Tief im Hochwald - Kriminalroman
sehen.«
»Haben wir nicht wichtigere Probleme als diesen Cache?«, nörgelte Landscheid.
»Das kann ich bislang nicht genau beurteilen. Ich bin nicht sicher, wie wichtig dieser Cache ist. Ist es Ihnen bisher nicht in den Sinn gekommen, dass es vielleicht gar kein Zufall ist, dass bei allen Toten ein Cache gefunden wurde? Ich habe Zweifel daran, dass es tatsächlich nur ein Pilzunfall war. Darum würde ich der Sache gern auf den Grund gehen. Und ich glaube, Hajo kennt sich da weit besser aus als wir und kann uns zügig weiterhelfen, bevor wir beide im zähen Hochwälder Nebel herumstochern.«
Landscheid nannte ihr die Rufnummer, und Hajo war sofort bereit, mit ihnen zur Polizeiwache zu fahren. Als die Kollegen der Spurensicherung eintrafen, zeigte Vanessa ihnen den Fundort sowie die Cachedose mit dem Becher. Sie grübelten noch, ob dieser eine bestimmte Bedeutung haben könnte, als der Freak ihnen grinsend sein Handy entgegenhielt.
»Ich habe mal ein Foto von diesem Symbol auf dem Becher gemacht, und mein Handy hat es mit Internetfotos abgeglichen. Das war das Symbol eines Kirchentages, München 2010. Hilft euch das weiter?«
Vanessa sagte, sie werde es in ihre Überlegungen miteinbeziehen, und verabschiedete sich, da sie vor Ort nicht weiterhelfen konnte.
Wenige Minuten später hielt Landscheid mit dem Dienstwagen vor Hajos Haus. Hajo, der bei ihrem Eintreffen bereits in der Einfahrt gestanden hatte, ließ sich auf den Rücksitz fallen und drückte beiden Ermittlern von hinten zum Gruß die Schulter. »Was habt ihr beide herausgefunden, dass ihr meine Hilfe brauchen könnt?«, fragte er gespannt.
»Deine Freundin hier ist auf den Geschmack gekommen, was deine seltsamen Schnitzeljagden angeht, und möchte gern aus jedem Fall ein Cacheerlebnis machen.«
»Herr Landscheid! Urteilen Sie nicht über meine Ideen, solange Sie keine eigenen haben. Bislang glauben Sie nicht einmal daran, dass es Zusammenhänge zwischen diesen Todesfällen gibt, aber das würde ich gern mit Sicherheit bestätigt oder widerlegt sehen. Wir sollten aber ganz grundsätzlich versuchen, in diesen Fällen zusammen- und nicht gegeneinander zu arbeiten, auch wenn ich mir dessen bewusst bin, dass Kollegen aus übergeordneten Dienststellen nie gern gesehen sind.«
»Oh, wollen Sie auf einmal die Vorgesetzte herauskehren?«, schoss Landscheid zurück.
»Ich sagte, wir müssen zusammenarbeiten«, betonte Vanessa. »In der Stadt werden wir nicht für Anwesenheit bezahlt, sondern wir werden an unseren Erfolgen gemessen, sonst werden wir ganz schnell nicht mehr anwesend sein. Und ich würde gern einen Erfolg im Hunsrück verzeichnen. Und sollte Franz Schuster tatsächlich nur durch einen Pilzunfall gestorben sein, müssen wir beweisen, dass es kein Mord war. Ist das so schwer zu verstehen?«
Landscheid bog in die Parklücke vor der Polizeistation und stieg schweigend aus.
»Dicke Luft?«, wollte Hajo von Vanessa wissen.
»Ich würde es anders formulieren: Wir haben unterschiedliche Auffassungen von Arbeitsmoral und Zielen. Mein Ziel ist es nur bedingt, irgendwie meinen Job bis zur Rente zu behalten. Ich bin durchaus auch erfolgsorientiert und habe das Bedürfnis, meinem Job gerecht zu werden. Und dazu brauche ich eine gewisse Beharrlichkeit und Entschlossenheit. Diese Selbstgerechtigkeit, mit der der Kollege glaubt, die Fälle würden sich durch bloßes Abwarten lösen, bringt mich zur Weißglut«, machte Vanessa ihrem Ärger Luft.
»Mir scheint, der Königsweg liegt in der Mitte«, sagte Hajo. »Du kannst die Todesfälle nicht mit bloßer Willenskraft lösen, da wird auch ein gewisses Maß an Glück, Können und Zusammenarbeit notwendig sein. Etwas mehr Lockerheit auf deiner und etwas mehr Ernsthaftigkeit auf Heiners Seite könnten euch sicher eurem Ziel näher bringen.«
Vanessa stapfte neben ihm in die Dienststelle und warf ihre Jacke über ihren Schreibtischstuhl.
»Okay, bleiben wir bei den Fakten«, stieß Vanessa, noch immer erregt, aus. »Es scheint auch bei diesem Todesfall ein Cache im Spiel zu sein, der aber bislang nicht im Internet zu finden ist. Wir wissen nicht, ob das wichtig ist, aber ich würde es sehr begrüßen, wenn du, Hajo, uns dabei helfen könntest, es herauszufinden. Kann man einen Cache einfach so ins Internet stellen, oder gibt es da eine Kontrollinstanz, die neue Caches prüft und für andere Nutzer freigibt?«
Hajo wusste es nicht, aber nachdem sie sich durch mehrere Internetseiten zum Thema Geocaching geklickt
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