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Tiefer gelegt

Tiefer gelegt

Titel: Tiefer gelegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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möglich, dass wir verfolgt werden?«,
fragte ich Hooker. »Ich sehe ständig denselben Kerl. Es ist
nicht Kotzfresse. Er ist ganz in Schwarz gekleidet. Gegelte
Haare. Er war schon im Diner. Und jetzt ist er hier im Club.
Ich glaube, er beobachtet mich.«
»Süße, jeder beobachtet dich.«
Wir landeten in einem dritten Club, wo ich meinen dritten
Cosmopolitan leerte. Außerdem schrie ich ein paar Typen an,
um mich nach Bill zu erkundigen. Dann tanzte ich mit ein paar
Typen. Ich gönnte mir einen halben vierten Cosmo und tanzte
danach noch ein bisschen. Die Musik war wirklich super. Außerdem machte ich mir keine Sorgen mehr wegen Kotzfresse.
Eigentlich machte ich mir gar keine Gedanken mehr, sondern
war nur noch glücklich.
In diesem Club waren die Frauen auf der Bühne Männer.
Alle hatten Dschungelsachen an, und sie tanzten wirklich gut,
nur hatte ich mich inzwischen daran gewöhnt, einen Haufen
Plastikbrüste zu sehen, deshalb hatte ich das Gefühl, dass hier
etwas fehlte.
Ich machte mir auch keine Gedanken mehr, wie spät es war
oder wann ich Hooker am Ausgang treffen sollte. Wahrscheinlich war die halbe Stunde längst vorbei, aber aus einem unerklärlichen Grund wirkten die Ziffern auf meiner Armbanduhr
ziemlich verschwommen. Ehrlich gesagt hatte ich den Verdacht, dass ich ein klein wenig beschwipst war.
Hooker presste mir knapp über dem Po die Hand auf den
Rücken und schob mich von der Tanzfläche.
»Hey«, sagte ich. »Ich war am Tanzen.«
»Das habe ich gemerkt.«
Er bugsierte mich aus dem Club und in die milde Nachtluft
hinaus. Dort gab er dem Burschen vom Parkservice den Wagenschlüssel und zehn Dollar.
»Und?«, fragte ich ihn. »Was steht jetzt an?«
»Ich habe dich eine halbe Stunde lang in diesem Kleidchen
tanzen sehen, also solltest du deine Wortwahl noch mal überdenken.«
»Gehen wir in noch einen Club?«
»Nein. Wir fahren heim.« Während wir darauf warteten,
dass der Porsche vorgefahren wurde, schaute er nachdenklich
auf meine Schuhe. »Tun dir nicht die Füße weh?«
»Zum Glück habe ich schon vor einer Stunde jedes Gefühl
in meinen Füßen verloren.«
    Ich erwachte in Sonnenschein gebadet in Hookers Gästezimmer. Ich trug immer noch das Kleidchen. Ich war allein. Und
ich war ziemlich sicher, dass ich vor dem Einschlafen nichts
angestellt hatte. Hooker hatte sich geweigert, mich noch einmal zu Bills Apartment zu fahren. Er hatte behauptet, dort sei
ich nicht sicher. Wahrscheinlich hatte er da nicht ganz Unrecht, aber sicher fühlte ich mich hier auch nicht.
    Ich wälzte mich aus dem Bett und tappte barfuß durch das
Zimmer ans Fenster. Dort schaute ich nach unten, und mir
wurde schwindlig. Die Erde war wee-ii-it weg. Also, die Sache
ist die … Ich mag es nicht hoch. In einem Metallkäfig auf vier
Rädern mit hundertachtzig Sachen über eine Rennstrecke zu
rasen ist für mich die natürlichste Sache der Welt. In einem
Lift zweiunddreißig Stockwerke hochgeschossen zu werden
dagegen nicht. Bei der Vorstellung, zweiunddreißig Stockwerke nach unten zu sausen, verwandelt sich alles in mir in Gelee.
    Ich wich vorsichtig zurück und floh aus dem Zimmer durch
einen kurzen Gang in einen weitläufigen Wohnessbereich.
Eine Wand des Wohnzimmers und Esszimmers bestand nur
aus Glas. Hinter dem Glas konnte ich einen Balkon sehen. Und
hinter dem Balkon war nichts als Luft. Und eine rückwärts
fliegende Möwe.
    Die Küche war zum Essbereich hin offen. Hooker lehnte,
einen Kaffeebecher in der Hand, an der Küchentheke. Die
Küche selbst war strahlend weiß mit kobaltblauen Einsprengseln eingerichtet. Der Wohn- und der Essbereich griffen das
weißblaue Farbschema auf. Ungeheuer elegant. Und bestimmt
schweineteuer.
    »Wieso fliegt die Möwe rückwärts?«, fragte ich Hooker.
»Der Wind. Es zieht gerade eine Front durch.«
Dann bemerkte ich es. Der Boden schwankte.
Ich hörte ein lautes Dong und drehte mich gerade rechtzeitig
zum Fenster hin, um mitzubekommen, wie eine Möwe von der
    Scheibe abprallte und wie ein Stein auf die Terrasse stürzte.
»O Gott!«, stieß ich aus.
Hooker blinzelte nicht mal. »Das passiert dauernd. Arme
dumme Dinger.«
    »Wir müssen was unternehmen. Ob sie durchkommt? Vielleicht sollten wir sie zum Tierarzt bringen.«
Hooker ging an mir vorbei und sah nach unten. »Vielleicht
kommt sie wirklich durch. Oh. Nein, wohl eher nicht.« Er zog
die Gardine vor. »Futter für die Geier.«
»Du machst Witze! Wie grässlich!«
»Das ist die Nahrungskette.

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