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Tief atmen, Frau Doktor!

Tief atmen, Frau Doktor!

Titel: Tief atmen, Frau Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Höhe. »Ich hoffe, das war nicht der einzige Grund?«
    »Nein«, gab er ehrlich zu. »Meine Mutter war auch noch da. Sie hatte eine so schlechte Meinung von den Engländern.«
    Liz machte eine Kopfbewegung zum gerahmten Foto hin. »Der wahre Grund, Sandy, ist, daß du viel lieber Baumstämme geworfen hast.«
    Sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, der die Verbrecher wie auch die Polizei von Mitrebury gleichermaßen erschreckt hätte. »Das ist unser kleines Geheimnis, nicht wahr, Liz? Das ist unsere Erinnerung, so zärtlich, so warm...« Er suchte nach dem passenden poetischen Bild. »Wie die Morgensonne, die durch den Einschnitt im engen Tal bricht.«
    »Manchmal bist du überwältigend romantisch, Sandy«, sagte Liz zu ihm und fügte hinzu: »Wie deine schottische Landschaft.«
    »Ich gebe zu, es gibt keinen Ort auf der Welt, der es mit Schottland aufnehmen kann«, rief er unvoreingenommen aus. »Nun, was kann ich für dich tun?« Seine Miene verriet, daß Recht und Gesetz in Mitrebury aufgehoben sein würden, bis er ihre Wünsche erfüllt hatte.
    »Dr. Hill«, sagte Liz. Eine Pause entstand. »Ich mußte meine Pflicht tun, Liz.«
    »Natürlich mußtest du, Sandy«, sagte sie sanft zu ihm. »Wenn andere sich nur halb so hingebungsvoll ihrer Arbeit widmeten! Was auch die Unterstützung deiner beiden neuen Polizeiärztinnen mit einschließt.«
    »Ich werde sie bis zur Selbstaufgabe unterstützen, wenn sie es verdienen. Auch wenn sie nur Mädchen sind.«
    »Sie verdienen es auch. Sie sind ausgebildete Ärztinnen, genau wie Dr. Hill und seine Partner. Der einzige Unterschied ist, daß sie zehnmal tüchtiger sind.«
    »Ich halte mit meiner Meinung über jemanden - sei es Mann oder Frau - immer hinterm Berg, bis sie ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt haben.«
    »Nur eines fehlt ihnen. Selbstvertrauen. Und das könntest du ihnen so leicht geben.«
    McTavish erwog diesen Vorschlag. »Soll ich ihnen eine Bonbonniere senden?«
    »Besuche sie und plaudere mit ihnen. Das hast du bei den alten Ärzten oft genug getan.«
    Er sah beklommen aus. »Ich habe nichts übrig für Günstlingswirtschaft.«
    Liz schien höchst erstaunt. »Günstlingswirtschaft? Aber niemand könnte einen so standhaften Mann wie dich einer solchen Schwäche bezichtigen.«
    Er gab offen zu: »Ich mache mir mein eigenes Bild. Das kann niemand in Abrede stellen. Na ja, vielleicht mache ich einen Höflichkeitsbesuch. Nur um dir einen Gefallen zu tun, Liz.«
    Sie stand auf. »Gut. Heute abend um sieben? Da wird die Sprechstunde schon vorbei sein. Kein Wort davon, daß es mein Vorschlag war. Du bist ein Engel. Nun muß ich weiter. Ein Kaiserschnitt wartet schon auf mich.«
    Sie küßte ihn. Er blieb mitten im Zimmer zurück und dachte mit einem Gesichtsausdruck, der dem besiegten und verbannten Bonnie Prinz Charlie wohl angestanden hätte, an das, was hätte sein können.
     

12
     
    In der alten Stiftspraxis ging es zu wie in einem Dorfgemeindeamt kurz vor der Ankunft der Königin.
    »Aber warum kommt er denn?« fragte Lucy Fay, während Mr. Windows auf seinem Harmonium O welches Glück doch, ein Konstabler zu sein intonierte.
    »Das liegt auf der Hand. Ihm sind Zweifel wegen Dr. Hill gekommen. Er wird uns sagen, daß wir über gestern nacht den Mantel des Vergessens breiten sollen - so gründlich, wie Dr. Fellows-Smith und Dr. Carmichael dies anscheinend getan haben.«
    »Daran hast du wohl nicht gedacht, daß er nur kommt, um uns zu entlasten?«
    »Aber wir haben doch nichts Unrechtes getan«, wandte Fay ein.
    »Natürlich haben wir. Wir sind schließlich Frauen.«
    Mr. Windows unterbrach sein Spiel und öffnete die Kiste mit der Aufschrift Wiederbelebung. »Ich war so frei, im Spirituosengeschäft eine Flasche Auld Killiecrankie auf Praxiskosten zu erstehen. Das Lieblingsgetränk des Polizeidirektors, wie mir die vormaligen Ärzte versicherten. Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf — kein Wasser. Und ganz besonders kein Eis. Auf Eis in seinem Whisky reagiert Mr. McTavish heftiger als auf eine Schnecke im Salat.«
    Die Türglocke schrillte.
    »Meine Hasenpfote!« Fay griff sich an den Ausschnitt.
    »Du trägst einen BH«, rief Lucy aus.
    »Bei einem Mann wie McTavish habe ich das Gefühl, ich sollte einen Schleier tragen.«
    Der Polizeidirektor füllte die Türöffnung aus. Lucy überlegte, ob sie einen Knicks machen sollte.
    »Guten Abend«, sagte er.
    »Guten Abend«, sagten sie.
    Ein Schweigen entstand. Er überreichte Mr. Windows feierlich seine

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