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Tiefer gelegt

Tiefer gelegt

Titel: Tiefer gelegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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mit quietschenden Reifen.
»Uäh«, sagte ich, in den Schultergurt gepresst.
»Was war das denn, verfluchte Scheiße?«, fragte Hooker.
»Was?«
»Dieser Schrei!«
»Meine Haare. Sie haben mich erschreckt.«
»Sind Sie komplett durchgedreht? Ihretwegen hätte ich um
ein Haar mein Auto zu Schrott gefahren! Ich dachte, da liegt
jemand auf der Straße.«
»Ich habe Sie fahren sehen. Sie fahren dauernd Autos zu
Schrott. Das können Sie mir nicht in die Schuhe schieben.
Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass meine Frisur total im
Eimer ist?«
Hooker lenkte den Wagen zurück auf die Fahrbahn und
warf mir einen Seitenblick zu. »Ich hatte befürchtet, dass es so
aussehen soll. «
»Ich muss mich duschen. Ich muss mich umziehen. Ich
muss mich hinlegen.«
»Wo sind Sie untergebracht?«
»In Bills Apartment«, sagte ich.
»Sie machen Witze.«
»Ich habe es mir genau überlegt, dort bin ich absolut sicher.
Es wurde schon durchsucht. Wie stehen wohl die Chancen,
dass diese Typen wiederkommen? Niedrig, richtig? Wahrscheinlich ist es das sicherste Apartment in ganz South
Beach.« Ich hatte mich beinahe selbst überzeugt.
»Haben Sie ein Outfit für einen Club dabei?«
»Nein.«
»Wahrscheinlich kann ich was auftreiben.«
Hooker hielt den Porsche geschmeidig vor Bills Haus an.
»Um elf bin ich wieder da«, sagte er.
    Mein letzter Gedanke war, wo Hooker wohl ein Kleid für mich
auftreiben wollte. Wahrscheinlich lag ein ganzes Sortiment
davon unter seinem Bett, zusammengeknüllt hin und her rollend wie Wollmäuse. Als ich wieder aufwachte, hatte ich immer noch dieses Bild im Kopf. Allerdings nicht mehr lang.
    Weil ich, als ich die Augen aufschlug, auf einen Typen blickte, der mir Todesangst einflößte. Er stand neben meinem Bett
und starrte zähnefletschend auf mich herab. Altersmäßig schwer
einzuschätzen. Irgendwo zwischen Ende zwanzig und Mitte
dreißig. Er war etwa einen Meter neunzig groß, und seine Muskeln waren so grotesk überentwickelt, dass er eher wie eine
Comicfigur als wie ein Mensch wirkte. Er hatte einen Stiernakken und einen Marineschnitt. Von seinem Haaransatz aus verlief quer durch seine rechte Braue, über die Wange und durch
beide Lippen bis hinunter zum Kinn eine gezackte weiße Narbe.
Was auch immer ihm ins Gesicht geflogen war, hatte ihn ein
Auge gekostet, denn sein rechtes Auge war aus Glas. Es war
eine große, glänzende Glaskugel, größer als das sehende Auge
und über alle Maßen Furcht einflößend. Sein Mund war so
stümperhaft zusammengeflickt worden, dass die Oberlippe für
alle Zeit in einem schiefen Zähnefletschen gefangen war.
    Ich starrte ihn eine Sekunde in fassungslosem Erschrecken
an, dann setzte mein Herz wieder ein, und ich fing an zu
schreien.
    Er packte mich vorn an der Bluse, hob mich wie eine Lumpenpuppe aus dem Bett und schüttelte mich durch. »Maul halten«, knurrte er, »sonst gibt’s Schläge.« Er hielt mich auf Armeslänge von sich weg und sah mich von oben bis unten an.
»Vielleicht gibt’s trotzdem Schläge. Nur so.«
    Ich war so panisch, dass sich mein Mund wie gefroren anfühlte. »Waswollnsievomir?«, fragte ich.
Er schüttelte mich noch mal. »Was?«
»Was wollen Sie von mir?«
»Ich weiß, wer du bist. Ich weiß einen Haufen Sachen, und
ich will deinen Bruder. Er hat was, das meinem Boss gehört.
Und mein Boss will es wiederhaben. Deinen Bruder können
wir nicht finden, darum nehmen wir dich. Mal sehen, ob er
dich nicht eintauschen will. Und wenn dein Bruder nicht will,
dann ist das auch okay. Dann kriege ich dich.«
»Was soll Bill denn haben, das Ihrem Boss gehört? Worum
geht es hier überhaupt?«
»Bill hat eine Frau. Und es geht um Angst und darum, was
man damit erreichen kann. Und ums Schlausein. Mein Boss ist
richtig schlau. Irgendwann wird er richtig mächtig sein. Mächtiger als jetzt.«
»Wer ist Ihr Boss?«
»Das wirst du bald rausfinden. Und du solltest lieber mitmachen, sonst geht es dir wie dem Wachmann. Der wollte uns
erst nichts verraten, dann wollte er uns daran hindern, dass wir
in die Hafenmeisterei gehen, wo die Belegungslisten liegen.
Dieser Arsch.«
»Und darum haben Sie ihn umgebracht?«
»Du fragst zu viel. Ich setz dich jetzt ab, und du kommst
mit, du wirst keinen Ärger machen, kapiert?«
»Kapiert«, sagte ich. Und trat ihm mit aller Kraft in die Eier.
Ein paar Herzschläge lang blieb er einfach nur stehen, ohne
einen Atemzug zu tun, darum trat ich noch mal zu.
Der zweite Tritt war ein Volltreffer, weil

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