertreiben. Die Vorstellung gefällt mir auch nicht«, betonte Mond, als sie Capellas Stirnrunzeln sah, »aber es ist sicher besser, die Außenweltler mit ihrer eigenen Technologie zu bekämpfen, als zuzusehen, wie die Mers abgeschlachtet werden. Findest du nicht auch?«
    Gereizt zupfte Capella an ihrem Halstuch aus grobem Stoff. »Du weißt sehr gut, daß ich mit der Technologie der Außenweltler nicht das geringste zu tun haben will. Ihre Geräte zu verwenden, selbst um sie damit zu be kämpfen, geht mir gewaltig gegen den Strich.«
    Mond hatte schon Angst, die Frau könne sich gegen ihren Vorschlag sperren. Doch dann hob Capella Goodventure die Schultern und schob die Fäuste tief in die Taschen ihrer weitgeschnittenen Hose. »Aber um die Mers zu schützen – und nicht, weil du mich darum gebeten hättest, das merk dir wohl! –, gehe ich auf das Angebot ein. Wenn es denn der Wille der Herrin ist, sollen unsere Schiffe mit Geräten ausgerüstet werden, die helfen, die Kinder des Ozeans zu beschützen. Die Herrin wird uns beizeiten wissen lassen, was wir tun sollen.« Sie beugte sich über das Geländer und spuckte ehrfurchtsvoll dreimal ins Wasser, um daraufhin andächtig zu lauschen. Erst dann merkte Mond, daß Capella nicht zu ihr, sondern zu der Meeresmutter höchstselbst gesprochen hatte.
    »Ich danke dir, Capella Goodventure.« Mond lächelte zufrieden. »Die Herrin wird sich über deinen Eifer freuen.« Dann richtete sie selbst ein kurzes Gebet an das namenlose, leblose Ding, dem sie beide voller Hingabe und Engagement dienten.
     

TIAMAT
Karbunkel
     
    V erdammt, Boss, du kommst spät!«
    Reede blieb am Eingang zu Starhikers Club stehen, als Niburu sich ihm unversehens in den Weg stellte. »Na und?« fragte er. Da er wußte, daß Ariele Dawntreader hier auf ihn wartete, mit diesem gewissen Blick in den Augen, wäre er beinahe gar nicht gekommen. Doch dann sagte er sich, er müsse in den Club gehen, und wenn nur, um diese verlogene Beziehung abzubrechen. Von nun an mußte er dafür sorgen, daß Ariele sich von ihm fernhielt ohne Ausnahme. Durch ihre Freundschaft waren sie aufgefallen, sie hatte ihm Scherereien bereitet und ihn verwundbar gemacht. Aber nicht nur er war gefährdet, sondern Ariele auch. Solange er das Brandzeichen der Quelle trug, konnte er sich engere Bindungen an Menschen nicht leisten.
    Wieder versuchte er sich einzureden, daß die Gespräche mit Ariele für ihn nichts weiter als eine Gewohnheit waren. Sie liebte die Mers, sie erzählte ihm, wie sie mit dem Ozean aufgewachsen war, wie wenn dies die natürlichste, schönste Sache der Welt wäre. Er hatte sich zu ihr hingezogen gefühlt, weil sie zu Tiamat und zu dieser sonderbaren

Weitere Kostenlose Bücher