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Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten

Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten

Titel: Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Ochsenbauer
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Unterkiefer ausgehängt werden. Ähnlich wie bei Schlangen kann derart ein großes Beutestück auf einmal verschlungen werden. Das Leben in der Tiefsee und die spärliche Nahrung macht Mutter Natur eben erfinderisch.
Gibt es Korallen in der Tiefsee?
    Denkt man an Korallen, denkt man zuerst an lichtdurchflutete Flachwasserbereiche. Das musste auch der Biologe Carl Dons in den 1930er Jahren erleben. Er war es nämlich, der erstmals aus der Dunkelheit Korallen ans Tageslicht brachte – in Norwegen übrigens, wen das genauer interessiert. Laut seiner These benötigten Korallen nicht, wie bis dato angenommen, unbedingt das Sonnenlicht, um eine Symbiose mit Algen einzugehen, die ihnen mittels Fotosynthese Zucker zukommen lassen. Doch keiner glaubte ihm.
    Erst Ende der 1990er Jahre begannen weltweit Wissenschaftler, sich genauer mit dieser von Carl Dons aufgestellten These zu beschäftigen und konnten tatsächlich in Tiefen von über 3.000 Metern noch Korallen nachweisen. Vom Nordkap bis nach Mauretanien wurden sie auf einer Länge von rund 4.500 km überall entlang der Kante der europäischen Kontinentalplatte fündig. Bei weiteren Untersuchungen entdeckten die Wissenschaftler auch, wie Korallen in diesen Tiefen überleben konnten. Im Gegensatz zu ihren Verwandten im Flachwasser müssen Tiefsee-Korallen aktiv ihre Nahrung aufnehmen. Mit Hilfe ihrer Tentakel fischen sie Plankton aus dem Wasser, das durch die am Rand der Kontinentalplatte besonders starke Strömung an sie herangetragen wird.
    Bedingt durch diese Mangelernährung wachsen Tiefsee-Korallen auch nicht so rasch wie ihre Artverwandten in tropischen Gefilden. Gerade einmal maximal 2,5 Zentimeter pro Jahr beträgt ihr Wachstum. Umso überraschter waren die Forscher, als sie vor Irland ein Tiefsee-Korallenriff fanden, dass über 200 Meter hoch war. Es muss bereits etliche tausend Jahre alt sein.
    Wie lange die Korallenriffe der Tiefsee noch existieren, ist allerdings fraglich: durch Übersäuerung der Weltmeere und Tiefsee-Schleppnetzfischerei droht ihnen die endgültige Zerstörung. Und das alles für ein paar Fischstäbchen.
Was ist ein Tiefsee-Anglerfisch?

    Der wohl bekannteste – und auch häufigste – Vertreter der Tiefsee-Fische ist wohl der Anglerfisch ( Ceratioidei ), der in Tiefen von rund 200 bis über 4.000 Meter vorkommen. Kein Artikel, Buch oder Film, der sich mit dem Thema Tiefsee beschäftigt, kommt um diesen wahrlich skurrilen Fisch herum. Was ihn vor allem sofort erkennbar macht, ist seine namensgebende »Angel«, genauer gesagt ein leuchtender, rutenartiger Fortsatz am Kopfende, der Leuchtbakterien beheimatet, mittels derer der Anglerfisch Beutefische anlockt. Die Tiefsee-Anglerfische unterteilen sich in 13 Familien mit 160 Arten und sind in allen Weltmeeren zu finden. Soweit einmal zu den grundsätzlichen Details, die es über diese Tiere zu wissen gibt. Wirklich interessant wird es, wenn man sich den Fisch genauer ansieht. Er ist nämlich extrem hässlich.
    Der Tiefsee-Anglerfisch ist zumeist dunkelbraun bis schwärzlich, kann aber auch unpigmentiert bis durchscheinend sein. Auf einem wahrlich plumpen, fetten Körper sitzt ein riesiger, mit langen Zähnen »bewaffneter« Kopf, der bis zur Hälfte der Gesamtgröße ausmacht, und auf diesem wiederum – in den meisten Fällen – die charakteristische »Angel«. Die größten Vertreter der Tiefseeangler sind übrigens die Weibchen, die – je nach Gattung – zwischen 5 und 150 cm groß werden und auch als einzige eine Leucht-Angel ( Illicium ) besitzen. Wahrscheinlich um hübscher auszusehen, wer weiß.
    Die Männchen wiederum sind im Verhältnis zu den Damen bedeutend kleiner und lassen sich von ihren Partnerinnen ernähren. So kann etwa ein 1,5 Meter großes Weibchen ( Ceratias holboelli ) durchaus einen 1,5 cm großen Sexualpartner haben (also den ganzen Fisch, meinen wir). Damit das in der Praxis auch funktionieren kann, sind die Männchen kurz nach der Metamorphose vom Laich zum Fisch bereits geschlechtsreif und machen sich auf die Suche nach einer geeigneten Partnerin. Haben sie diese aufgrund ihres guten Seh- und Geruchssinns dann in der Tiefsee gefunden, verbeißen sie sich an ihrer Auswählten. So leben sie denn glücklich und zufrieden bis zum Ende ihrer Tiefseetage bei ihrer Partnerin und verwachsen auch im Lauf ihres Lebens mit dieser. Einzig die Sauerstoffaufnahme erfolgt noch über die eigenen Kiefer, der Rest wird durch das Weibchen erledigt.
    Dieses hat wiederum den Vorteil,

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