Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
Haie – aber das ist nicht immer richtig. In diesem Fall ist nämlich ein Wal der größte Räuber der Tiefsee, genauer gesagt der Pottwal ( Physeter catodon bzw. Physeter macrocephalus ), der es mit seiner Namensfindung nicht leicht hat. Seinen deutschen Namen verdankt er der Kopfform, die ein wenig an einen Topf (niederdeutsch: Pott) erinnert, seinen englischen Namen »Spermwhale« der milchig-weißen Substanz in seinem Kopf, dem sogenannten Spermaceti (aus dem Lateinischen »Sperma des Seeungeheuers«). Dass er zudem gleich zwei lateinische Bezeichnungen hat, verdankt er der Tatsache, dass die Wissenschaftler sich nicht einigen können, welche der beiden nun tatsächlich die einzig gültige ist.
Pottwale werden bis zu 18 Meter groß, 50 Tonnen schwer und jagen in Tiefen von bis zu 3.000 Metern in allen Ozeanen unseres Planeten. Sogar in den Polarregionen wurden diese mächtigen Tiere bereits bei der Jagd beobachtet. Die Dauer eines Tauchgangs dieser Luft atmenden Säugetiere kann dabei bis zu 80 Minuten betragen. Um keine Dekompressionserkrankung durch überschüssigen Stickstoff zu bekommen, wird dieser in ihrem Spermaceti-Organ zwischengelagert, wo er keinen Schaden anrichten kann. Zugleich dient dieses Organ auch als Schutz für den Kopf, der oft bei Angriffen als Rammbock eingesetzt wird.
Den spektakulärsten jemals verzeichneten Angriff eines Pottwals hat dabei ein Walfänger im Jahr 1820 zu verzeichnen: Ein Pottwal rammte den rund 300 Tonnen schweren Segler Essex mehrere Male so stark, dass dieser schließlich unterging. Dieser historische Vorfall diente als Vorlage zum Buch »Moby Dick« von Herman Melville.
In den Tiefen der Weltmeere zählen vor allem Riesen-Kalmare zur Lieblingsspeise dieser beeindruckenden Groß-Räuber. Da diese sich aber durchaus zu verteidigen wissen, werden sehr oft Pottwale mit riesigen Abdrücken von Saugnäpfen entdeckt, die von einem solchen Kampf Zeugnis abgeben.
Aufgrund der erst sehr späten Geschlechtsreife von 20 Jahren beim Männchen und acht Jahren beim Weibchen sowie der Tatsache, dass diese nur alle vier bis sechs Jahre ein Junges zur Welt bringen, gelten Pottwale als besonders gefährdet, was sich auch in den diversesten Artenschutzabkommen niederschlägt. Wir können nur hoffen, dass es noch möglichst lange diese beeindruckenden Top-Räuber in den Tiefen unserer Weltmeere gibt, bricht doch ohne Top-Räuber ein Ökosystem binnen kürzester Zeit zusammen, wie Wissenschaftler herausgefunden haben.
Wo leben Mondfische?
Der bis zu 3 Meter lange und 4 Meter hohe Mondfisch ( Mola mola ) ist mit seinem Gewicht von bis zu 1,8 Tonnen der größte Knochenfisch der Welt. Und die Weltmeere als Ganzes sind auch seine Heimat. Gelegentlich sieht man Mondfische an der Wasseroberfläche treiben. Sie lassen sich dann von Meeresvögeln Parasiten aus der Haut picken – und genießen dabei gleichzeitig ein paar Sonnenstrahlen. Dann wiederum wurden Mondfische in der Tiefsee in bis zu 1.000 Metern Tiefe nachgewiesen – und zwar in allen tropischen und subtropischen Ozeanen unseres Planeten, aber auch durchaus mal im europäischen Teil des Atlantiks. Als Verteidigung gegen Fressfeinde haben sie eine bis zu 15 cm dicke Haut, die sie wirkungsvoll schützt.
Was den Mondfisch ebenfalls noch so besonders macht, ist die Anzahl seiner Nachkommen. Weibliche Mola Molas legen bis zu 300 Millionen Eier auf einmal. Die schlüpfenden Jungtiere sind dann zwar nur 2,5 mm klein, legen in den ersten 15 Monaten aber satte 400 kg zu. So schlecht kann der evolutionäre Entwicklungsprozess des Mondfisches in jedem Fall nicht gewesen sein, wurden doch bereits fossile Mola Molas aus dem Eozän vor 55,8 Millionen Jahren gefunden.
Was sind Flohkrebse?
Seit mindestens 40 Millionen Jahren bevölkern Flohkrebse ( Amphipoda ) unsere Weltmeere. Die zur Ordnung der Krebstiere gehörenden Tierchen sind nahe mit den Asseln verwandt, was man auch an ihrem seitlich abgeplatteten Körper deutlich sehen kann – sofern man sie sehen kann. Flohkrebse sind nämlich nur zwischen einigen Millimetern und meistens maximal zwei Zentimetern groß. Meistens deshalb, da es vor allem in der Tiefsee auch Arten gibt, die bis zu 28 Zentimeter groß werden können: die Alicella gigantea und die Thaumatops loveni. Diese Mega-Exemplare fand man im Jahr 2012 bei einer Forschungsexpedition im 10.047 Meter tiefen Kermadecgraben vor der Küste Neuseelands.
Weltweit soll es rund 35.000 unterschiedliche Arten geben, von denen derzeit
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