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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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segelt, also weißt du vermutlich auch, wie man sie baut.«
    »Von ›vermutlich‹ kann keine Rede sein.«
    »Ein interessantes Projekt, aber jetzt komm schon, Cam, du bist kein Geschäftsmann. Du wirst nicht in einer hübschen kleinen Bucht in Maryland klebenbleiben, Krebse essen und Holzplanken zusammennageln. Du weißt, daß ich dich für dieses Rennen reichlich belohnen werde. Mit Geld, Ruhm und Glück.« Er lachte leise. »Nach unserem Sieg kannst du dann ja dorthin zurückgehen und ein paar kleine Schlups zusammenbasteln.«
    Er konnte damit umgehen, beruhigte Cam sich. Er konnte mit den Beleidigungen umgehen, mit der Enttäuschung, nicht packen und hingehen zu können, wohin er wollte. Was er auf gar keinen Fall tun würde, war, Bardette zu zeigen, daß er ihn aus der Ruhe gebracht hatte. »Du wirst dir einen anderen Skipper suchen müssen. Aber falls du mal ein Boot kaufen willst, ruf mich an.«
    »Falls du tatsächlich eins zustandekriegst, ruf mich an.« In der Leitung war ein Seufzer zu hören. »Du verpaßt die Chance deines Lebens. Solltest du es dir in den kommenden zwei Stunden noch anders überlegen, melde dich. Aber ich muß meine Crew noch diese Woche zusammengestellt haben. Wir sprechen uns später.«
    Cam hörte nur noch das Freizeichen.
    Er schleuderte den Hörer nicht durchs Fenster. Er wollte es tun, doch der Gedanke, daß er in diesem Fall die Glasscherben würde selbst auffegen müssen, hielt ihn
davon ab. Daher legte er den Hörer besonders sorgfältig auf die Gabel. Er holte sogar tief Luft. Und hätte der Trockner sich nicht ausgerechnet diesen Moment ausgesucht, um verrückt zu spielen und auf und ab zu hüpfen, hätte er auch nicht mit der Faust gegen die Wand geschlagen.
    »Ich dachte schon, daß du darauf eingehen würdest.«
    Er wirbelte herum und sah seinen Vater am Küchentisch sitzen, der leise lachte.
    »O Gott, das setzt allem die Krone auf.«
    »Warum holst du nicht ein paar Eiswürfel für deine Knöchel?«
    »Ist schon gut.« Cam schaute auf seine Finger. Nur ein paar Kratzer. Und der scharfe Schmerz ließ ihn die Wirklichkeit nicht vergessen. »Ich habe darüber nachgedacht, Dad. Intensiv nachgedacht. Ich glaube einfach nicht, daß du da bist.«
    Ray lächelte. »Du bist da, Cam. Nur das zählt. Es ist hart, so ein Rennen auszuschlagen. Ich bin dir dankbar. Ich bin stolz auf dich.«
    »Bardette sagte, er habe einen Schatz von Boot. Mit seinem Geld im Rücken …« Cam starrte durch das Fenster auf das stille Wasser. »Ich könnte dieses Mistding gewinnen. Vor fünf Jahren habe ich im Little America’s Cup eine Crew auf den zweiten Platz gebracht, und voriges Jahr habe ich das Chicago-MacKinac gewonnen.«
    »Du bist ein erstklassiger Segler, Cam.«
    »Ja.« Er ballte die Hände zu Fäusten. »Was zum Teufel mache ich hier? Wenn das so weitergeht, werde ich noch süchtig nach Seifenopern. Ich werde allmählich denken, daß Lilac und Lance nicht nur reale Personen, sondern enge Freunde von mir sind. Ich werde einen Komplex entwickeln, daß meine Weißwäsche nicht weiß genug ist. Ich werde Coupons ausschneiden und Rezepte sammeln und schließlich vollends den Verstand verlieren.«
    »Ich muß mich wundern, daß du so über euer Heim sprichst.« Rays Stimme klang jetzt scharf, fast enttäuscht.
»Ein Nest zu bauen, für eine Familie zu sorgen, ist eine wichtige Aufgabe. Die wichtigste Aufgabe, die es gibt.«
    »Es ist nicht meine Aufgabe.«
    »Jetzt scheinbar doch. Es tut mir aufrichtig leid.«
    Cam drehte sich zu ihm um. Wenn er schon mit einer Halluzination sprach, konnte er sie ebensogut dabei ansehen. »Was denn? Daß du gestorben bist?«
    »Tja, das kam in jeder Hinsicht äußerst ungelegen.«
    Er hätte gelacht, denn diese Bemerkung und der ironische Ton waren so typisch für Ray Quinn. Aber er mußte aussprechen, was ihm auf der Seele lag. »Manche behaupten, du seist absichtlich gegen den Mast gefahren.«
    Rays Lächeln verblaßte, seine Augen wurden ernst und traurig. »Glaubst du das auch?«
    »Nein.« Cam atmete tief aus. »Nein, ich glaube es nicht.«
    »Das Leben ist ein Geschenk. Es ist nicht immer bequem, aber es ist kostbar. Ich hätte es dir und deinen Brüder niemals antun können, meines einfach wegzuwerfen.«
    »Das weiß ich«, murmelte Cam. »Es hilft, dich das sagen zu hören.«
    »Vielleicht hätte ich es aufhalten können. Vielleicht hätte ich es anders machen können.« Er seufzte und drehte den goldenen Trauring an seinem Finger hin und her. »Aber

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