Tiefer Schmerz
wurde lebhaft darüber diskutiert, wie gefährlich Skansen für unsere unschuldigen Kinder war.
Kinder wurden in gefährlicher Nähe von Bären fotografiert. Die Leitung von Skansen wurde in verschiedenen Fernsehdebatten zur Rede gestellt, in denen Forderungen nach ihrer sofortigen Entlassung laut wurden, und ein allgemeines Verbot von Vielfraßen war im Gespräch. Der zuständige Minister sollte die Vorschriften überprüfen.
Der Quadrant ›Slagsta‹. Über die acht verschwundenen Frauen hatte Hultin bisher keine einzige Zeile gefunden. Es war ganz einfach keine Nachricht.
Der Quadrant ›Odenplan‹. Hamid al-Jabiris Tod blieb erfreulicherweise ein Unglück. Einer Zeitung war es gelungen, ein Bild des Unterkörpers auf den Gleisen zu bekommen. Es wurde ohne Umschweife veröffentlicht. Eine Fernsehdebatte über die Sicherheit in der U-Bahn hatte eine so niedrige Einschaltquote, daß einige der Firmen aus dem Werbeblock sich zusammentaten und einen Diskussionsartikel in Dagens Nyheter schrieben. Dem weitere folgten. Es hieß, einer der Diskutanten, Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit bei einer fleißig werbenden Brauerei, habe dreiundzwanzigtausend Kronen mit seinen Artikeln verdient. Hierüber wurde eine neue Debatte in Gang gebracht.
Der Quadrant › Skogskyrkogården‹. Das alles andere überschattende traurige Ende Leonard Sheinkmans wurde als eine rassistische Tat von gröbstem Kaliber behandelt, nicht zuletzt nach Waldemar Mörners Patzer in der live übertragenen Pressekonferenz von Sonntag. Im übrigen wurde ausführlich Sara Svenhagens chlorgrüner Stoppelhaarschnitt kommentiert, woraufhin sie drei Einladungen zu Filmpremieren und eine zum zwanzigjährigen Jubiläum des Café Opera erhielt. Pressevertreter hatten mit allen Mitteln versucht, das Krankenhauspersonal zu bestechen, um mit der ›festgenommenen Verdachtsperson‹ Andreas Rasmusson sprechen zu können, der einer Zeitung zufolge ›diesmal nicht nur jüdische Gräber geschändet, sondern auch einen alten jüdischen Professor der Kernphysik bestialisch ermordet hatte‹. Die gleiche Quelle fuhr fort: ›Die hartnäckigen Polizeiverhöre mit dem Mörder führten zu dessen Einlieferung in eine Nervenheilanstalt. Einer Quelle zufolge wurden umgekehrte Schlagstöcke benutzt.‹ Das Aufhängen an den Füßen wurde diskutiert, doch die lange Metallnadel wurde aus den Medien herausgehalten. Einem Fernsehsender war es gelungen, den alten Friedhofspfleger Yitzak Lemstein vor die Kamera zu bekommen, der seinen tätowierten Arm vorzeigen mußte. Das Publikum im Studio las von Plakaten ab, daß man sich lautstark empören solle. So geschah es auch. Im folgenden Interview erwähnte Lemstein unglücklicherweise den Besuch von Chavez und den Grabstein mit der Aufschrift ›Shtayf‹. Es wurde jedoch nicht weiter nachgefragt. Der Moderator hatte nämlich Schwierigkeiten damit, das Wort ›jiddisch‹ unterzubringen.
Jan-Olov Hultin dachte einen Augenblick über die Chancen nach, einen Schlaganfall zu erleiden, schob den Zeitungsstapel von sich und sagte, gänzlich unvermittelt: »Was das Mobiltelefon angeht, müssen wir noch auf Bescheid warten. Es handelt sich tatsächlich um ein in der Ukraine registriertes Handy, aber die ukrainische Telefongesellschaft ist anscheinend nicht in der Lage, eine Aufstellung der geführten Gespräche zu liefern. Ihre Technik hinkt um ein Jahrzehnt hinterher, es ist ganz einfach technisch nicht möglich. Unsere schwedischen Techniker helfen ihnen jetzt nach und nach auf die Sprünge. Im übrigen kennt ihr die neue Entwicklung. Arto ist jetzt formal an der Ermittlung beteiligt, als Europolpolizist. Ich habe gerade erfahren, daß er zu dem mutmaßlichen Kopf der Organisation Ghiottone vorgelassen wird, was außer Vielfraß ja auch ›Feinschmecker‹ bedeutet. Dieser Kopf ist ein zweiundneunzigjähriger Bankier mit Namen Marco di Spinelli. Arto wird ihn heute abend aufsuchen. Wollen wir jetzt der Reihe nach weitergehen? Jorge?«
Chavez seufzte leicht und blickte in seine Papiere. »Seilenden treffen nach und nach ein«, sagte er. »Wir können nur hoffen, daß wir das richtige treffen und daß es nur wenige Wiederverkäufer gibt. Und daß jemand sich daran erinnert, wer das Seil gekauft hat. Das Ganze ist ziemlich weit hergeholt und kann kaum höchste Priorität erhalten.
Bisher stimmt jedenfalls noch keine der Seilproben mit unserem überein. Mein zweiter Punkt ist interessanter. Die Frage ist, ob es reiner
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