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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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III -Klasse angegriffen.«
    »Was?«, zischte ein Minister.
    Der Premierminister, die Verteidigungsministerin, alle wurden blass.
    »Ein drahtgelenkter Torpedo wurde auf unser Boot abgefeuert. Ich schäme mich nicht, zuzugeben, dass ich in diesem Augenblick hysterisch wurde. Wie ich erfahren habe, reagierte Kommandant Gerhardie mit einem Täuschkörper darauf, einer Vorrichtung, die Funksignale ausstößt und so das Leitsystem der angreifenden Waffe durcheinanderbringt. Der Täuschkörper funktionierte nicht. Wir alle rechneten damit zu sterben. Zwei Sekunden vor dem erwarteten Aufprall gab es jedoch außerhalb der Tenacious eine Explosion. Wir wissen mittlerweile, dass eine Gruppe Pottwale direkt auf den Torpedo zugeschwommen ist und ihn abgefangen hat. Sie haben ihr Leben geopfert. Diese Bilder zeigen, wie die Tenacious durch ihre blutigen Überreste fährt, nur Sekunden nach der Explosion …«
    Adlington schloss die Augen. Unmöglich. Entsetzlich. Dass die Russen einen solchen Akt in Friedenszeiten überhaupt in Erwägung zogen … Sie schluckte und rang um Fassung.
    »Wir haben eine Reise in das Zentrum der ökologischen Katastrophe, des biologischen Schreckens und der politischen Obszönität überlebt«, sagte Kate.
    Roddy, der neben ihr saß, bemerkte, wie ihr Kinn zitterte.
    »Die britische Regierung muss gewusst haben, dass früher Giftmüll in SONAZ abgelagert wurde, aber sie hat es jahrelang geheim gehalten. Die russische Regierung und das Militär müssen ebenfalls über die großen Mengen von Giftmüll informiert gewesen sein, die ins Meer geworfen wurden. Sie haben sogar einen Akt barbarischer Piraterie riskiert, damit ihre Verbrechen unentdeckt bleiben. Und die Wale – die Wale haben sich selbst geopfert, damit dieses U-Boot aus dem Sperrgebiet mit einer kostbaren Fracht zurückkehren kann: mit der Wahrheit. Sie taten es, weil ein Mann, Roddy Ormond, ihre Sprache lernte und zuhörte. Jetzt müssen wir alle den Walen und diesem Mann zuhören.«
    Es dauerte eine Weile, bis Victoria Adlington die Augen wieder öffnete. Erst jetzt merkte sie, dass der Fernseher schon eine Zeit lang ausgeschaltet war. Sie blickte in die grauen Gesichter um sich herum: Schock, Trauma. Jemand stieß hervor: »Ich fasse es nicht.«
    Der Premierminister, aschgrau im Gesicht, war in einer Art biblischer Geste erstarrt, die Hände erhoben und ausgebreitet. Er räusperte sich. Dann griff er zum Telefon. »Verbinden Sie mich mit dem Kreml!«, hätte er beinahe gesagt, überlegte es sich dann aber anders. Er legte den Hörer wieder auf und sagte: »Ich schäme mich.«
    *  *  *
    Drei Stunden lang lag die Victor schon auf der Seite, zweitausend Meter unter dem Meer. Im Krankenrevier hing der Tuberkulosepatient über einer Hängematte aus Kabeln und brabbelte unzusammenhängendes Zeug.
    Er wusste nichts; nicht, dass jeder Bereich des U-Boots ab- gesperrt war, sodass die Männer sich nicht mehr frei bewegen konnten; nicht, dass Kommandant Zemtsov verzweifelt versuchte, eine Notfallkapsel an die Oberfläche zu schicken, die ihre Position durchgeben konnte; nicht, dass der Atomreaktor im mittleren Bereich des U-Boots bereits geborsten war und so heiß wurde, dass sich die Außenhaut des U-Boots auflöste; nicht, dass die Generatoren der Sauerstoffumwälzpumpen nicht mehr funktionierten und die Notfallversorgung aktiviert worden war.
    Die Hitze des geborstenen Reaktors wurde so stark, dass sie ein Loch nach außen brannte. Durch den Riss, der sich rasch erweiterte, drang Wasser ein, und es entstand eine Dampfdruck-Explosion.
    Hoch oben an der Meeresoberfläche hörten die Pottwale ein leises Rumpeln.
    *  *  *
    Zwei Tage und zwei Nächte war Rattigan in einer fast halluzinogenen Agonie des Wartens erstarrt gewesen. Ermittler der Regierung hatten seine Büros in der Stadt und zu Hause durchwühlt, hatten Unterlagen und Computer konfisziert, aber Rattigan war es egal gewesen. Er war ersten Verhören unterzogen worden, hatte es jedoch kaum mitbekommen. Vor den Toren seines Hauses auf der Bishops Avenue lagerte ein riesiges Heer von Journalisten, die von zahllosen Lieferfirmen mit Essen und Getränken versorgt wurden. Im Haus gab es nur noch wenige Angestellte, und es herrschte eine Atmosphäre wie in den letzten Kriegstagen im Führerbunker. Rattigan hockte zusammengesunken vor dem Fernsehschirm und konzentrierte sich nur auf eines: Roddy Ormonds Schicksal im U-Boot. Sein ganzes Sein richtete sich auf die Hoffnung, dass die Russen

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