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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
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konnte, was er als Nächstes tun sollte.
    »Haben Sie nicht herausgefunden, dass Martin mein alter Firmkumpel war? Ich hatte ihn völlig aus den Augen verloren, er hat sich schließlich sehr jung von Hellersberg abgesetzt und auch noch den Namen seiner Frau angenommen. Aber er ist nicht weit genug von Hellersberg weggegangen. Ich habe ihn in Losheim beim Einkaufen getroffen. Er behauptete doch tatsächlich, so schlimm könne es für mich gar nicht gewesen sein, wenn ich sogar wieder nach Hellersberg zurückgegangen sei. Das konnte ich so nicht auf mir sitzen lassen. Er hat mir erzählt, dass er cacht, da war es leicht, ihn auf einen neu gelegten Cache anzusetzen. Aber was hätte ich denn damals tun sollen? Ich war völlig abgebrannt, kein Geld, keine Anstellung, eine kreative Blockade. Ich konnte nichts mehr erschaffen, mein Hirn war völlig leer. Diese blöden Medikamente, die mir der Arzt damals in Köln verschrieben hatte. Mit denen konnte ich zwar meine Alpträume und dieses schreckliche Gefühl, immerzu verfolgt zu werden, loswerden, aber die haben mich wie in Watte gepackt. Ich hatte überhaupt keine Phantasie mehr. Meine Schaffenskraft war völlig eingefroren. Das hat beinah meine Existenz zerstört. Und gerade da starb mein Onkel und vererbte mir dieses Haus. Was hätte ich anderes machen sollen? Wo sonst hätte ich ein Wohnhaus mit angrenzender Werkstatt für nix haben können? Und Feldmann war nicht mehr im Amt, ich dachte mir, ich könnte ihm aus dem Weg gehen. Der scheinheilige Pfaffe hat so getan, als ob nichts wäre, wenn wir uns trotzdem mal begegnet sind. Sie waren doch dabei, als er es sogar gewagt hat, mich mit ›mein Sohn‹ anzusprechen. Aber nein, er war ja klug genug, nicht auch noch Kinder zu zeugen, vielleicht hat er sich darum nur an Jungen vergangen.«
    »Demnach haben Sie Ihre Medikamente absichtlich unregelmäßig eingenommen, weil Sie dadurch kreativer waren?«, fragte Charlotte.
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Wenn ich diese Wut zugelassen habe, konnte ich endlich wieder etwas erschaffen. Ich konnte meine Gefühle in Skulpturen ausdrücken, die ich mit Hammer und Meißel oder sogar mit elektrischem Gerät bearbeiten konnte. Ich hatte auch keine Selbstregulation, das ist ja das Teuflische an dieser Krankheit. Man selbst hält sich schließlich nicht für krank. Und vor allem ist man nicht der Meinung, dass Medikamente helfen können, weil man doch immer glaubt, Herr über die Krankheit zu sein. Man lässt eben nicht zu, dass sie einen beherrscht.«
    Vanessa überlegte, wie sie Trost näher an die Wand zurückdrängen könnte. Solange ihr nichts einfiel, müsste sie Trost am Reden halten.
    »Ich habe aber leider nicht ermitteln können, wie Holger Zilk in die ganze Geschichte verwickelt war. War er auch Hellersberger?«
    Vanessa sah an Trosts fahrigen Bewegungen, dass er sich in die Enge getrieben fühlte.
    »War das dieser Vertreter? Arme Sau.« Das Mitleid klang schal aus seinem Mund. »Ich hatte bereits einen einfachen Lottoschein in die Dose gelegt, als mir bewusst wurde, dass man Fingerabdrücke an ihm finden könnte. Darum habe ich einen neuen Schein laminiert und hatte ihn gerade in die Dose gelegt, als der Kerl mir einfach in die Quere kam. Ich hatte alles so schön geplant, wollte eigentlich den Förster umbringen. Sein Sohn war damals mit mir in einer Klasse, viertes Schuljahr an der Grundschule. Ich weiß, dass er seinem Vater alles erzählt hatte, aber der hat ihm nicht geglaubt, wie so viele damals. Er ist dann auf der Bundesstraße vor einen Lastwagen gelaufen. Er war nicht auf der Stelle tot, nein, er hat erst noch ein paar Wochen im Krankenhaus mit seinem Leben gerungen, bis er endlich erlöst wurde. Und keiner hat diesem armen Lkw-Fahrer gesagt, dass es ein Selbstmord war. Der Lkw-Fahrer ist vom Balkon im Krankenhaus gesprungen, als er davon gehört hat, dass der Junge gestorben ist. Er konnte mit der Schuld nicht mehr leben. Aber unser Förster, der konnte das. Der hat den Tod seines eigenen Sohnes und dieses armen Mannes auf dem Gewissen. Und hat ein Leben lang so getan, als sei nichts gewesen. Er hat seinen Sohn vielleicht vergessen, aber ich nicht.«
    »Sie wollten also ursprünglich, dass der Förster den Cache findet. Und was hatten Sie mit ihm vor?«, fragte Charlotte Trost, aber der schwieg.
    »Herr Trost?«
    »Das mit diesem Fremden, das tut mir wirklich leid. Ich hatte mir alles so schön ausgedacht. Ich wusste ja, ich musste nur warten, dann wäre der

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