Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
Schuhe noch um einen BH. Im Dunkeln würde keiner ihre Brüste hüpfen sehen, und sie hatte nicht vor, weit zu gehen. Sie musste nur raus aus ihrem Zimmer. Sich ein Sweatshirt schnappend, öffnete Bess die Tür zum Carport und folgte dann dem sandigen Pfad durch die Dünen zum Strand. Das flackernde Licht des Fernsehers warf tanzende Schatten durch die Fenster des Hauses, und die Nacht war so schwarz, dass sie nichts sehen konnte. Ein paar Häuser weiter brannte ein Feuer auf dem Sand, und sie hörte das Anschwellen und Verebben von Gelächter über dem Rauschen der Wellen. Doch unten beim Wasser konnte sie so anonym sein, wie sie wollte.
Nur dass sie nicht alleine war.
Am Rand des nassen Sandes saß Nick, die Arme um seine Knie geschlungen. Neben ihm stand ein Sixpack Bier und daneben lag sein Bandana. Vielleicht hatte er das Bier damit bedeckt, als er spazieren gegangen war. Er schaute nicht auf, als sie sich neben ihn setzte. Der kalt Sand ließ sie zittern, und sie zog das Sweatshirt enger um ihre Schultern.
„Es tut mir leid“, sagte er, bevor sie etwas sagen konnte, und diese Worte stahlen jede Antwort, die sie möglicherweise hätte bereithalten können. „Ich war ein Arschloch.“
Bess strich mit den Fingern durch den weichen Sand, fand einen glatten Stein und eine raue Muschel. Sie rieb sie ab und ließ sie dann in ihrer Handfläche gegeneinanderstoßen, sodass ein leises Klacken ertönte.
„Ich verstehe nicht, warum du so wütend geworden bist. Eddie ist nicht mehr als ein Freund von mir.“
„Er mag mich nicht.“
Bess lachte leise auf. „Du magst ihn auch nicht. Na und?“
Nun drehte Nick sich um und schaute sie an. „Er hat versucht dir zu sagen, dass du dich nicht mehr mit mir treffen sollst, richtig?“
Bess biss sich kurz auf die Unterlippe, bevor sie antwortete. „Ja.“
„Und er ist dein Freund.“ Nick öffnete eine Bierflasche. „Vielleicht habe ich Angst, dass du auf ihn hörst.“
„Oh … Nick.“ Bess legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Weißt du das denn immer noch nicht?“
Er trank einen Schluck und stellte die Flasche dann zurück in den Sand. Als er sie küsste, schmeckte sie den bitteren Hauch von Hefe auf seinen Lippen, und mit einem Mal knurrte ihr Magen. Mit einer Hand umfasste er ihren Kopf, während seine Zunge mit ihrer spielte.
„Würde es dir wirklich was ausmachen?“, fragte sie, als sich ihre Lippen voneinander lösten? Sie stellte die Frage so leise, dass er sie ignorieren könnte, so tun, als hätte er sie durch das Rauschen der Wellen nicht gehört.
„Der Sommer ist noch nicht vorbei“, erwiderte Nick.
Das war nicht die Antwort auf ihre Frage. „Wir haben noch einen Monat. Ich fahre direkt nach dem Labour Day nach Hause zurück.“
Nick setzte die Flasche erneut an die Lippen. Stellte dann die Flasche wieder ab. Doch dieses Mal küsste er sie nicht.
„In vier Wochen wirst du weg sein.“
„Ja.“
Macht dir das was aus? Wie gerne hätte sie diese Frage gestellt, aber sie hatte zu viel Angst, nicht die Antwort zu bekommen, die sie hören wollte.
„Wirst du es dann deinem Freund erzählen? Wenn du wieder zu Hause bist?“
Bess schüttelte den Kopf.
Nick gab ein unterdrücktes Schnauben von sich. „Ja. Wohl eher nicht.“
„Hast du schon den ganzen Abend hier gesessen?“ Sie rutschte ein Stückchen näher heran, und auch wenn er nicht abrückte, legte er doch auch nicht seinen Arm um sie.
„Nein. Ich bin zwischendurch weggegangen, um mir das Bier zu holen. Dann bin ich wiedergekommen.“
„Um mich zu sehen?“ Sie hasste sich dafür, dass sie so hoffnungsvoll klang.
Nick schaute sie an. „Vielleicht.“
„Würde es dich umbringen“, bemerkte sie steif, „einfach Ja zu sagen?“
„Ja“, gestand Nick. „Ich bin hergekommen, weil ich dich sehen wollte.“
Er hatte ihr gegeben, was sie wollte, aber es befriedigte sie nicht. „Das hier geht Andy nichts an.“
„Weil er mit dir Schluss machen wird.“ Nick klang etwas selbstgefällig.
„Vielleicht werde ich ja auch mit ihm Schluss machen“, erwiderte Bess. „Vielleicht habe ich das auch bereits, Nick, und es dir nur nicht erzählt.“
Abwägend schaute er sie an. „Warum solltest du mir das nicht erzählen wollen?“
„Weil … wenn ich niemand anderen habe … wenn ich plötzlich verfügbar wäre, würdest du so weit und schnell du kannst davonlaufen, und ich würde nie wieder etwas von dir hören.“
Nick schaute
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