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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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ihn auf den Topf gesetzt. Aber deswegen rufst du doch nicht an, Ebba, Liebste, oder? … Nein. Wir haben ein Ferienhaus in Carvoeiro.«
    Jung hörte lange Zeit nichts. Ebba war eine Tratschtante, aber geizig. Was hatte sie trotzdem bewegt anzurufen? Er legte sich aufs Bett und wartete.
    »Woher weißt du das? … Ach so. Ich glaube eigentlich nicht daran. Die Mutter ist keine richtige Mutter, verstehst du? Vielleicht ist irgendetwas passiert.«
    Ebba musste zu einer längeren, abenteuerlichen Geschichte ausgeholt haben, denn Jung hörte lange Zeit nur einige halbherzige Versuche seiner Frau, den Redefluss ihrer Freundin zu unterbrechen. Schließlich gelang es ihr einzuhaken.
    »Also, Ebba, so etwas muss man verdrängen, sonst geht man vor die Hunde … Was? … Ja, natürlich, damit könntest du recht haben … Ach, weißt du, irgendwer wird sich dafür schon finden. Vielleicht der Ehemann, besser noch, irgendein anderer, völlig fremder Trottel, der gerade mal zur Stelle ist … Ja, kann ich mir aber nicht recht vorstellen, Ebba … Du, da muss ich dich enttäuschen. Ich kümmere mich nicht weiter darum, weißt du. Ich habe Urlaub … Nein. Der macht auch Urlaub. Er wäre doch schön blöd. Deutschland reicht doch, oder?«
    Jung hörte wieder lange Zeit nichts und wurde unruhig.
    »Ich will davon gar nichts wissen, Ebba, verstehst du? Auch wenn die beiden ihr eimerweise Medikamente verabreicht haben, was hat das mit der Entführung der kleinen Engländerin zu tun? Die machten hier Urlaub, wie ich übrigens auch, Ebba, Liebste.«
    Wieder entstand eine lange Pause. Welche Medikamente, fragte sich Jung. Der immer unwilliger werdende Tonfall in der Stimme seiner Frau lenkte seine Aufmerksamkeit zurück auf das Gespräch.
    »Ach, komm, das ist doch abwegig. Die Eltern sind Ärzte und keine Hartz-IV-Empfänger aus der Neustadt.«
    Wieder Pause. Jung fragte sich, wie Svenja das Gespräch beenden würde.
    »Du, Ebba, Liebste, können wir uns weiter darüber unterhalten, wenn ich wieder zu Hause bin? Mir geht etwas ganz anderes im Kopf herum. Ich habe gestern in Albufeira  …«
    Jung nahm eine Cohiba Siglo II aus dem Tubo und griff sich Streichhölzer und Filibuster. Auf dem Weg zur Terrasse gab er Svenja mit Augen und Händen zu verstehen, dass er mitbekommen hatte, mit wem sie sprach, und dass es besser wäre, das Gespräch abzukürzen. Sie verdrehte die Augen und winkte genervt ab. Auf der Terrasse sank Jung in seinen Stuhl, entzündete die Zigarre und sah nachdenklich aufs Meer.
    Es dauerte, bis Svenja zurück auf die Terrasse kam.
    »Was hat sie gewollt?«, fragte Jung, als sie wieder Platz genommen hatte.
    »Sie wollte von mir Neuigkeiten. Stoff für den Kaffeeklatsch. Du weißt schon.«
    »Dafür hat sie sich aber mächtig verausgabt. Sie wird dir böse sein, dass nichts Konkretes dabei herausgesprungen ist. Ich habe aus dem Schlafzimmer gelauscht.«
    »Kontrollierst du mich jetzt, mein Schatz?«
    »So würde ich es nicht formulieren. Dein Gespräch mit Ebba hat mein Interesse geweckt. Das ist alles.«
    »Ich sollte dir eine Szene machen, Tomi.«
    »Hatten wir das nicht erst kürzlich? Aber mal im Ernst. Was hatte sie denn mit Medikamenten am Hut?«
    »Sie erzählte mir von einer fernen Bekanntschaft, einem Ehepaar. Beide hatten ihrer hyperaktiven Tochter, ohne voneinander zu wissen, in guter Absicht Beruhigungsmittel gegeben. Die Kleine war danach verschwunden, keiner wusste, wohin. Dieser Fall hier erinnerte sie daran.«
    »Und? Was ist mit der Kleinen passiert?«
    »Sie ist durchgedreht. Man hat sie später irgendwo aufgegriffen. Lebend.«
    »Aha. Und jetzt wollte sie sich wichtigmachen. Ich verstehe.«
    »Sie nahm die Geschichte als Köder, um aus mir Neuigkeiten herauszupressen. Sie glaubt, wenn ich schon vor Ort bin, beschäftige ich mich ausschließlich mit dieser Entführungsgeschichte. Sie ist so. Du kennst sie.«
    »Noch Kaffee?«
    »Ja, bitte.« Sie reichte ihm ihre Tasse. »Dennoch, ihre Geschichte ist interessant«, fuhr Svenja fort.
    »Interessant? Inwiefern?« Jung nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarre und blies den Rauch gegen den Himmel.
    »Ich weiß nicht.« Sie trank von ihrem Kaffee und lehnte sich wieder zurück in ihren Gartenstuhl. »Der Schock muss ungeheuer sein.«
    »Welcher Schock? Medikamentenschock?«
    »Nein. Ich denke an die Mutter, wenn sie einsehen muss, dass sie ihrem Kind etwas angetan hat. Vielleicht versehentlich. Aber das macht es noch viel schlimmer. Es zieht ihr den Boden

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