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Tiefer gelegt

Tiefer gelegt

Titel: Tiefer gelegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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»Bill sagte, er müsste für eine Weile aus Miami verschwinden. Ich konnte ihn kaum verstehen, der Bootsmotor war so
laut. Er sagte, falls jemand käme und nach ihm fragte, sollte
ich nicht mit ihm reden. Und er sagte, ich soll Ihnen ausrichten, Sie könnten seinen Auspuff küssen. Dann hörte ich eine
Frau schreien, und im nächsten Moment war die Leitung tot.«
»Wow«, sagte Hooker.
Es war halb sieben und wurde allmählich dunkel. Draußen
regnete es immer noch. Ich hatte kein Auto, und zwischen mir
und dem Hungertod stand nichts als eine Dose Budweiser.
Schlimmer noch, ich hatte den bösen Verdacht, dass ich sie
mit Hooker teilen musste, wenn ich sie jetzt aufmachte.
»Haben Sie eine Idee?«, fragte ich Hooker.
»Jede Menge.«
»Wie wir Bill finden könnten?«
» Solche Ideen habe ich nicht. Eher welche in Richtung Essen und Sex.«
»Mit dem Sex sind Sie auf sich allein gestellt. Aber wenn
Sie einen Vorschlag in Richtung Essen haben, bin ich ganz
Ohr.«
Hooker zog die Autoschlüssel aus der Hosentasche. »Zuerst
einmal bin ich der Meinung, wir sollten es uns besorgen.«
Da zog ich doch wieder eine Braue hoch.
»Was zu essen « , sagte Hooker.
Wir gingen in einen Diner auf der Collins Avenue. Dort
gönnten wir uns Bier und Burger, Pommes frites und Zwiebelringe und zum Nachtisch einen Schokoladenkuchen. Auf der
Speisekarte standen auch gesündere Sachen, aber auf die
konnten wir verzichten.
»Ein durch und durch amerikanisches Mahl«, befand Hooker.
»Waren Sie auch mit Bill hier? Glauben Sie, hier könnte
ihn jemand kennen?«
»Suchen Sie sich die hübscheste Bedienung raus, und sie
wird Bill kennen, jede Wette.«
Ich hatte ein Foto dabei. Ein Bild, auf dem Bill lächelnd
neben einem großen Fisch an einem großen Haken stand.
Die Kellnerin legte unsere Bons auf den Tisch, und ich
zeigte ihr das Bild.
»Kennen Sie ihn?«, fragte ich.
»Natürlich. Den kennt jeder hier. Das ist Wild Bill.«
»Wir waren hier mit ihm verabredet«, sagte ich. »Haben
wir uns vielleicht in der Zeit vertan und ihn verpasst?«
»Nein. Ich habe ihn seit Tagen nicht gesehen. Und in den
Clubs habe ich ihn auch nicht rumhängen gesehen.«
Wir traten aus dem Diner unter einen blauen Himmel. Der
Regen hatte sich verzogen, und die Stadt dampfte sich langsam
trocken.
»Sie werden immer besser im Lügen«, stellte Hooker fest,
als wir uns in den Porsche geschnallt hatten. »Ehrlich gesagt
waren Sie erschreckend überzeugend.«
Er drehte den Zündschlüssel, und der Porsche erwachte
knurrend zum Leben. Wer wie ich in einer Werkstatt aufgewachsen ist, hat ein Ohr für Motoren, und ich spürte jedes Mal
einen kleinen Adrenalinstoß, wenn Hooker Gas gab. Ich hatte
zwar laut verkündet, dass ich die NASCAR hasste, aber ich
bin durchaus auf ein paar Rennen gewesen. Letztes Jahr war
ich in Richmond. Im Jahr davor in Martinsville. Ich möchte
mich lieber nicht darüber auslassen, was in mir abging, als all
die Männer vor dem Start ihre Maschinen anließen, aber es
war so gut wie alles, was ich je mit einem Mann im Bett erlebt
habe. Natürlich könnte das auch daran liegen, dass ich mit den
falschen Männern im Bett war.
»Und jetzt?«, wollte Hooker wissen. »Wollen Sie das Foto
heute Abend noch ein bisschen rumzeigen?«
Es war ein langer, anstrengender Tag mit einer ganzen Reihe von beklemmenden Situationen gewesen, angefangen mit
dem Abflug von BWI. Nichts war so gekommen, wie ich es
erhofft hatte. Meine Turnschuhe waren durchnässt, mein Rock
war verknittert, und mein Atem brauchte ein Pfefferminz. Ich
hätte gern geglaubt, dass es nicht schlimmer kommen konnte,
aber ich wusste, dass das durchaus möglich war.
»Klar«, sagte ich. »Machen wir weiter.«
Wir fuhren auf der Collins in Richtung Süden. Die ArtdécoBauten wurden schon angestrahlt, und überall leuchteten
Neonschilder. Es waren überraschend wenig Menschen auf der
Straße.
»Gibt es hier gar kein Nachtleben?«, fragte ich. »Ich hätte
gedacht, dass mehr Menschen unterwegs wären.«
»Das Nachtleben beginnt nicht vor Mitternacht.«
Mitternacht! Bis dahin lag ich definitiv im Koma. Ich hätte
nicht sagen können, wann ich das letzte Mal so lange aufgeblieben war. Vielleicht an Silvester vor drei Jahren. Damals
ging ich mit Eddie Falucci. Und war deutlich jünger. Ich zog
die Sonnenblende nach unten, um einen Blick in den Spiegel
zu werfen, und kreischte erschrocken auf.
Hooker zog den Wagen nach rechts, rammte den Bordstein
und bremste

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