Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)
hat mich beglückwünscht.«
»Du erzählst doch keine Märchen, oder?«
»Nein«, lachte Jung.
»Warum bist du eigentlich aus dem Aldiana weg, ohne mit mir zu sprechen? Vor allem nach den Strapazen, die du für hin und zurück auf dich genommen hast?«, fragte Svenja scheinheilig.
»Weil ich dich bei deinem sportlichen Tête-à-Tête nicht stören wollte. Außerdem hielten sich die Strapazen in Grenzen. Die Sache mit Tiny war noch nicht ausgestanden. Die wirklichen Strapazen standen mir erst noch bevor.«
»Was? Welche denn?«
Der Kaffee war fertig. Jung griff zwei Tassen aus dem Schrank, setzte dazu die Kanne, Sahne und Zucker auf ein Tablett und trug es auf die Terrasse. Er schenkte den Kaffee in die Tassen und setzte sich in seinen Stuhl. Svenja war ihm gefolgt und setzte sich zu ihm.
»Ist das nicht ein herrlicher Blick, Svenja?«
»Tomi, lenk nicht ab. Welche Strapazen?«
Jung wandte sich um und sah ihr in die Augen.
»Ich bin in einem Jet der portugiesischen Luftwaffe über dich hinweggeflogen. Hast du das etwa nicht bemerkt?«
»Tomi, was erzählst du da? Doch keinen Scheiß, oder?«
»Ich erzähle keinen Scheiß, Svenja.« Jung machte eine Kunstpause und sah sie ausdruckslos an.
»Du willst mich auf den Arm nehmen! Ich kenne dich, mein Lieber!«
»Wirklich nicht, Svenja. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir das überhaupt erzählen soll.«
»Warum?«
»Weil es dich nur belasten würde.«
»Diese Entscheidung solltest du ruhig mir überlassen.«
»Das ist mir klar«, sagte Jung zurückhaltend. »Aber du wirst die Tragweite dessen, was ich zu erzählen habe, erst hinterher ermessen können.«
»Du machst es aber dramatisch, mein Lieber.«
»Es ist ernst. Es reicht, wenn ich damit belastet bin. Also, willst du die Geschichte hören oder nicht?«
»So kenne ich dich gar nicht.« Svenja zog die Stirn in Falten. »Du traust mir nicht, habe ich recht?«
»Im Gegenteil. Ich traue dir viel zu viel. Im Übrigen überlasse ich die Entscheidung ja dir. Du solltest das zu würdigen wissen.«
Svenja beugte sich vor und ergriff ihre Tasse. Sie setzte sie, ohne getrunken zu haben, wieder ab.
»Also gut. Du brauchst mir nichts zu erzählen, wenn du nicht willst. In Ordnung?«
»Bom. Muito bom.«
»Red kein Portugiesisch, Tomi, sondern komm lieber zu dieser Luftnummer. Das darfst du mir doch noch erzählen, oder etwa auch nicht?«
Jung nahm einen Schluck Kaffee und sah seine Frau über den Tassenrand an.
»Also, nun komm schon!«, drängte Svenja. »Wie kommst du überhaupt in so ein Militärdingsbums? Du kannst doch gar nicht …?«
»Yes, we can, Svenja. Tiny hat mich eingeladen. Er kennt den Kommandeur einer Militärbasis, nicht weit weg von hier. Wir haben einen Tiefflug über das Alentejo und die Küste gemacht.«
»Ist unser Nachbar nicht schon längst in Rente? Wie bist du aus der Nummer heil wieder rausgekommen?«
»Gut. Sehr gut. Hat Spaß gemacht. Aus der Luft sieht man viel mehr als am Boden«, erwiderte Jung knapp.
»Und das ist so geheim, dass ich davon nichts wissen darf? Tomi, jetzt hör endlich auf, mich zu verarschen.«
»Was ich gesagt habe, meine ich ernst, Svenja.« Jung kam nicht ins Wanken. »Nimm einen Schluck Kaffee. Er wird sonst kalt.«
»Du entwickelst dich, Tomi. So viel aufmerksame Zuwendung kenne ich von dir sonst gar nicht.«
»Das bringt mein Beruf so mit sich«, erwiderte er kühl.
Svenja stellte die Lehne ihres Gartenstuhls zurück, legte sich zurück und ließ ihren Blick über die Küste schweifen.
»Ich brauche Zeit, das zu verdauen«, bemerkte sie mehr zu sich selbst.
»Ich hole mir derweil eine Zigarre.«
Jung erhob sich und verschwand im Haus. Im Schlafzimmer überlegte er, ob er zu Svenja ins Zimmer oder ob sie zu ihm ziehen solle. Das Telefon klingelte. Jung hatte keine Lust zu telefonieren und blieb, wo er war. Dann hörte er, wie Svenja in die Diele eilte und das Gespräch entgegennahm.
»Hallo. … Wer? … Hi, Ebba. Das ist ja eine tolle Überraschung. Wie kommst du an meine Nummer? … Nein, das ist ja ’n Ding. Nett von dir, dass du dir so viel Mühe gemacht hast. Was ist denn los? … Ja, ganz prima. Du glaubst gar nicht, wie schön es hier unten ist. Ich habe auch schon Tennis gespielt. Das nächste Mal hast du keine Chance mehr.« Svenja lachte. »Was? … Ja, er ist hier. Ich habe mit ihm trainiert … Kein Neid, bitte. Unser Nachbar nervte fürchterlich. Da hab ich ein paar Trainingseinheiten genommen … Nein, nein. Super. Tomi hat
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