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Tief atmen, Frau Doktor!

Tief atmen, Frau Doktor!

Titel: Tief atmen, Frau Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Ton.
    Er begleitete sie die Treppe hinauf. Er öffnete die Tür einen Spalt. Als Lucy durch den Spalt lugte, sah sie eine junge Frau in Jeans, die mit einem Gewehr in die Richtung des bestürzten Wilkins fuchtelte.
    »Denken Sie an Ihre Mutter«, forderte er sie eindringlich auf.
    »Ich hasse meine Mutter.«
    »Denken Sie an Ihr Baby«, drängte er mit einer Kopfbewegung auf den Kinderwagen neben ihr.
    »Ich habe keines«, sagte sie schrill. »Das ist Mrs. Learys Kinderwagen. Sie will ihn bis morgen früh zurückhaben.«
    »Denken Sie an etwas Schönes.« Schutzmann Wilkins überlegte schnell. »Wie die Costa Brava. Oder Weihnachten. Oder Einer wird gewinnen.«
    »Ich will sterben!« Lucy und Fay waren durch die Tür geschlüpft. »Wer sind Sie?« fragte sie argwöhnisch und richtete das Gewehr von Schutzmann Wilkins auf die beiden.
    »Wir sind Ärztinnen. Wir sind gekommen, um Ihnen zu helfen«, sagte Lucy sanft zu ihr.
    »Niemand kann mir helfen.«
    »Der Träger Ihres BHs schaut vor«, bemerkte Fay beiläufig.
    Die Frau blickte automatisch hinunter. Schutzmann Wilkins packte sie. Das Gewehr fiel mit einem Krach zu Boden. McTavish sprang durch die Tür und umfaßte die Frau und Schutzmann Wilkins mit seinem Griff. Lucy bemerkte, daß ihre Hände zitterten. Der Raum war plötzlich voller Polizeibeamten.
    Zwanzig Minuten später wurden Lucy und Fay von einem Polizeiauto zu Hause abgesetzt. »Der Schreck sitzt mir immer noch in den Knochen«, sagte Lucy.
    »In meinen Adern zirkuliert pures Adrenalin«, sagte Fay.
    Gierig griffen sie zu Auld Killiecrankie. Das Mitrebury Echo rief an.
    Mr. Windows spielte den Einzug der Gladiatoren.
    Die Türglocke schrillte.
    Es war der Polizeidirektor.
    »Ich werde Sie nicht lange auf halten«, verkündete er barsch. »Sie haben der Polizei soeben einen großen Dienst
    erwiesen.« Er kam in das Wartezimmer und salutierte. »Und der Menschheit. Unter Lebensgefahr. Darf ich sagen, daß Sie zwei tapfere junge Frauen sind? Darf ich sagen, daß Sie sich in meinen Augen bewährt - ja weit mehr als bewährt - haben? Ich bin stolz, Sie meine Polizeiärzte nennen zu dürfen«, teilte er ihnen großmütig mit. »Ich bitte Sie, dies als Zeichen meines Dankes anzunehmen.«
    Er reichte Lucy einen kleinen Karton, salutierte nochmals und ging.
    »Was ist es?« fragte Lucy. »Ein Orden?«
    »Nein. Eine Flasche.«
    »Mit einer von dieser Größe kann man wohl keine großartige Party feiern.«
    »Doch«, widersprach ihr Lucy. Sie hielt sie in die Höhe.
    »Eine Blutprobe!«
    Lucy war schon am Telefon. »Dr. Hill? Wir haben Ihr Blut von Mr. McTavish zurückbekommen.«
    »Aha«, sagte Biggin.
    »Aber Dr. Hill! Ist das nicht wunderbar? Jetzt kann man Sie nicht gerichtlich belangen.«
    »Das hätte man sowieso nicht können«, erklärte er. »Ich ließ meine Probe sofort von meinem alten Kumpel Higginbotham, dem Biochemiker im Krankenhaus analysieren. Kein Alkohol. Nicht die leiseste Spur. Freddie blies auf dem Polizeirevier in mein Röhrchen. McTavish muß das begriffen haben, als er heute morgen aufwachte, weil nur ein Bier mit Limonade auf meiner Rechnung stand. Ich hatte Verdauungsstörungen wegen der Garnelen. Aber ich nehme an, gestern nacht mußte die Polizeiroutine wieder gewahrt werden«, gab er wissend zu verstehen. »Die alte Eisenfaust ist so schwer von Begriff wie ein schottisches Wildschaf, wissen Sie.«
    »Dieses doppelzüngige, ausgekochte Chauvinistenschwein«, rief Lucy aus, als sie Fay das Gespräch wortwörtlich berichtete. »Gibt sich große Mühe, wie ein Mensch auszusehen.«
    Fay seufzte resignierend. »Der Männer Treu hielt nimmer«, zitierte sie zum zweiten Male an diesem Abend Shakespeare.
    »Mr. Windows«, fragte Lucy honigsüß. »Könnten Sie uns etwas aus der Oper Salomé vorspielen?«
     

13
     
    In ihrem nächsten Streit ging es um die neuen Vorhänge im Wartezimmer.
    »Aber Fay, dieser Stoff wäre doch viel praktischer«, protestierte Lucy vor der Vormittagssprechstunde im Aufenthaltsraum. Sie schwenkte ein weißes Stoffmuster mit einem strengen, geometrischen Dessin in Schwarz.
    »Aber Lucy, das sieht doch viel lustiger aus.« Fays Muster war ein Durcheinander von roten, blauen und gelben Farbtönen.
    »Darf ich dich daran erinnern, daß wir keine Diskothek einrichten?«
    »Und auch keinen Opernsaal.«
    »Wirklich, Fay! Ich verstehe nicht, warum du soviel Aufhebens um etwas machst, das so wenig mit der medizinischen Praxis zu tun hat wie die Vorhänge.«
    »Sie stehen in

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