Tiefer gelegt
man in Englisch …
Bestimmung? Sie hat die Bestimmung zu tauchen. Genau wie
ihr Vater. Immer muss sie suchen nach dem Wrack.«
5
I
ch brachte erst Rosa heim und danach Hooker zu seinem
Auto zurück. Nachdem ich hinter dem Porsche eingeparkt
hatte, saßen wir minutenlang schweigend nebeneinander. Beide in Gedanken bei Maria.
»Fuck«, erklärte Hooker schließlich seufzend.
Ich nickte zustimmend.
»Dein Bruder hat sich da auf eine echte Scheißgeschichte
eingelassen«, sagte Hooker.
»Das wissen wir nicht sicher.«
»Du hast Angst um ihn.«
»Ja.«
»Fürchte dich nicht«, sagte Hooker. »NASCARMAN wird
dir beistehen.«
Hooker war ein netter Kerl, hatte ich für mich beschlossen,
aber er war definitiv nicht James Bond. Und ich brauchte James Bond.
Hooker sah mich an, die Augen hinter der dunklen Sonnenbrille verborgen. »Unterschätz NASCARMAN nicht.«
»Hat NASCARMAN denn eine Idee, wie es jetzt weitergehen soll?«
»Aber ja. NASCARMAN meint, wir sollten zu Monty’s
fahren. Uns ein Sandwich holen. Und ein Bier. Ein bisschen
abhängen. NASCARMAN hat noch mehr Ideen, aber diese
Ideen behält er lieber für sich, bis du ein paar Bier in deinem
Bauch hast.«
»Willst du mir hinterherfahren?«
»Du fährst mir hinterher. Wir parken in der Garage unter
meinem Haus. Zu dieser Tageszeit bekommen wir garantiert
keinen Parkplatz bei Monty’s.«
»Okay«, gab ich mich geschlagen. »Ich fahre dir hinterher.«
Um mal eines klarzustellen, dies war nicht das erste Mal,
dass ich mitten in der Nacht von Bill angerufen worden war.
Normalerweise war er irgendwo gestrandet und brauchte jemanden, der ihn nach Hause fuhr. Normalerweise war dabei
eine Frau im Spiel. Zweimal hatte ich für ihn Kaution stellen
müssen, damit er aus dem Gefängnis kam. Nie war es etwas
wirklich Ernstes gewesen. Als ich Bill nach seinem letzten Anruf nicht erreichen konnte, war ich immerhin so besorgt gewesen, dass ich in ein Flugzeug stieg, aber ehrlich gesagt hatte ich
nicht wirklich mit einer Katastrophe gerechnet. Eigentlich hatte
ich geglaubt, dass es so kommen würde wie immer. Ich hatte
angenommen, ich würde Bill finden, ihm aus der Patsche helfen
und danach wieder heimfliegen. Als ich entdeckt hatte, dass
sein Apartment verwüstet worden war, hatte ich zuerst auf einen
tobenden Ehemann oder Liebhaber getippt. Als ich von dem
Mord im Yachthafen erfahren hatte, hatte ich mir einzureden
versucht, dass es sich um einen unbedeutenden Zufall handelte.
Dass Kotzi aufgetaucht war, um mich zu entführen, hatte mein
Angstlevel um zweihundert Prozent hochgeschraubt.
Inzwischen glaubte ich, dass Bill diesmal wirklich im
Schlamassel steckte. Diesmal hatte es Bill endlich geschafft,
sich richtig in die Scheiße zu reiten. Er hatte seine Nase irgendwohin gesteckt, wo sie auf gar keinen Fall hingehörte. Er
hatte ein Boot gestohlen und war mit einer Frau durchgebrannt, die nach weiß Gott was tauchte.
In meinem Magen spürte ich ein unangenehmes Nagen, das
sich definitiv nicht mit einer Pizza unterdrücken lassen würde.
Ich hatte Angst, dass ich ihn diesmal möglicherweise nicht aus
dem Schlamassel ziehen könnte. Ich hatte Angst, dass er zu
tief drinstecken und ich zu spät kommen könnte.
Ich schaute auf den Porsche, der vor mir in die Parkgarage
bog, und gestand mir ein, froh darüber zu sein, dass Hooker in
die Sache verwickelt war. Und zwar nicht, weil Hooker NASCARMAN war. Im Grunde ging es hier um nichts Geschlechtliches. Es war einfach angenehm, sich diesen Ängsten nicht
mutterseelenallein stellen zu müssen.
Hooker und ich stellten die Autos ab und gingen zu Fuß zu
Monty’s. Die Sonne stand schon tief am Himmel, und ein weiterer Tag neigte sich dem Ende zu, ohne dass ich von Bill gehört hatte.
Hooker legte den Arm um meine Schultern. »Du wirst doch
nicht weinen, oder?«, fragte er.
»Nein«, sagte ich. »Und du?«
»NASCARMAN weint nicht.«
»Was wollen wir bei Monty’s eigentlich erreichen?«
»Einen vollen Bauch. Und während wir essen, können wir
nach den Booten schauen. Wer weiß, vielleicht kommt Bill ja
unerwartet angesegelt.«
Wir saßen an der Bar und schauten hinaus auf den Hafen.
Wir sahen den Leuten zu. Wir blickten auf das Pier mit der Flex. Es war nicht viel los. Weit und breit kein Senator, kein
kubanischer Geschäftsmann. Ich bestellte ein Diet Pepsi und
ein Club Sandwich mit Putenfleisch. Hooker begnügte sich mit
einem Bier, einem Cheeseburger, Pommes frites, einer kleine
Portion
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