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Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten

Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten

Titel: Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Ochsenbauer
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gerade mal 6.000 beschrieben und wissenschaftlich erfasst sind.
    Um unter Wasser atmen zu können, haben auch Flohkrebse Kiemen, diese sind allerdings nach innen verlagert und ragen in eine Art »Kanal«, der von Lauf- und Schwimmbeinen gebildet wird. Bewegen sich die Beinchen, wird ein Wasserstrom gebildet, der die Kiemen mit frischem Wasser versorgt.
    Der längste jemals für ein Lebewesen vorgeschlagene taxonomische Name wurde übrigens im Jahr 1927 vom polnischen Naturforscher Benedykt Dybowski für einen Flohkrebs, den er in den Tiefen des Baikalsees fand, zur Registrierung eingereicht: »Gammaracanthuskytodermogammarus loricatobaicalensis« sollte das Tierchen seinem Willen nach heißen. Die Registrierungsbehörde lehnte diesen (überlangen) Unfug jedoch schnell ab.
Was ist eine Yeti-Krabbe?
    Rund 1.500 km südlich der Osterinseln hatten Wissenschaftler des Ifremer im Jahr 2005 im Rahmen der Volkszählung der Weltmeere in 2.200 Meter Tiefe eine mehr als seltsame Begegnung. Aus den Luken ihres Tauchbootes ALVIN konnten sie am Rande eines hydrothermalen Feldes einen knapp 15 cm großen Krebs entdecken, der über und über mit weißen Haaren bedeckt war und gelbe Dornen an den Extremitäten der Chelipeden aufwies. Zwar hatten sie bereits davon gehört, dass Kollegen des deutschen Forschungsschiffes Sonne ein solches Tier bereits im Jahr 2001 beschrieben hatten, doch konnte es damals weder eingesammelt noch fotografiert werden. Hier war sie also nun – die berühmte Yeti-Krabbe ( Kiwa hirsuta ).
    Ihren Namen verdankt das Krustentier dem Humor der sie klassifizierenden Wissenschaftler. »Kiwa« heißt die polynesische Göttin der Krebstiere, »hirsuta« bedeutet schlicht und einfach »haarig«. Die haarige Göttin der Krebse lebt also hier, im Bereich der Schwarzen Raucher. Den Trivialnamen Yeti-Krabbe verdankt sie natürlich ebenfalls ihrem Fellkleid, das an den legendären Yeti erinnert, obwohl die Bezeichnung Krabbe irreführend ist, da es sich eigentlich um einen Krebs handelt.

    Aufgrund der ewigen Dunkelheit in ihrem Lebensraum ist die Yeti-Krabbe blind. Sie weist zwar Augen auf, diese sind aber ohne Pigmente, und daher unbrauchbar. Man vermutet, dass ihr Fellkleid, also ihre Borsten, als Sensoren dienen. In diesen Borsten haben sich auch Bakterien angesiedelt, die vermutlich ihren Teil zur Nahrungsaufnahme der Krabbe beitragen. Das borstige Tier lebt zum Teil von Aas aus der Tiefsee.
    Mittlerweile weiß man, dass Yeti-Krabben zumindest an drei hydrothermalen Feldern im südlichen Pazifik vorkommen, nämlich am Sebastian's Steamer in 2.204 Metern Tiefe, an Pâle Étoile in 2.215 Metern Tiefe und an Annie's Anthill, das in einer Tiefe von 2.228 Metern liegt. Man kann aber wohl getrost davon ausgehen, dass es weltweit noch etliche Vertreter dieser seltsamen Krebsart gibt.
Wie groß werden Tiefsee-Asseln?
    Im Gegensatz zu ihren Verwandten an Land, die gerade mal bis zu fünf Zentimeter groß werden, können Tiefsee-Riesenasseln ( Bathynomus ) eine enorme Größe erreichen: Mit einer Länge von bis zu 45 cm und einem Gewicht von bis zu 1,7 kg stechen diese Meeresinsekten durchaus aus ihrer Umgebung hervor. Vor allem am Meeresboden des Atlantischen und des Pazifischen Ozeans vermuten Wissenschaftler riesige Vorkommen dieser Tiere in Tiefen von über 2.000 Meter.
    Erstmals nachgewiesen wurden Riesenasseln durch den französischen Zoologen Alphonse Milne-Edwards, der 1879 ein Jungtier der Gattung von Bathynomus giganteus aus dem Golf von Mexiko gefischt hatte. Heute unterscheidet man neun verschiedene Arten.

    Ähnlich ihren landverbundenen Artgenossen ist der Körper der Riesenassel von einem kalkhaltigen, aus schuppenförmigen Segmenten bestehenden, Exoskelett geschützt, und weist zwei Antennenpaare am Kopf auf. Sieben Beinpaare ermöglichen ihr eine rasche Fortbewegung am Meeresboden, die Nahrung wird über ein zu Mundwerkzeugen umfunktioniertes achtes Paar eingenommen. Was besonders interessant ist, ist die Tatsache, dass Tiefsee-Riesenasseln enorm vergrößerte Augen besitzen. Sie dürften als eine Art Restlichtverstärker in der Dunkelheit der Tiefsee fungieren.
    Mit ihrer Hilfe suchen die Allesfresser ihre schlammige Umgebung nach verwertbaren Nahrungsresten, zumeist tote Wale, Fische und Kraken, ab, und begeben sich zu Tisch. Finden sie ein reichhaltiges Nahrungsangebot vor, fressen Riesenasseln so viel auf Vorrat, dass sie sich anschließend kaum noch bewegen können. Aber diese Eigenschaft kennen wir ja

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