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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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nicht leben.
    Ich weiß nur einen Weg, um Lizzie vor der Bedrohung zu schützen.
    Verzeih mir
    Dein Freund Derek.
    Er hat die Wale getötet, wiederholte Roddy mechanisch immer wieder. Jemand hat ihn gezwungen, sie zu töten. Wer sollte so etwas tun? Und Lizzie wäre umgebracht worden …
    Hastig zog er sein Handy heraus und wählte Dereks Handynummer. Es klingelte und klingelte.
    Am Fenster erschien wieder Mrs Grants besorgtes Gesicht. Aber etwas in den Mienen der drei Personen, die auf ihrem Balkon saßen, sagte ihr, sie solle sie besser nicht stören.
    *  *  *
    In London kam ein Mann mittleren Alters aus der U-Bahn-Station Farringdon. Langsam ging er die Cowcross Street entlang. Der Kragen seines Jacketts war hochgeschlagen, und er hatte den Schirm seiner Kappe tief ins Gesicht gezogen. Er sah aus wie eine Parodie auf jemanden, der nicht erkannt werden wollte – und obwohl er in den letzten Tagen ständig im Fernsehen zu sehen gewesen war, erkannte ihn auch niemand. Er strahlte so viel Traurigkeit aus, dass niemand etwas mit ihm zu tun haben wollte.
    Zwei jüngere Männer folgten ihm. Sie gaben sich keine Mühe, sich zu verstecken. Schon seit einer Woche folgten sie ihm überallhin. Sie hatten ihm im Wartezimmer eines Arztes gegenübergesessen, der ihm Antidepressiva verschrieben hatte. Sie hatten ihn weinen und beten sehen, und einmal hatten sie ihm dabei zugesehen, wie er drei Stunden lang auf einer Parkbank gesessen und ins Nichts gestarrt hatte. Dann war er aufgestanden, auf sie zugekommen und hatte gefragt: »Für wen arbeiten Sie?«
    »Das wissen wir nicht«, hatten sie ehrlich geantwortet.
    »Warum folgen Sie mir?«
    »Wir behalten Sie nur im Auge. Wir wollen schließlich nicht, dass Sie etwas Dummes tun, sich mit Journalisten treffen oder sonstigen Unsinn machen. In Ordnung?«
    Der Mann hatte genickt und war weggegangen. Sie waren ihm gefolgt.
    »Mann, sieht der fertig aus«, sagte einer der Verfolger jetzt, als der Mann in die Farringdon Road einbog.
    »Nicht gerade ein Honigkuchenpferd«, stimmte der andere ihm zu.
    Der Mann bog nach links in die Saffron Street ab und betrat ein mehrstöckiges Parkhaus. Er ging hinein und lief die Treppe hinauf. Die Männer beschleunigten ihre Schritte ein wenig. Der Mann stieg die Treppe bis in den letzten Stock hinauf.
    »He«, schrie einer der Verfolger. »Was machen Sie da?«
    Der Mann ignorierte sie, bog um die Ecke und ging mit raschen Schritten über die Parkfläche zur brusthohen Betonbarriere.
    Die beiden Verfolger begannen zu laufen, aber der Mann blieb nicht stehen, schaute sich nicht um, sondern sprang, gelenkig für einen Mann seines Alters, blitzschnell über die Betonmauer. Geräuschlos fiel er sieben Stockwerke tief und schlug auf der schmalen Straße unten auf. Die beiden Verfolger blickten über die Mauer auf die Leiche von Derek Petersen. Er lag auf dem Rücken, und um ihn herum sammelte sich immer mehr Blut. In seiner Tasche fing ein Handy an zu klingeln.

5
    Es waren schon einige Leute in ihrem Büro – ihr parlamentarischer Staatssekretär, der Minister für Verteidigungsbeschaffung und ein Staatsbeamter –, als Victoria Adlington, Verteidigungsministerin, den vertraulichen Bericht über die Nekropsien an den sieben Walen aufschlug. Wie viele Minister nahm sie in zwei Minuten das auf, wofür Hunderte von Arbeitsstunden aufgewendet worden waren. Sie überflog die Einleitung, blätterte die hundertsiebzig Seiten, die folgten, durch und wandte sich dann der fünfseitigen Zusammenfassung am Ende zu. Ihr Blick fiel sofort auf einen Abschnitt mit der Überschrift: Haupt-Giftstoffe. Ganz oben auf der Liste stand: N,N-Diisopropyl-2-Aminoethyl-Chlorid-Hydrochlorid .
    Sie zuckte zusammen.
    »Frau Ministerin?«
    Adlington erwiderte den besorgten Blick ihres Staatssekretärs und lächelte.
    »Ich glaube, ich werde ein wenig spazieren gehen«, verkündete sie.
    Jeder wusste, dass die Verteidigungsministerin nur »spazieren ging« – ausgedehnte Wanderungen durch die dunklen Korridore des Verteidigungsministeriums –, wenn es sich um besonders problematische Themen handelte.
    Als sie allein im dunklen Korridor war, blickte Adlington zu Boden und begann, langsam an der Wand entlangzuwatscheln. Sie ließ sich von dem Problem ganz ausfüllen: N,N-Diiso-was-auch-immer-Aminoethyl-soundso-Hydrochlorid; ich kann mich an die Formel nicht mehr erinnern, und ich wünschte, ich müsste es auch nicht … Das scheint schlimmer zu sein als das Worst-Case-Szenario,

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