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Tiefer gelegt

Tiefer gelegt

Titel: Tiefer gelegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Route I nach Süden. Als wir in Coral Gables waren, bog der Fahrer auf eine Straße entlang der Biscayne Bay
ab. Es war eine Anliegerstraße, die zu einem kleinen Yachthafen führte. Kein anderes Auto fuhr auf dieser Straße. Noch vor
dem Eingang zum Yachthafen hielten wir an, erst da bemerkte
ich die Scheinwerfer im Rückspiegel. Ein Auto hatte hinter
uns angehalten.
Kotzi öffnete die Tür und riss mich wieder raus. An beiden
Autos erloschen die Scheinwerfer, und ich konnte erkennen,
dass der zweite Wagen eine schwarze Stretchlimousine war.
Ein Sechssitzer.
Ich war überzeugt, dass ich sterben müsste. Meine Brust
fühlte sich wie abgeschnürt an, und ich hatte ein elendes Gefühl im Magen. Das war mehr oder weniger alles. Keine Trä
nen, kein Durchfall, kein Ohnmachtsanfall. Vielleicht sind
Mädchen, die in einer Autowerkstatt in Baltimore aufwachsen,
nicht besonders empfindsam. Sie begreifen früh, dass fast alles
recycelt werden kann. Selbst Altmetall hat seinen Wert Vielleicht war das meine Religion. Die Schrottplatz-Reinkarnation.
Die Seele als runderneuerter Reifen.
Ich wurde zu der Limousine geführt, Kotzi öffnete die hintere Tür, und ich wurde in den Wagen gestoßen. Es gab zwei
einander zugewandte Sitzbänke. Auf der einen saß Luis Salzar.
Neben ihm ein zweiter Mann in seinem Alter. Die Innenbeleuchtung war hell genug, dass ich beide Männer klar erkennen konnte. Beide trugen teure Sommeranzüge, weiße Hemden und konservative Krawatten. Die Hosen hatten messerscharfe Bügelfalten. Die Schuhe waren auf Hochglanz poliert.
»So sehen wir uns wieder«, sagte Salzar. »Bitte setzen Sie
sich.« Dabei deutete er auf die Bank ihm gegenüber, auf der
schon Maria saß. Vielleicht ist Sitzen das falsche Wort. Maria
hatte sich so versteift, dass sie zu levitieren und einen Millimeter über dem weichen schwarzen Lederpolster zu schweben
schien.
»Sie haben mir beträchtliche Unannehmlichkeiten bereitet«,
sagte Salzar zu mir. »Vielleicht können wir die jetzt bereinigen.«
Beträchtliche Unannehmlichkeiten. Wahrscheinlich meinte
er damit sein Schiff, das sich so schmählich in einen absaufenden Feuerball verwandelt hatte. Und außerdem den Kanister.
»Ich nehme an, Sie kennen Miss Raffles bereits.«
Ich sah Maria an. Ihre Haare waren verfilzt und wurden mit
einem Gummiband in ihrem Nacken zusammengehalten. Sie
war blass. Unter den leicht eingesunkenen Augen lagen tiefschwarze Ringe. Aus ihrer Miene blitzte reiner, ungetrübter
Hass. Man hatte ihr die Hände mit Handschellen auf den
Rücken gefesselt, wahrscheinlich um zu verhindern, dass sie
Salzar die Augen aus dem Kopf kratzte. Sie nahm mich kaum
wahr. Sie konzentrierte alles, was sie an Hass aufbringen
konnte, auf Salzar.
»Schwein«, sagte sie zu ihm.
»Sie ist ein bisschen unglücklich«, meinte Salzar. »Sie hat
eben ein paar unangenehme Neuigkeiten über ihren Großvater
und ihren Vater erfahren.«
»Sie haben meinen Großvater umgebracht«, zischte sie.
»Und meinen Vater ins Gefängnis werfen lassen.«
Salzar bestätigte das mit einem kurzen, leicht schlagseitigen
Lächeln. »Das stimmt. Andererseits war es kein großer Verlust. Das Dahinscheiden Ihres Großvaters war kein Aufsehen
erregendes Ereignis. Leider gingen mit Ihrem nutzlosen Groß
vater auch mein Gold und mein SovarK2 verloren. Ihr törichter Vater bezog lieber Prügel, als uns den Fundort des Wracks
zu verraten.«
Maria spuckte Salzar an, spuckte aber nicht weit genug.
»Erlauben Sie mir, Ihnen noch jemanden vorzustellen«,
wandte sich Salzar wieder an mich. »Das ist Marcos Torres,
ein enger Freund und gleichzeitig der nächste Ministerpräsident und Staatsratspräsident von Kuba. Sie haben etwas, das
mir gehört … und Marcos. Würden Sie mir freundlicherweise
mitteilen, wo sich unser Eigentum befindet?«
Ich sagte kein Wort.
»Ich hatte gehofft, Miss Raffles würde Ihnen Ansporn geben, mit uns zu kooperieren.«
Weder Miss Raffles noch ich reagierten darauf.
»Wie Sie meinen«, seufzte Salzar. »Es ist nur eine Frage
der Zeit. Es ist immer um vieles erfüllender, eine Information
aus einer Frau herauszuprügeln. Außerdem habe ich ein paar
Männer, die schon sehr gespannt auf Sie sind.« Er wandte sich
wieder Maria zu. »Wie finden Sie meine Männer?«
Maria starrte ihn weiter mit Mörderblick an.
»Sie haben Marias Großvater umgebracht?«, fragte ich Salzar.
»Wir waren vor vielen Jahren Partner auf Kuba. Als ich in
dieses Land kam, änderte ich meinen Namen. Ich

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