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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
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getroffen haben. Die Polizei hat ihn tot aufgefunden, und Frau Müller möchte sich nach der Möglichkeit erkundigen, ob er vielleicht an einer Pilzvergiftung gestorben sein könnte, da bist du doch die Expertin.«
    Die Apothekerin sah Vanessa entsetzt an. »Grüner Knollenblätterpilz«, stieß sie nach einem Moment des Nachdenkens hervor.
    »Bitte?«, hakte Vanessa nach.
    »Dass ich da nicht sofort drauf gekommen bin. Ich war an dem Tag nicht in der Apotheke, und mein Mann hat mir erst davon erzählt, als wir den Mann vorgestern in Hellersberg trafen. Da ging es ihm ziemlich gut, und ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, ihn zu warnen.« Die Frau schien sich Vorwürfe zu machen.
    »Bitte klären Sie mich auf, ich habe gar keine Ahnung, wovon Sie sprechen«, bat Vanessa.
    »Der Grüne Knollenblätterpilz ähnelt dem Champignon sehr und wird immer wieder mit ihm verwechselt, obwohl er eigentlich an anderen Stellen wächst und Kenner deshalb stutzig werden müssten. Der Knollenblätterpilz ist meist mit Eichen vergesellschaftet, wohingegen man den Champignon entweder als Wiesen- oder als Waldchampignon mit Fichten und Buchen zusammen findet. Fatal ist, dass schon ein winziger Bissen tödlich sein kann, auf jeden Fall reicht aber ein einziger Pilz, um einen erwachsenen Menschen zu töten. Bereits ein Pilz von fünfunddreißig Gramm enthält eine tödliche Dosis für einen Menschen von siebzig Kilo«, führte die Apothekerin aus.
    »Aber haben Sie nicht erzählt, es ging ihm am Montag deutlich besser?«
    »Das ist das Tückische an dieser Form der Pilzvergiftung. Erst nach acht bis zwölf Stunden treten die Brechdurchfälle auf, dann ist es zu spät, um den Magen auszupumpen. Außerdem denken viele gar nicht so weit. Er hat es wohl auf seinen Alkoholkonsum vom Vortag zurückgeführt. Es kommt zu Magen- und Darmblutungen und vor allem zu einer Leberschädigung. Am dritten Tag erleben die Vergifteten meist eine erleichternde Besserung und glauben, sie seien über den Berg. Danach bleibt die Urinausscheidung oft völlig aus, es kommt zu völligem Leberversagen. Das Herz pumpt weiter Blut in die Gefäße, das wird jedoch nicht mehr zum Herzen zurückgeführt, und letztlich stirbt das Opfer an Herzversagen meist ab dem fünften Tag nach Verzehr des Pilzes.«
    Vanessa bekam eine Gänsehaut. »Kommt das häufig vor?«
    »Wenn es in dieser Gegend Pilzopfer gibt, dann in der Regel durch den Grünen Knollenblätterpilz. In den letzten Jahren trifft es verstärkt Leute aus Osteuropa und Russlanddeutsche, weil die den Pilz mit einem für sie heimischen, ungiftigen Pilz verwechseln«, klärte die Apothekerin sie auf.
    »Aber wäre Herr Schuster nicht normalerweise mit solch drastischen Beschwerden zum Arzt gegangen?«, wunderte sich Vanessa.
    »Nicht unbedingt, ab dem dritten Tag geht es den Leuten ja wieder besser. Dass Leber und Herz nicht mehr mitmachen, spüren sie kaum und führen es meist auf die Schwächung durch den Durchfall zurück.«
    »Damit haben Sie mir einen großen Schritt weitergeholfen. Da bin ich nicht ganz so unwissend, wenn ich mit dem Rechtsmediziner spreche. Und wir können annehmen, dass Franz Schuster die Pilze am Samstagmittag gegessen hat, wenn Sie sagen, es ging ihm am Montag wesentlich besser. Das ist ein ganz wichtiges Puzzlestück, vielen Dank!«
    »Sieht ganz nach Grünem Knollenblätterpilz aus, nicht wahr?«, sagte Vanessa triumphierend in die Freisprechanlage, als sie mit dem Auto auf dem Rückweg nach Hellersberg war. Dr. Breuer klang erstaunt.
    »Richtig, alle Anzeichen sprechen dafür, von der Fettleber bis zum Herzversagen. Wie haben Sie das erkannt?«, fragte der Arzt mit leichter Bewunderung.
    »Dr. Breuer, wenn man sich im Hunsrück aufhält, lernt man eine Menge vom und zum Leben. Und in diesem Fall vor allem vom und zum Sterben, wie mir scheint. Bleibt nur die Frage, ob Schuster ein unwissender Sammler war und die Pilze versehentlich mit Champignons verwechselt hat oder ob er sich umbringen wollte. Können Sie mir dazu Näheres sagen?«
    »Er war natürlich von der Vergiftung sehr geschwächt, aber ich kann keine Vorerkrankung erkennen. Die Kollegen von der Spurensicherung haben Arthrosemedikamente entdeckt, aber Gelenkbeschwerden sind auch für einen Schmied kein Grund für einen Freitod«, meinte Dr. Breuer. »Ich bin außerdem nicht sicher, ob ich mich mit Pilzen vergiften und danach auf die Kirmes und zur Apotheke gehen würde, das erscheint mir höchst unwahrscheinlich. Vergessen

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