Tief im Hochwald - Kriminalroman
mobil«, erklärte Gunter. »Daher können wir davon ausgehen, dass er die Pilze nur in der näheren Umgebung gesucht hat. Es kommen vermutlich nur drei Stellen in Frage, die wir überprüfen müssen.«
»Aber nicht bei dem Regen«, unterbrach ihn Landscheid.
»Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, Herr Landscheid, aber der Regen hat inzwischen aufgehört. Da werden Sie wohl nicht drum herumkommen«, grinste Vanessa.
Sie teilten sich in drei Gruppen auf. Landscheid und Vanessa würden Landscheid zuliebe die der Schmiede am nächsten gelegene Stelle untersuchen, Gunter und die übrigen Kollegen übernahmen die beiden anderen.
»Hat eigentlich jemand nachgesehen, ob es an dieser Stelle einen Cache gibt?«, wollte Vanessa von Landscheid wissen, während sie in Wanderschuhen und Gummihandschuhen die ihnen zugewiesene Stelle nach Giftpilzen absuchten.
»Die Frau von der Spurensicherung, wie auch immer die heißt, hat das überprüft. Sie hat aber nichts gefunden.«
»Demnach gäbe es also keinen Cache-Serienmörder oder so. Vielleicht war es tatsächlich alles nur Zufall«, überlegte Vanessa.
Sie befanden sich am Übergang einer offenen Wiese zu einem Fichtenwald, als sie aufgewühlte Erde entdeckten, an der Pilzsucher zahlreiche Pilze stehen gelassen hatten.
»Nach allem, was ich heute über Pilze gelernt habe, gibt es Grüne Knollenblätterpilze nur in Laubwäldern. Auf dieser Wiese müssten eher Champignons wachsen.«
Fußspuren führten durch die aufgewühlte Erde und endeten an einer Fichte, zwischen deren Wurzeln Rindenstücke und Fichtenzapfen zu einem kleinen Haufen aufgeschichtet lagen.
»Ich habe mir gestern mal von Hajo zeigen lassen, wie so ein Cache funktioniert. Wir sind mit dem Auto Richtung Holzerath gefahren, da waren zwei Caches ganz nah an der Straße, anhand derer Hajo mir das Prinzip erklären konnte. Und so wie hier sah gestern auch eines der Cacheverstecke aus«, klärte Vanessa ihren Kollegen auf.
»Na, sehen wir uns das mal an«, sagte Landscheid, bückte sich und schob neugierig die Fichtenzapfen und die Rindenstücke zur Seite.
»Ich dachte, hier gibt es keinen Cache, was ist das dann?« Triumphierend hielt er eine Dose in die Höhe, durch deren durchsichtigen Deckel das Cachelogo und der Hinweis zu sehen waren, dass dieser Gegenstand Teil eines weltweiten Spiels sei.
»Ihre Kollegin hat doch eben erst nachgesehen. Da gab es ganz sicher keinen Cache an dieser Stelle.«
Erstaunt nahm Vanessa Landscheid die Dose ab. Darin war ein nagelneues Logbuch in Form eines kleinen Blocks, auf dessen erster Seite ein computergeschriebener Zettel klebte, auf dem stand: »Nomen ost omen! Herzlichen Glückwunsch zum Fund dieses Caches.«
Ein Becher aus Ton mit einem eingeprägten Kreis aus kleinen Strichen befand sich ebenfalls in dem Behälter.
»Muss es nicht ›Nomen est omen‹ heißen?« Vanessa drehte den Becher in ihrer behandschuhten Hand. »Ein hübsches Stück, ideal für einen kühlen Weißwein im Freien. Sagt Ihnen das Symbol irgendetwas?« Vanessa hielt Landscheid den Becher hin.
»Ich habe es ganz sicher schon einmal gesehen, aber ich erinnere mich nicht«, gestand der. »Aber verstehe ich das richtig, dass der Becher für den ersten Finder ist? Das sind demnach wir.« Er lächelte und betrachtete das Stück mit einem siegessicheren Beuteblick.
»Hat Hajo schon einmal erwähnt, ob es unterschiedliche Cacherseiten im Internet gibt, sozusagen unterschiedliche Gemeinschaften? Wenn nicht, hätte dieser doch im Internet zu finden sein müssen.«
Landscheid schüttelte den Kopf. »Ich habe mich mit dem Kinderkram noch nie befasst. Das ist wirklich kein Hobby für einen erwachsenen Mann.«
»Um ehrlich zu sein, mir hat es gestern viel Spaß gemacht«, sagte Vanessa, schlug ihre Kapuze gegen den gerade einsetzenden Regen hoch und machte mit ihrem Handy vorab Fotos von der Dose und deren Fundort. »Lassen wir mal die Kollegen von der Spurensicherung den ganzen Wald absuchen, hoffentlich finden sie in diesem Nieselregen verwertbare Spuren.«
Während sie auf die Spurensicherung warteten, zog Vanessa mit einigen Anrufen die anderen Gruppen von den möglichen Pilzstellen ab und beorderte sie zu sich. »Gunter kann hier gleich übernehmen«, sagte sie zu Landscheid. »Können Sie mir bitte die Telefonnummer von Hajo Nert geben? Er könnte uns bei diesem Cache sicher behilflich sein, ich würde ihn gern zu Hause abholen und mit ihm im Bürocomputer nach diesem Cache
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