Tiefer gelegt
die Aufzugtür wieder
auf.
»Sollen wir noch ein paarmal rauf- und runterfahren?«,
fragte Hooker.
»Nein!« Ich sprang aus dem Aufzug.
Er legte den Arm um meine Schultern und führte mich zu
seiner Wohnung. »Hast du noch mehr irrationale Ängste? Vor
Schlangen? Spinnen? Affen? Vorm Pizzaessen? Oder vor einer Liebesnacht mit einem NASCAR-Fahrer?«
»Die NASCAR-Phobie und die Affenphobie könnten identisch sein«, meinte ich.
Hooker schloss die Wohnungstür auf, trat ein und sah sich
um. »Sieht ganz okay aus«, sagte er. »Ich hatte schon befürchtet, dass mir jemand die Bude auf den Kopf gestellt haben
könnte. In letzter Zeit wurde so gut wie jede Wohnung, die wir
zusammen betreten haben, mindestens zweimal durchsucht.«
Er holte ein Branchenbuch und schlug die Seite mit den Geschäften für Tauchausrüstung auf. »Ruf lieber du an«, sagte er.
»Die Leute sind Frauen gegenüber auskunftsfreudiger. Und
außerdem wirst du immer besser im Lügen.«
»Und was soll ich ihnen erzählen?«
»Sag ihnen, deine Mitbewohnerin hätte dich angerufen,
weil du einen Atemregler besorgen solltest, aber du würdest
nichts vom Tauchen verstehen und hättest vergessen zu fragen,
was das für ein Regler sein soll. Frag sie, ob sie Maria kennen
und sich erinnern, was sie gekauft hat.«
Es gab zwei Tauchläden in South Beach, ein paar in Miami
und einen in Coral Gables. Ich rief sie alle an. Bei Divetown,
dem Laden, der in Marias Adressbuch stand, erinnerte man
sich an sie, hatte sie aber seit Wochen nicht mehr gesehen. Bei
allen anderen war sie unbekannt.
»Vielleicht sollten wir den Umkreis erweitern«, meinte
Hooker. »Wenn sie wirklich auf der Flucht waren, haben sie
unter Umständen irgendwo unterwegs Halt gemacht. Zum
Beispiel auf den Florida Keys.«
Beim zweiten Versuch traf ich ins Schwarze. Scuba Dooba
in Key West. Dort hatten Maria und Bill am Mittwoch eingekauft.
»Legen Sie mir bitte einen Regler zurück«, sagte ich. »Ich
komme ihn morgen abholen.«
Fünf Minuten später standen wir in der Garage und stritten
ums Auto und ums Fahren.
»Wir sollten den Mini nehmen«, beharrte ich. »Der Knaller
mit den Schmierhaaren weiß bestimmt, was für einen Wagen
du fährst.«
»Na schön«, gab sich Hooker geschlagen. »Aber ich fahre.«
»Kommt gar nicht in Frage. Das Auto gehört meinem Bruder. Ich fahre.«
»Schon, aber ich bin der Mann.«
»Was zum Teufel soll das denn heißen?«
»Keine Ahnung. Mir ist nichts anderes eingefallen. Komm
schon, gib mir eine Chance und lass mich fahren. Ich habe
noch nie eines von diesen kleinen Dingern gefahren. Außer
dem kenne ich mich hier aus.«
Dass er sich auskannte, gab ihm ein paar Punkte Vorsprung.
»Okay«, sagte ich. »Aber das heißt nicht, dass du immer fahren darfst.«
Während Hooker über die Brücke aus South Beach herausfuhr, schaute ich immer wieder zurück, um zu überprüfen, ob
wir verfolgt wurden. Was keine einfache Sache war, während
wir uns durch das Straßenknäuel in der Stadt fädelten. Und
kinderleicht wurde, sobald wir aus den Vororten heraus waren
und der Verkehr ausdünnte.
Florida ist flach, flach, flach. Soweit ich das beurteilen
kann, ist es gut möglich, dass irgendeine Müllkippe die höchste Erhebung im Staat ist. Solange man in einer Stadt wie
Miami ist, fällt es nicht so auf, wie flach das Land ist. Die
gepflanzten Palmen, die schicken Gebäude, die Kanäle, die
schönen Menschen, die teuren Autos und die internationale
Atmosphäre verleihen der Umgebung ein angenehmes Flair.
Sobald man jedoch die Stadt verlässt und die Route I steil nach
Süden in Richtung Florida City und Key Largo fährt, wird
unübersehbar, wie schmerzhaft monoton die Landschaft ist.
Die natürliche Vegetation besteht aus nichts als Gestrüpp, und
die kleinen, eintönigen Orte im südlichen Teil von Dade County fallen in dem endlosen Strom von Gewerbegebieten zu beiden Seiten der Straße kaum auf.
Der Motor des Minis brummte in meinem Kopf, und das
Rattern des Betons wirkte wie eine Hypnose. Gott sei Dank
saß Hooker am Steuer, weil ich nur mit Mühe die Augen offen
halten konnte. Wie ich seither weiß, ist Hooker unerschütterlich im dichten Stadtverkehr und unermüdlich auf der offenen
Landstraße. Keine große Überraschung, immerhin ist er NASCARMAN.
Ich wachte erst wieder auf, als wir uns der Brücke nach
Key Largo näherten. Florida hat mich nie wirklich interessiert
… mit Ausnahme der Keys. Die Inselkette vor der Südspitze
Floridas beschwor bei mir seit jeher Bilder
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