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Tiefer gelegt

Tiefer gelegt

Titel: Tiefer gelegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Helikopters. Mit großen
Schritten eilte ich zum Lift und fuhr hoch aufs Dach. Gerade
als der Helikopter aufsetzte, trat ich ins Freie.
    Chuck saß am Steuer. Er lächelte mich an und gab mir ein
Zeichen, nicht näher zu kommen. Auf dem Sitz neben ihm saß
ein zweiter Mann. Der Mann stieg aus und kam, während der
Rotor allmählich auslief, auf mich zugerannt.
    Er war etwa in meinem Alter und erinnerte mich sehr an
Bill. Sandblondes Haar und Sommersprossen. Zerschlissene
Turnschuhe, ausgebeulte, verknitterte rot-weiße Shorts, ausgewaschenes T-Shirt. Dünn und muskulös.
    »Ich habe Gurtzeug dabei«, brüllte er. »Das werde ich Ihnen anlegen.«
Ich hielt mit beiden Händen meine Kappe fest. »Klar«, sagte ich. »Wenn Sie meinen.«
Minuten später hatte er mich in etwas geschnallt, das wie
ein Ganzkörper-Keuschheitsgürtel aussah. Der Mann zog an
allen Gurten, und als er sich überzeugt hatte, dass alles fest
saß, legte er den Arm um mich und schob mich vorwärts.
»Showtime«, brüllte er. »Kommen Sie!«
Gebückt liefen wir auf den Helikopter zu und kletterten in
die Kabine. Ich wurde auf den Sitz neben Chuck gesetzt und
bekam einen Kopfhörer mit Mikrofon. Der Begleiter setzte sich
nach hinten. Chuck jagte die Turbinen hoch, und ehe ich mich
übergeben konnte, hatte der Helikopter schon abgehoben. Erstaunlich, wozu man fähig ist, wenn man die Welt retten muss.
Dann hörte ich Chucks Stimme in meinem Kopfhörer.
»Das hinter Ihnen ist Ryan«, sagte er. »Er wird uns helfen.
Für ein solches Manöver muss man zu dritt sein.«
Ich nickte. Ich war vollkommen orientierungslos, kämpfte
gegen meine Panik an und wollte gleichzeitig vor den beiden
Männern nicht wie ein kopfloses Huhn wirken. Meine Lippen
waren taub, und in meinem Kopf schepperte irgendwas. Ich
beugte mich vor und nahm den Kopf zwischen die Knie.
Gleich darauf spürte ich Chucks Hand auf meinem Rücken.
»Tief durchatmen«, sagte er. »Sobald wir aus der Stadt raus
sind, wird es leichter. Danach fliegen wir über offenem Wasser, und das Schwindelgefühl vergeht.«
Ich hielt den Kopf unten und konzentrierte mich. Ich dachte
an Bills Kindheit. Das brachte nichts. Dann dachte ich an
Hooker. Die Hooker-Gedanken halfen. Ich schaffte es, ihn
auszuziehen. Okay, das konnte klappen. Dieses Bild konnte
sogar meine panische Flugangst ausblenden. Ich ließ Hooker
nackt in meinem Kopf herumlaufen, und dann merkte ich, dass
wir über dem offenen Meer waren und dass Chuck Recht hatte, was das Schwindelgefühl anging. Sobald wir Miami hinter
uns gelassen hatten, ließ es nach.
Ich konnte unter uns das Riff sehen, während wir die Keys
entlangflogen und über Ausflugsboote und Fischschulen knatterten. Dann flogen wir über den Ozean mit Kurs auf Kuba,
westlich von Havanna.
Als die drei Inseln vor uns auftauchten, begann mein Magen wieder Purzelbäume zu schlagen. Der Stiefel, der fliegende Vogel und eine dritte Insel, die wie ein Napfkuchen mit
knallgrünem Zuckerguss aussah.
»Das ist sie«, hörte ich Chuck über den Kopfhörer. »Wir
sind gleich bei der Insel. Es ist die, die wie ein Stiefel aussieht
Ich überfliege sie erst ein paarmal, um sicherzugehen, dass da
unten niemand ist.«
Wir hielten genau auf die Insel zu und flogen hoch genug
darüber hinweg, um einen Überblick zu bekommen.
»Kein Boot in Sicht«, meldete Chuck. »Das ist gut.«
Er umkreiste die Insel etwas tiefer und folgte dann dem
Wasserlauf knapp über den Baumkronen landeinwärts.
»Okay«, sagte er. »Da wären wir, Barney. Sagen Sie mir,
wo Sie abspringen wollen.«
»Wie bitte?«
»Das war doch Ihr Plan, oder? Sie wollten runter, um den
Kanister hochzuholen.«
»Ja, aber doch nicht ich selbst!«
»Wir haben sonst niemanden, Schätzchen«, sagte Chuck.
»Darum haben wir Sie in das Gurtzeug geschnallt. Ich muss
fliegen. Ryan ist fürs Ablassen und Hochziehen zuständig. Sie
können weder das eine noch das andere übernehmen.«
»Ach du Scheiße.«
»Sie haben gesagt, es sei wichtig. Und dass wir den Kanister sofort holen müssten«, rief mir Chuck ins Gedächtnis.
»Leben oder Tod?«
Ich schluckte und nickte.
»Dann sind Sie am Zug. Ryan wird Sie an dem Kabel festmachen. Sie rühren sich nicht vom Fleck, ehe er es sagt. Er
wird Sie ins Wasser runterlassen. Darin ist er Profi. Er organisiert Schatzsuchen und Tauchexkursionen. Ich habe extra nicht
meinen üblichen Rundflug-Moskito genommen. Dieser Helikopter ist für genau so was gebaut. Wir lassen Ihnen

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