Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
können.
Wer war Alfred Merz?
Der österreichische Meereskundler Alfred Merz (geb.24. Januar 1880, gest. 16. August 1925) war nach seinem Studium an der Universität Wien ab1910 am Institut für Meereskunde in Berlin tätig und beschäftigte sich dort mit der Erforschung der Weltmeere. Seine wohl bekannteste Expedition führte ihn dabei kurz vor seinem Tod noch an Bord des deutschen Vermessungs- und Forschungsschiffes »Meteor«, wo er als wissenschaftlicher Leiter an der von ihm organisiertengroßen Deutschen Atlantischen Expedition teilnahm. Zwischen dem 16. April 1925 bis zum 2. Juni 1927 wurde dabei der Atlantik intensiv vermessen. Zum Einsatz kam dabei auch erstmals das 1913 vom deutschen Physiker Alexander Behm entwickelte Echolot. Bei 14 Ost-West Profilen wurde der Atlantische Ozean zwischen Südamerika und Afrika mit insgesamt 67.000Echolotungen vermessen. Insgesamt legte die »Meteor« in diesen zwei Jahren 67.535Seemeilen zurück. Durch seinen frühen Tod am Beginn der Reise konnte Merz den größten Triumph nicht mehr miterleben: Am 18. Februar 1926 entdeckten die Forscher eine Unterrwasserbank, die auf nur 560 Meter Tiefe aufragte. Sie bekam von der Mannschaft den Namen»Meteor-Bank« verliehen. Ein weiterer Triumph gelang dem Team nördlich der Süd-Sandwich-Inseln und östlich von Südgeorgien: hier zeigte das Lot die tiefste Stelle im Atlantik. Diese Meerestiefe von 8.264 Meter wird heute zu Ehren dieser Forschungsfahrt als »Meteor-Tief« bezeichnet. Die Ergebnisse dieser Reise füllten insgesamt 16 Bände wissenschaftlicher Werke und erschienen nach und nach bis 1941. Die letzten Details dieser Expedition wurden erst in den1960er Jahren endgültig ausgewertet. Alfred Merz hat von all dem nichts mehr mitbekommen – er lag zu diesem Zeitpunkt bereits in seinem Heimatort Perchtoldsdorf, einem bekannten Weinort, an seiner letzten Ruhestätte. Die von ihm organisierte Expedition und ihr Erkenntnisse ist aber verbunden mit seinem Namens in die Geschichte der Tiefsee-Forschung eingegangen.
Was bezeichnet man als Galathea-Expedition?
Meeresexpeditionen werden häufig nach den beteiligten Schiffen benannt. Nicht so die Galathea-Expeditionen. Nur die erste von drei Expeditionen wurde nach der Korvette Galathea benannt. Diese dänische Expedition führte zwischen 1845 und 1847 rund um die Welt und brachte einige neue Erkenntnisse. Sie ist aber für dieses Buch nicht so interessant. Wir wollen uns der zweiten gleichnamigen Expedition widmen, die sinnigerweise Galathea 2 genannt wird. Knapp über 100 Jahre nach der ersten Weltumsegelung, wollte der dänische König Frederik IX eine weitere, umfassendere Erkundung der Weltmeere durchführen. Eigentlich sollte diese exakt 100 Jahre nach der ersten erfolgen, allerdings kam da der 2.Weltkrieg dazwischen. Verantwortlich für diese neue Expedition war ein junger dänischer Journalist und Autor, Hakon Mielche. Dieser hatte 1941einen Bericht über einen Vortrag des Zoologen Dr. Anton Frederik Bruun gelesen, indem dieser die Existenz von riesigen Seeschlangen und ähnlichen mystischen Wesen in den unerforschten Tiefen der Weltmeere für durchaus möglich hielt. Sehr zum damaligen Amüsement der Zuschauer. Nachdem Mielche Dr. Bruun persönlich kennengelernt hatte, schlossen sie sich – gemeinsam mit den Grönländer Forschern Eigil Knuth und Ebbe Munch, sowie dem Mongolischen Experten Henning Haslund-Christensen zusammen und gründeten im Jahr 1945 die Dänische Expeditions Foundation. Diese sollte die benötigten Gelder für ihr Vorhaben auftreiben. Mit Unterstützung des dänischen Königs und der Regierung wurde dabei auch durchaus Kreativität an den Tag gelegt, so erhob man z.B. extra Steuern auf Zigaretten, um die Expedition zu finanzieren. Im Oktober 1950 war es endlich soweit und das britische Dampfschiff HMS Leith, das man kurzerhand in HDMS Galathea umgetauft hatte, konnte Kopenhagen verlassen. Zwei Dampfmaschinen trieben das 80 Meter lange und 11 Meter breite Schiff auf eine Maximalgeschwindigkeit von 12 Knoten. Der abgesteckte Kurs sollte demjenigen der ersten Galathea-Expedition folgen, aber bessere Erkenntnisse bringen – und dem war dann auch so. Als die 100köpfige Crew nach zwei Jahren wieder in Kopenhagen anlegte, hatten die Forscher mehr erreicht, als sie sich je zu träumen gewagt hätten. Neben unzähligen Tiefsee-Bewohnern, die sie entdeckt und klassifiziert hatten, wurde im Juli 1951 im westlichen Pazifik, im Zentrum des Philippinengrabens
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