Tief im Hochwald - Kriminalroman
Zweifel an der Version des Pastors habe ich somit nicht mehr.«
Georg hatte den Kanister den Weg entlang zum Schotterparkplatz getragen, nachdem er diesen fest verschlossen hatte. Die Kriminaltechnik würde sich darum kümmern, was der Kanister enthielt und wie man weiter damit verfahren müsste.
»Habt ihr ein Auto übrig?«, fragte Vanessa. »Dann können die beiden jungen Helden des Tages zusammen mit dem Freak, der Ärztin und dem kranken Kollegen schon mal zurückfahren.«
Bernadette wies auf ihr Auto, aus dem der Freak gerade ihren Alukoffer lud. »Schickt bitte die Kollegen von der Spurensicherung her, wenn ihr wieder in Hellersberg seid, sie sollen sich die Höhle ansehen.«
»Das wird kaum noch nötig sein, Herr Trost ist in allen Fällen geständig. Nur dass sein eigentliches Zielobjekt tot ist, haben wir ihm bislang nicht verraten.«
Charlotte sah Vanessa an und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Ich wusste einfach nicht, wie er reagieren würde, wenn wir ihm das erzählen. Und du hast das wohl zum Glück genauso gesehen. Ich wollte bei einem solchen Einsatz gar nicht an vorderster Front dabei sein, aber es ist schön, zu wissen, dass man Kollegen hat, auf die man sich, wenn es darauf ankommt, absolut verlassen kann.«
Als Vanessa auf den Eingang zur »Post« zuging, war es schon dunkel. Gunter war mit Trost nach Trier ins Krankenhaus gefahren, von wo aus dieser direkt in Untersuchungshaft wandern würde. Für heute hatte Vanessa endlich frei, nachdem dieser Tag endlos lang gewesen zu sein schien. Durch die Fenster konnte Vanessa sehen, dass die Gaststube zum Bersten voll war, und sie konnte sich vorstellen, wie viele Fragen auf sie einstürmen würden, wenn sie jetzt hineingehen würde. Gerade als sie die Hand auf den Türgriff legte, zeigte ihr Handy mit einem Summen den Eingang einer SMS an.
Es war Johannes, der Vanessa die Tür öffnete. Er nahm sie in die Arme und beglückwünschte sie zu ihrem Erfolg.
»Glückwunsch auch von Jonas. Ich musste ihn einfach auf dem Handy anrufen und ihm erzählen, wie alles ausgegangen ist. Ich hoffe, es war dir recht.«
»Sehr sogar, ich wollte ihm nachher auch noch eine E-Mail schreiben.«
Aus der Küche roch es verführerisch nach Zwiebelkuchen.
»Ich habe Federweißen aus Trier mitgebracht, Paps hat Zwiebelkuchen gebacken, und wir haben gehofft, dass du vorbeikommen würdest.«
Er nahm Vanessa den Mantel ab und führte sie ins Wohnzimmer, wo ein gemütliches Kaminfeuer prasselte. Beim Essen mit Johannes und Hajo fasste Vanessa die Ereignisse des Tages so kurz wie möglich zusammen.
»Was war in diesem Kanister?«, fragte Hajo.
Vanessa lachte auf. »Hätten wir gewusst, dass er nur Olivenöl enthielt, hätten wir uns weniger Sorgen gemacht. Trost hatte in dem vorderen Seitengang, den wir zunächst gar nicht gesehen haben, einige Materialien gelagert, unter anderem ein von ihm geschweißtes Gestell, in das er ein ewiges Licht einhängen konnte. Und das wird traditionell mit Olivenöl gefüllt. Er war wirklich detailverliebt bei allem, was mit Kirche zusammenhing.«
»War der Pastor euer Bauernopfer?«, fragte Johannes.
»Selbstverständlich ist es schlimm, dass wir es nicht verhindern konnten. Es lag seit Tagen der Druck auf uns, diesen letzten Mord nicht zustande kommen zu lassen. Wir haben dem Pastor vorgeschlagen, sich Schutz in einem Kloster oder bei Verwandten zu suchen, bis wir den Täter haben, aber er hat sich geweigert. Hätte er früher gestanden oder hätte es eine konkrete Anzeige gegen ihn gegeben, hätten wir ihn inhaftieren können, aber so waren uns leider die Hände gebunden. Dabei haben wir aber nicht geahnt, dass die Schuld, die er auf sich geladen hatte, ihn zu solch einem Schritt bewegen würde. Ich glaube aber, dass er sich unabhängig von der Ergreifung des Täters umgebracht hätte. Es war wohl eher seine Schuld, an der er zerbrochen ist, als die Angst.« Sie wandte sich an Johannes: »Wie geht es dir damit?«
Der nuckelte an seinem jungen Wein und dachte längere Zeit nach. »Ich glaube, keiner von denen, die damals Opfer waren, hätte Trost aufgehalten, wenn sie begriffen hätten, welches Spiel er gespielt hat«, meinte er schließlich. »Er hat sich stellvertretend für alle Opfer gerächt, auch wenn es vermutlich keinem von ihnen mehr nützt. Aber möglicherweise können die Zwillinge wieder auf die Beine kommen, wenn sie wissen, dass der Pastor tot ist. Vielleicht kommen unsere Klassenkameraden, die bis ins Ausland
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