Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
rasch kommen konnten. Wenn wir so bedauerliche disziplinarische Maßnahmen wie diese gegen einen Schüler ergreifen müssen, möchten wir den Eltern oder den verantwortlichen Personen die Gelegenheit geben, die Situation zu verstehen. Bitte nehmen Sie doch Platz, Mr. Quinn.«
    »Wie sieht die Situation denn aus?«
    »Leider hat Seth heute morgen in der Pause einen anderen Schüler tätlich angegriffen. Der andere Junge wird von der Schulschwester verarztet, und wir haben seine Eltern informiert.«
    Cam hob eine Braue. »Und wo sind sie?«
    »Roberts Eltern sind berufstätig. Aber wie dem auch sei …«
    »Wieso?«
    Ihr Lächeln war wieder da, zögernd, aufmerksam, fragend. »Wieso, Mr. Quinn?«
    »Wieso hat Seth sich mit Robert geprügelt?«
    Mrs. Moorefield seufzte. »Wie ich höre, sind Sie erst seit kurzem Seths Vormund, daher ist Ihnen vielleicht nicht bekannt, daß es sich hier nicht um seine erste Prügelei mit einem Mitschüler handelt.«
    »Ich weiß Bescheid. Ich habe nach diesem speziellen Vorfall gefragt.«
    »Na schön.« Sie faltete die Hände. »Laut Roberts Aussage hat Seth von ihm einen Dollar verlangt, und als der Junge sich weigerte, hat Seth ihn angegriffen. Bisher hat Seth dies weder bestätigt noch abgestritten«, fügte sie hinzu und heftete den Blick auf den Jungen. »Die Schulordnung schreibt vor, daß Schüler für drei Tage vom Unterricht ausgeschlossen werden, wenn sie sich an einer Rauferei auf dem Schulgelände beteiligen.«
    »In Ordnung.« Cam erhob sich, doch als Seth ebenfalls aufstehen wollte, befahl er ihm sitzenzubleiben. Statt dessen ging Cam in die Hocke, bis er sich in Augenhöhe mit Seth befand. »Du wolltest den Jungen ausnehmen?«
    Seth hob ruckartig eine Schulter. »Das behauptet er.«
    »Du hast ihn geschlagen?«
    »Ja, ich hab’ ihm eine geknallt. Ich habe auf seine Nase gezielt«, fügte er hinzu, lächelte etwas und schob sich das strohblonde Haar aus den Augen. »Das tut so richtig schön weh.«
    »Warum hast du das getan?«
    »Vielleicht hat mir sein fettes Gesicht nicht gefallen.«
    Cam, dem allmählich die Geduld ausging, packte ihn bei den Schultern. Als Seth zusammenzuckte und zischend Luft holte, schrillten Alarmglocken in seinem Kopf. Bevor der Junge sich ihm entwinden konnte, zog Cam den Ärmel des zu großen Pullovers herunter. Böse kleine Blutergüsse in der Größe von Fingerabdrücken zogen sich von Seths Schulter bis zu seinem Ellbogen.
    »Laß mich los.« Mit schamrotem Gesicht wehrte Seth sich gegen seinen Griff, aber Cam wollte seinen Rücken sehen. Dieser war von zahlreichen feuerroten Kratzern übersät.
    »Halt still.« Cam ließ ihn los und legte die Hände auf die Stuhllehnen. Sein Blick hing unverwandt an dem Jungen. »Du sagst mir jetzt, was vorgefallen ist. Und wag es ja nicht, mich anzulügen.«
    »Ich will nicht darüber sprechen.«
    »Ich hab’ dich nicht gefragt, ob du es willst. Ich sage dir, du sollst die Karten offen auf den Tisch legen.« Er senkte die Stimme, so daß nur Seth ihn hören konnte. »Oder soll diese Niete etwa ungestraft davonkommen?«
    Seth öffnete den Mund, schloß ihn jedoch wieder. Er mußte die Zähne zusammenbeißen, damit sein Kinn nicht zitterte. »Er war sauer. Neulich haben wir diesen Test in Geschichte geschrieben, und ich bekam eine Eins. Jeder Idiot hätte diese Note schreiben können, aber er hat den
Test verbockt. Deshalb hat er mich andauernd schikaniert, mich im Flur abgefangen und mich herumgeschubst. Ich bin weggegangen, weil es mich total nervt nachzusitzen.«
    Seth verdrehte die Augen. »Es ist todlangweilig. Ich wollte nicht schon wieder stundenlang allein in irgendeinem Klassenzimmer hocken, deshalb ging ich weg. Aber er hat mich weiter herumgestoßen und mich beschimpft. Eierkopf, Streber und solche Sachen. Ich hab’ mich nicht provozieren lassen. Aber dann hat er mich gegen die Schließfächer geschubst und gesagt, ich sei ja doch bloß der Sohn einer Hure, das wisse doch jeder, und da hab’ ich ihm eine verpaßt.«
    Beschämt und niedergeschlagen zog er die Schulter hoch. »Also habe ich jetzt drei Tage Ferien. Wen juckt’s.«
    Cam nickte und stand auf. Als er sich umdrehte, waren seine Augen fast schwarz vor Zorn. »Sie werden den Jungen nicht ausschließen, weil er sich gegen einen primitiven Rabauken zur Wehr gesetzt hat. Sollten Sie es trotz allem versuchen, wende ich mich an die Schulbehörde.«
    Völlig schockiert starrte Seth ihn an. Noch nie hatte jemand seine Partei ergriffen. Er

Weitere Kostenlose Bücher