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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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eines unschuldigen Mädchens«, gab Jung ohne Überzeugung zu bedenken.
    »Entführung? Dass ich nicht lache. Wo sind die Entführer? Hast du von denen schon gehört? Das ist alles kompletter Bullshit.«
    »Warum regst du dich so auf?« Jung stutzte. Dass ein Mann wie Tiny in die gleiche Richtung tendierte wie er selbst und Svenja auch, das ging irgendwie nicht zusammen.
    »Einen größeren Haufen Bullshit gibt es gar nicht. Darüber muss man sich aufregen.« Tiny steckte sich eine Zigarette an und trank sein Glas bis zur Neige leer. Dann sah er wieder auf den Bildschirm.
    »Du tust so, als wenn es dein Kind wäre, Tiny.«
    »Ist es auch, mein Lieber, aber nur fast.«
    »Was? Ich hab dich nicht verstanden.«
    Tiny wandte sich zu ihm um und sah ihn aus geröteten Augen an, als wäre er gerade aus einem Alptraum erwacht. »Ich habe nur laut über Kinder nachgedacht«, erklärte er jetzt deutlicher.
    »Du denkst über Kinder nach? Das hätte ich von dir nicht erwartet«, lachte Jung ihm offen ins Gesicht. »Hast du etwa Kinder, Tiny?«
    Tiny orderte bei Karim neue Drinks und erwiderte lapidar: »Ja, einen Jungen.«
    »Nein, nicht möglich. Wo ist er? Warst du verheiratet?«
    »Ja, mein Lieber. Ein einziges Desaster, wenn du mich fragst.«
    »Wo ist die Mutter? Lebt sie?« Jungs kriminalistische Neugier war von der überraschenden Facette in Tinys Vita zum Leben erweckt worden.
    »Ach, das ist eine lange und üble Geschichte.«
    »So übel kann sie nicht gewesen sein, wenn ich dich so anschaue. Du siehst ziemlich unversehrt aus, mein Lieber.«
    »Damals hättest du mich sehen sollen, als ich noch ein richtiger Top Gun war. Deswegen habe ich wohl auch diesen Fehler gemacht. Irgendwie habe ich gepennt, war mehr in der Luft als am Boden.« Er schüttelte den Kopf.
    »Erzähl. Das erleichtert«, drängte ihn Jung freundlich.
    »Ich war jung, hatte gerade das Screening zum Jet-Piloten erfolgreich hinter mir. Uns war nach Feiern zumute, und wir machten eine richtige Sause.« Er pausierte und nahm einen Schluck Whiskey. »Dazu waren jede Menge heiße Bräute gekommen. Weiß der Henker, wer die alle aus ihren Löchern geschubst hatte. Aber die Anzahl an scharfen Miezen war beachtlich.« Tiny unterbrach sich. Ein bittersüßes Lächeln zwängte sich auf seine Lippen. »Die hörten uns natürlich mit spitzen Ohren zu, wie wir angaben und schwärmten von den Staaten, Texas, Bungalows, Swimmingpools und so weiter und so fort. Zur weiteren Ausbildung wurden wir in die Vereinigten Staaten, auf eine Basis der US-Airforce, verlegt, musst du wissen. Na ja, wir ließen es jedenfalls ordentlich krachen. Ich glaube, meine Braut wurde schon vom Zuhören schwanger. Den Rest kannst du dir denken.«
    Jung nickte.
    »Sie lag gern am Swimmingpool. Das bisschen Hirn, das sie hatte, dampfte ihr die texanische Sonne auch noch aus dem Schädel. Sie nörgelte herum, weil sie einen dicken Bauch hatte und die Ärzte da drüben sie nicht verstanden. Ich war viel in der Luft. Ich musste büffeln. Ich hatte Erholung nötig, wenn ich nach Hause kam, verstehst du? Die Ausbildung war hart. Ein Ping zu viel, und du flogst das letzte Mal, aber dann zurück nach Deutschland.«
    »Was ist ein Ping?«
    »Das sind die Maluspunkte, die du nicht haben darfst. Hast du zu viele davon, ist Schluss, gegroundet bis in alle Ewigkeit.«
    »Aha! Und dann?«
    »Ich schaffte den Abschluss und dachte, das Schlimmste läge hinter mir.«
    »Das klingt so, als hättest du dich getäuscht.«
    »Richtig. In Europa ging die Chose erst wirklich den Bach runter. Ich kam in die norddeutsche Einöde, ganz, ganz weit nach achtern, nach Leck in Schleswig-Holstein. Weißt du, wo das liegt?«
    »Sehr gut sogar, mein Lieber«, lachte Jung, »ich wohne da.«
    »In Leck?«
    »Nicht direkt. Ein paar Kilometer weiter, in Flensburg.«
    »Na ja, ich will ja nichts Schlechtes sagen. Aber für mich war’s die Hölle.« Tiny stürzte seinen Whiskey in einem Schluck herunter. »Wenn ich abends nach Hause kam, erwarteten mich meine frustrierte Alte und mein schreiendes Kind. Furchtbar. Und das nach einem Tag, der um 5 Uhr früh begann, an dem ich zwei Sorties geflogen war, manchmal mit anschließendem Nachtflug, und der um 20 Uhr abends, öfter auch erst um 22 Uhr, endete.« Tiny hatte sich beim Erzählen erregt und schüttelte heftig den Kopf.
    »Und so sexy wie am Anfang war deine Frau sicherlich auch nicht mehr.«
    »Ja, davon war auch nicht mehr viel übrig geblieben. Wenn wir ein Tiger Meeting

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