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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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getroffen. Einer, dessen linke Flanke aufgerissen war, sank bereits. Der andere trieb im Wasser und bewegte kläglich den Schwanz, an dem verstümmelte Flossen hingen. Weitere verletzte Wale tauchten auf. Die Tenacious rammte einen von ihnen, und während Falkland in hilflosem Protest aufschrie, verschwand das Tier mitsamt seiner abgerissenen Schwanzflosse unter dem Bug. Schließlich wurde das Wasser wieder klar, und sie ließen die toten und sterbenden Tiere hinter sich. Vor ihnen schwammen die Wale, die heil geblieben waren. Falkland konnte nicht sehen, dass die Überlebenden mit grimmiger Entschlossenheit Kurs auf das russische U-Boot nahmen.
    *  *  *
    »Der Torpedo ist aufgeschlagen, Kommandant, aber das Ziel ist immer noch … da«, sagte Vadyaev kläglich.
    »Was soll das heißen?«
    »Ich weiß es nicht, Kommandant. Wir haben es nicht getroffen, Kommandant.«
    »Natürlich haben wir es getroffen, du Idiot! Schallraum, was habt ihr?«
    »Ich kann es nicht verstehen, Kommandant«, rief der Wehrpflichtige. »Die Daten sind noch genauso wie vor dem Aufschlag. Das Ziel wurde nicht getroffen.«
    »Was ist mit dem Täuschkörper?«
    »Der Täuschkörper ebenfalls nicht … Zahlreiche Wale in der Nähe, Kommandant.«
    Kommandant Zemtsov blickte sich um und rang nach Worten.
    »Geben Sie mir die Entfernung zum Ziel«, befahl er. Er wartete, erhielt aber keine Antwort. »Schall, ich habe gesagt, ich will die Entfernung zum Ziel!«
    »Ja, Kommandant. Entschuldigung, Kommandant, äh …«
    Zemtsov konnte sich nicht mehr beherrschen. Brüllend marschierte er in den Schallraum. »Was ist mit dir los, du blöder Bauer? Sag mir die Entfernung!«
    »Ich kann das Ziel nicht mehr sehen, Sir! Irgendetwas stimmt nicht.«
    Der Kommandant starrte auf die Monitore … Was für ein Chaos.
    »Was ist los?«, fragte er ruhiger.
    »Ich weiß es nicht, Kommandant. Es ist, als wäre etwas um uns herum. Wir können nichts hören.«
    Plötzlich ruckte das U-Boot. Die Seeleute schauten sich unbehaglich an. Erneut ruckte es, eine unnatürliche Bewegung.
    »Was ist los?«, rief jemand ängstlich.
    Der Boden unter ihren Füßen bewegte sich.
    »Hey!«, rief Klepko, als das Schiff zu rotieren begann.
    Im kalten Wasser draußen drängten sich die Wale an einer Seite des zehn Meter hohen Kommandoturms. Mit ihren Flossen stießen sie stetig daran, sodass sich das Schiff wie ein Baumstamm im Fluss drehte.
    Panisch wie Hamster in einem rotierenden Rad torkelte die Mannschaft übereinander, rollte hilflos über den Boden, während sie versuchten, sich auf die Gegebenheiten einzustellen. Im Krankenrevier fiel ein Wehrpflichtiger, der halbtot mit Tuberkulose eingeliefert worden war, aus dem Bett und wickelte sich stöhnend um ein Tischbein, als das U-Boot umgedreht wurde.
    »Volle Geschwindigkeit!«, schrie Zemtsov. »Steuermann, verdammt noch mal, volle Geschwindigkeit!«
    Das Schiff hörte nicht auf, sich zu drehen. Vadyaev klammerte sich an seinem Waffenkontrolltisch fest und versuchte verzweifelt, nicht aus Versehen etwas zu aktivieren. Ein Torpedo glitt aus seiner Hülle und schlug gegen Metallstreben. Jetzt waren sie um hundertzwanzig Grad gedreht. Die Antriebssysteme versagten, und die Wale drückten das hilflose Schiff immer weiter hinunter, hinunter, hinunter, bis es auf dem Meeresboden manövrierunfähig auf der Seite lag.

4
    Ally betrat das Schlafzimmer. Ihre Mutter schlief. Die weiße Bettdecke, die weiß verputzten Steinwände, das gänzliche Fehlen von Schnickschnack oder Luxus schufen eine friedliche, spartanische Atmosphäre. Das Cottage, das sie gemietet hatten, lag auf der Ostseite der Insel Raasay der Inneren Hebriden, nicht weit von dem verlassenen Ort Hallaig entfernt. Ally setzte sich auf die Bettkante und lauschte: blökende Schafe, in der Ferne ein bellender Hund und das sanfte Rauschen der Brandung am felsigen Strand; alles Geräusche, die sich gut und wohltuend anhörten. Vor einer Stunde waren sie vom Einkaufen in Inverarish zurückgekommen, ein Zwölf-Kilometer-Marsch zur Südspitze der Insel. Mit jedem Schritt schien die Lust ihrer Mutter aufs Leben zu wachsen.
    »Mama … Mama …«
    Theresa reckte sich stöhnend.
    »Hallo, Liebling.«
    »Hallo, Mama. Wie fühlst du dich?«
    »Schläfrig.«
    »Sie haben gerade gesagt, dass jetzt gleich vom U-Boot aus gesendet wird. Ich war mir nicht sicher, ob du das nicht vielleicht sehen willst.«
    Theresa setzte sich auf. »Ja.«
    Sie gingen in den Wohnbereich des Cottage, einen

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