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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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würde Wochen dauern, bis wir den Strand wieder sauber hätten, und ehrlich gesagt halte ich es auch für zu gefährlich; gestern hatte ich einfach Glück. Aber in drei Tagen kommt eine Springflut. Versteht ihr? Sie erledigt das für uns. Der Pegel wird fünfeinhalb Meter höher sein als bei dem niedrigen Wasser, in dem die Wale gestrandet sind. Drei Tage lang können wir sie ohne Weiteres in gutem Zustand halten, und außerdem gibt uns das noch Zeit, um Tests zu machen und nachzudenken.«
    »An sich keine schlechte Idee«, gab Kamala zögernd zu. »Sie hat Vorteile.«
    »Aber?«
    »Na ja, ich frage mich gerade, wie es wohl beim Publikum und bei den Medien ankommt … Es gefällt ihnen vielleicht nicht besonders.«
    »Ehrlich gesagt ist mir das ziemlich egal«, erwiderte Roddy. »In den wenigen Stunden seit Eintreten der Krise haben sich die Medien völlig unverantwortlich gezeigt. In der Nacht sind hier mehr als zwanzig Helikopter herumgeflogen, obwohl wir flehentlich um kooperatives Verhalten gebeten haben. Und dann dieses Flutlicht! Die Medien können wir vergessen – sie sind sowieso nie zufriedenzustellen, warum sollten wir also unsere Zeit damit verschwenden, es zu versuchen? Ich persönlich habe nicht die Absicht, mich in die Nähe dieses Medienzentrums zu begeben.«
    »Sie wollen keine Pressekonferenz geben?«
    »Nein.«
    »Das ist doch Wahnsinn«, erklärte Kamala. »Die kreuzigen Sie!«
    »Sie kreuzigen mich so oder so. Aber wir kommen vom Thema ab – die Frage ist doch, seid ihr einverstanden damit, dass wir auf die Flut in drei Tagen warten? Ich glaube wirklich nicht, dass wir eine andere Möglichkeit haben … Wie sonst sollten wir achtundsiebzig Wale von einem Kiesstrand wegbringen?«
    »Du hast wahrscheinlich recht«, sagte Derek.
    »Außerdem ist es nicht nur unser Job, die Tiere wieder ins Wasser zu bekommen«, fuhr Roddy fort. »Wir müssen zuerst einmal herauskriegen, warum sie es überhaupt verlassen haben. In drei Tagen können wir jede Menge Tests machen und viel nachdenken.«
    »Das klingt sinnvoll«, gab Kamala zu.
    »Gut, dann teilen wir das jetzt dem Komitee mit. In den nächsten drei Tagen können wir Tausende von Biopsien machen. Ich möchte, dass jeder Wal Mentoren hat, die bei ihm bleiben und ihn beruhigen. Aber es gibt da noch etwas anderes …«
    Sein Tonfall verkündete eine Überraschung, die nicht angenehm sein würde.
    »Ich habe lange darüber nachgedacht – ich glaube, es muss getan werden.«
    »Was denn?«, fragte Derek.
    »Wir müssen Nekropsien vornehmen.«
    Kamala Mohandhas keuchte leise auf. »Das ist nicht Ihr Ernst!«
    Derek fragte: »Wie viele?«
    »Sechs.«
    »Sie wollen im Ernst sechs Wale töten?« Kamala blickte ihn ungläubig an.
    »Ich will dieses unvorhersehbare Ereignis, bei dem Menschen ums Leben gekommen sind und Dutzende von Walen sich in Gefahr gebracht haben, verstehen, damit so etwas nicht noch einmal passiert. Ich will sie nicht töten, aber ich denke doch, dass wir sechs Tiere einschläfern sollten, um sie sezieren zu können.«
    »Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie wenig Wale es nur noch gibt?«, rief Kamala entsetzt. »Wie wird es denn aussehen, wenn ein Walschützer wie Sie Wale tötet? Stellen Sie sich doch nur vor, wie die Walfang-Nationen das zu Propagandazwecken ausschlachten können!«
    »Ich weiß selbst, dass es eine äußerst unangenehme Option mit zahlreichen Nachteilen ist, aber Sie betrachten das hier als gewöhnliches Stranden, und das ist es nicht. Es ist außergewöhnlich und alarmierend, und wir können davon ausgehen, dass in den Meeren irgendetwas absolut nicht stimmt, da es eine absichtliche, geplante Aktion der Tiere ist. Wir müssen einfach jede Möglichkeit nutzen, all das zu verstehen, sonst kann es jederzeit wieder passieren.«
    »Warum sollte es wieder passieren? Es ist ja auch vorher noch nie passiert.«
    Sie standen sich gegenüber wie zwei Boxer. Ich kann sie nicht überzeugen, dachte Roddy, und bedauerte beinahe, dass er sie in sein Team berufen hatte. Aber er brauchte einen Tierarzt, der sich mit Walen auskannte, und in Großbritannien kam sie diesen Anforderungen am nächsten. Hätte er jemanden aus den Staaten einfliegen lassen, dann hätten sie mindestens einen Tag verloren.
    »Ich werde nicht unterstützen, dass Wale zu Forschungszwecken getötet werden«, erklärte Kamala.
    »Okay. Dann ist das zumindest schon mal klar. Derek?«
    Sein alter Freund blickte unbehaglich von einem zu anderen.
    »Es gibt Argumente

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