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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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überrascht.
    »Hat dir Amalia meine Nachricht ausgerichtet?«, fragte er.
    »Wer?«
    »Amalia, die attraktive, junge Portugiesin von der Rezeption.«
    »Ach, die. Ja, hat sie. Aber attraktiv? Ich finde, sie sieht eher aus wie eine dieser getunten Partymäuse aus dem Fernsehen.«
    Jung schwieg für eine Sekunde.
    »Ich habe mit ihr zu Abend gegessen. In einem guten Restaurant. Ich fand sie intelligent.«
    »Intelligent? Das ist das Letzte, was mir zu ihr einfallen würde«, entgegnete Svenja wegwerfend. »Aber nun erzähl doch mal. Ist er weg?«
    »Du meinst Tiny, nicht wahr? Ja. Er ist weg. Ich erzähle dir alles, wenn du da bist. Wann kommst du?«
    »Ich sitze sozusagen auf gepacktem Koffer, mein Schatz.«
    »Hast du inzwischen einen Tennisarm, oder was?«
    »Frag nicht so blöd. Ich erledige hier den Rest und setz mich ins Auto.«
    »Kennst du den Weg? Wann wirst du hier sein?«
    »Tomi, mach mich nicht dümmer, als ich bin. In rund einer Stunde bin ich da, okay?«
    »Okay. Ich freu mich. Hast du einen besonderen Wunsch?«
    »Ja. Ich möchte, dass du mir haarklein erzählst, was passiert ist. Nicht nur drei Sätze, sondern drei Stunden. Versprochen?«
    Jung lachte. »Versprochen. Ich werde mich anstrengen. Bis dann.«
    »Bis gleich.«
    Jung legte den Hörer zurück und lächelte. So kannte er seine Frau. Sie machte, was sie wollte, und scherte sich keinen Deut darum, wie andere das fanden oder vielleicht belastete, vorausgesetzt, sie selbst fand sich perfekt und fehlerlos. Manchmal schien es Jung, dass sie geradezu danach strebte, unnahbar und daher auch unangreifbar zu sein. Ihr Aufwand in dieser Hinsicht war immens.
    War es sinnvoll, ihr die Geschichte zu erzählen, fragte er sich nüchtern. Jeder zusätzliche Mitwisser war eine potenzielle Gefahr für das labile Arrangement. Er kannte seine Frau zu gut, um nicht zu wissen, dass die Kenntnis von dem, was er zu wissen bekommen hatte, sie nur belasten würde. Wenn es um Kinder ging, kannte sie kein Pardon. Sie würde darauf drängen, etwas zu unternehmen.
    Wenn er sich andererseits entschlösse, sein Wissen für sich zu behalten, würde sie spüren, dass er etwas vor ihr verbarg. Ihre Intuition war beängstigend hoch entwickelt. Und schon Tiny hatte bemerkt, dass er, Tomas Jung, ein schlechter Lügner war. Er würde gezwungen sein, eine Ausrede zu erfinden, warum Tiny von der Bildfläche verschwunden war. Oder er musste sich ein Verhalten zulegen, das seine Zurückhaltung plausibel machte. Beides würde ihm schwerfallen. Er war in solchen Dingen nicht gut. Sie würde ihn durchschauen und ihn dazu bringen, sein Schweigen zu brechen. Auch darin war sie unschlagbar. Hatte sie erst einmal Witterung aufgenommen, konnte von Urlaub keine Rede mehr sein.
    Er sollte auf ihren Verstand vertrauen, redete er sich ein, auf ihre Einsicht, dass die Aufdeckung der Tat Zeit brauchte und die Sühne eines möglichen Verbrechens in die Zukunft verschoben werden musste.
    Jung begab sich zurück auf die Terrasse und machte weiter Urlaub.
     
    *
     
    Es klingelte. Das musste Svenja sein. Jung eilte an die Haustür und öffnete.
    »Wo ist dein Koffer?«
    »Das ist ja eine herzliche Begrüßung. Hast du mir nichts Besseres zu sagen?«
    »Das letzte Mal hatte ich den Eindruck, als wenn dein Koffer das Wichtigste sei.«
    »Ach, hör schon auf. Er ist im Auto. Er ist schwer. Bitte hilf mir, ja?«
    »Komm erst einmal herein. Um den Koffer kümmere ich mich später. Herzlich willkommen!«
    »Danke. Schrecklich, wie abhängig man von diesem zivilisatorischen Plunder ist, findest du nicht auch?«
    Jung fand etwas anderes bemerkenswert, behielt das aber für sich und schwieg sich aus. Er nahm sie bei der Hand, küsste sie und zog sie ins Haus. Auf der Terrasse setzten sie sich unter den breiten Schirm und sahen sich an.
    »Du siehst wohl aus, Tomi«, begann Svenja. »Hast du dich gut erholt?«
    Jung wusste nicht recht, was er darauf antworten sollte. Nach Small Talk war ihm nicht, und für eine ernsthafte Antwort brauchte er Zeit.
    »Ich mache uns einen Kaffee, okay?«
    »Ja, wunderbar. Das ist jetzt das Richtige. Ich komme mit.«
    Als er das Wasser in die Kaffeemaschine füllte, fragte sie: »Hast du für Rosa auch Kaffee gekocht?«
    »Rosa?« Jung sah seine Frau an. »Nein. Ihre Mutter hatte es eilig. Wir haben uns nur unterhalten.«
    »Unterhalten? Worüber denn?«
    »Über dich zum Beispiel«, erwiderte Jung schmunzelnd. »Sie meint, du seist eine sehr attraktive und intelligente Frau. Sie

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