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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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okay, okay. Du kannst es wohl nicht abwarten?« Jetzt erhob sich auch Tiny aus seinem Stuhl. »Kaum ist die Alte aus dem Haus, schon bist du auf der Piste. Ich glaube, ich habe dich verkannt, mein Lieber.«
    »Ich will nur die Spielwiese sehen, auf der du deine Frauen aufreißt. Ist es nicht so?«
    »Hey, hey, hey, was ist denn mit dir los? Was weißt du schon von Frauen? Von meinen schon gar nichts!«
    »Du hast doch jede Menge gehabt, stimmt’s?« Jungs Stimme klang munter und sorglos.
    »Und du? Du wohl eher nicht, oder?«
    Sie brachten das Geschirr in die Küche und stapelten es in das Abwaschbecken. Tiny hatte das Gefühl, als wenn Jung es eilig hatte. Nachdem Jung die Haustür hinter ihnen zugeschlossen hatte, liefen sie den Hohlweg entlang in Richtung Clube Carvoeiro. Es dämmerte schon länger. Sie begegneten niemandem. Es war still.
    »Ja«, kam Jung auf ihr Gesprächsthema zurück, »ich gebe zu, dass ich die Frauen, mit denen ich zusammen war, an einer Hand abzählen kann.«
    »Woran hat’s gelegen? Hast du Schiss?«, erkundigte sich Tiny amüsiert.
    »Ja, ich glaube, du hast recht. Ich könnte auch sagen, ich habe zu viel Respekt vor ihnen. Das klingt besser.«
    »Respekt? Welchen Respekt?«
    »In meiner Familie – ich glaube, es war meine Mutter – wurde mir beigebracht, dass man sich Frauen über eine gewisse Grenze hinweg nicht zu nähern hat, es sei denn, man will sie heiraten.«
    »Du meinst, wenn du sie vögelst, musst du sie heiraten? Das ist doch nicht wirklich dein Ernst, oder?« Tiny schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Nicht mehr. Aber damit bin ich groß geworden. Das kann ich nicht abstreiten.«
    »Ach, du liebes bisschen. Kein Wunder, dass du keine Ahnung von Frauen hast.«
    Sie näherten sich dem Clube. Es wurde lauter. Sie betraten durch einen überbauten Durchgang den Innenhof des rechteckigen Gebäudekomplexes. Tiny führte sie in ein Steakhouse schräg gegenüber dem Tordurchgang. Sie suchten sich einen Tisch im Freien. Tiny ließ sich von ihrem Gesprächsthema nicht ablenken. Frauen schienen ihn lebhaft zu interessieren.
    »Die Frauen wollen diese Art von Respekt gar nicht. Weißt du das nicht?«
    »Ich glaube, du hast wiederum recht, Tiny. Der Mensch ist eben ein homo ludens und kein gehorsamer Katholik.«
    »Nee, nee, bloß keine Homos und Betbrüder. Frauen wollen richtige Kerle.«
    Jung fragte sich, warum Tiny nicht den Frauen überließ zu sagen, was sie wirklich wollten. Vielleicht sagten Frauen nur nicht, was sie wollten, weil sie das zu Konsequenzen gezwungen hätte, die sie fürchteten. Vielleicht hatten sie es auch einfach nur nicht gelernt. Dann könnte an dem, was Tiny sagte, etwas dran sein. Galt das Gleiche nicht auch für Männer?
    Jung brach seine Überlegungen ab. Die Bedienung kam an ihren Tisch. Sie gaben ihre Bestellung auf: Für Tiny sollte es Entrecote, Chilli und Bier, für Jung Rinderfilet, Kartoffelgratin und roter Landwein sein. Tiny hatte sich nur ungern unterbrechen lassen.
    »Richtige Kerle, verstehst du? Was sich deine Alte heute geleistet hat, solche Zicken würde ich nie mitmachen. Diese Sorte schicke ich gleich in die Wüste.« Tiny machte eine kurze Pause. Dann informierte er Jung in einer kurzen Rede darüber, was er unter einem richtigen Kerl verstand. Der Kellner hatte inzwischen die Getränke an den Tisch gebracht. Jung nahm sein Glas auf.
    »Jetzt weiß ich endlich, was mir fehlt. Danke, Tiny«, quittierte Jung Tinys Ansprache schmunzelnd, und sie stießen gemeinsam an.
    Dann kam auch schon ihr Essen. Jung irritierte die Geschwindigkeit der Küche. Die Eile hatte etwas Bedrängendes. Aber nach dem ersten Bissen hatte er sich gefangen. Das Fleisch schmeckte ausgezeichnet und war auf den Punkt gegrillt, das Gratin saftig und so angemacht, wie er es liebte: mit Meersalz, Kubebenpfeffer, Knoblauch, frischer Sahne und überbacken mit einem kräftigen Gruyère. Er hatte das so gut nicht erwartet. Auch der Wein konnte sich sehen lassen. Tiny schien ebenfalls sehr zufrieden zu sein. Das Thema Frauen mochte er nicht fallen lassen.
    »Wenn du so aufgewachsen bist, Tomi, wie kommst du dann an fünf Frauen? Warst du fünf Mal verheiratet?«
    »Wie kommst du auf fünf?«, fragte Jung perplex. »Aber egal. Nein, ich habe eingesehen, dass das Prinzip meiner Mutter im Alltag nichts taugt. Dennoch hat es mich beeinflusst.«
    »Für deine Mutter gab’s wohl nur Ehefrauen oder Nutten, stimmt’s?«
    »Ja«, lachte Jung, »du hast es erfasst, direkt auf den

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